Politik | Krisensituationen

Eine Krise kommt selten allein

Scheint eine Krise überwunden, klopft bereits die nächste an die Tür und mit ihr eine Reihe unvorhersehbarer Szenarien. Auch für den lokalen Arbeitsmarkt.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: AFI IPL

Die letzten beiden Jahre waren geprägt von Covid-19-Inzidenzwerten, Neuinfektionszahlen und einem Wechselspiel zwischen Restriktionslockerungen und -verschärfungen. Und doch beschäftigt die meisten europäischen Arbeitnehmer und -geber ein komplett anderes Szenario: der Ukraine-Konflikt im Osten Europas. 

Seit nunmehr 121 Tagen tobt in der Ukraine der Krieg gegen Russland und die Aussicht auf eine diplomatische Konfliktlösung rückt in immer weitere Ferne. Dies stellt nicht nur eine erhebliche Belastung für die ukrainische und russische Wirtschaft dar, sondern bedroht mitunter auch die globale Wirtschaft, zumal viele international tätige Unternehmen wie Ikea, McDonald’s oder MasterCard aufgrund der Schließungen ihrer russischen Sitze einen großen Absatzmarkt verlieren. Ein weiteres Problem stellt die Abhängigkeit vieler Industriestaaten von russischen Rohstoffen, insbesondere vom dort gewonnenen Erdgas dar. Die Folge: die Rohstoffe werden immer teurer, die Inflation macht sich beim täglichen Einkauf bemerkbar und die Stimmung in der Arbeitswelt geht langsam, aber sicher in leichten Pessimismus über.
Diese Veränderung der Stimmung spiegelt sich auch in den Umfragewerten der Frühjahrsausgabe des AFI-Barometers wider: bei einem Vertrauensindex von +100 (beste Bewertung) und -100 (schlechteste Bewertung) liegt der aktuelle Index bei -19, bewegt sich also in eine deutlich negative Richtung. Im Vergleich zum Wert von +24 aus der Umfragewelle im Sommer 2021 ist die Stimmung der Arbeitnehmer um rund 43 Punkte gesunken. Die anfängliche Euphorie über ein Ende der Coronakrise hat sich ebenso wenig bewahrheitet wie die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Russland-Ukraine-Krieges. Eine der größten Sorgen der Arbeitnehmer stellt seit einiger Zeit die Gefahr dar, finanziell nicht mehr über die Runden zu kommen. Lohnausgleich, Kündigungen und massive wirtschaftliche Ausfälle haben zu Pandemie-Hochzeiten ganze Branchen bestimmt und sind auch weiterhin omnipräsent, wenn auch in geringerem Ausmaß. 

Sorgenkind Energiekrise

Das große Sorgenkind trägt für die Südtiroler Wirtschaft nicht mehr den Namen Covid-19, sondern Energiekrise. Steigende Strom- und Benzinpreise verteuern die Produktion von Gütern um ein Vielfaches, was sich folglich auch auf die Endpreise auswirkt. Die Teuerungsrate in Südtirol betrug im Monat April 2022 rund 8% und liegt somit rund 2 Prozentpunkte höher als der italienische Durchschnitt von 6%. Diese Tatsache stellt landesweit wenig Grund zur Freude dar, zumal die Leidtragenden vor allem jene Familien sind, die sich bereits in einer finanziell prekären Lage befinden. Die Energiekrise nagt nicht nur an den Reserven von Unternehmen, sondern hat auch zur Folge, dass die Strom- und Gasrechnungen für private Haushalte in die Höhe geschnellt sind. Die teilweise vierstelligen Beträge sind der Grund, weshalb momentan viele Familien etwas kürzertreten müssen und somit der verhofften wirtschaftlichen Prosperität ein Dorn im Auge sind. 

Kostenfaktor Auto

Die steigenden Kraftstoffpreise stellen vor allem für berufsbedingte Pendler eine große Belastung dar, zumal nicht alle Ortschaften in Südtirol über das öffentliche Verkehrsnetz erreichbar sind und viele Einwohner deshalb auf das eigene Auto als Hauptfortbewegungsmittel angewiesen sind. Laut einer Umfrage im AFI-Barometer – Frühjahr 2020 fährt rund die Hälfte der Arbeitnehmer hauptsächlich mit dem Auto zur Arbeit. Ob sich dies aufgrund der abflachenden Corona-Werte verändert hat, wurde bis dato nicht untersucht. Steigende Spritpreise sorgen möglicherweise beim einen oder anderen dafür, den „Luxus“ des eigenen Autos für die tägliche Pendlerstrecke in Frage zu stellen und eine etwas längere und aufwändigere Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Erwägung zu ziehen.  
Wie sich die russisch-ukrainische Krise weiterentwickeln wird, ist weitgehend unklar. Genauso unklar sieht es um die wirtschaftliche Lage der restlichen Welt aus, sodass staatliche Unterstützungsmaßnahmen für Familien und Unternehmen in Not momentan die einzige Lösung darstellen. Bleibt abzuwarten, wie die Stimmung der Arbeitnehmer im Sommer ausfallen wird.
 

Ein Artikel der freien AFI-Mitarbeiterin Karin Inama

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Do., 30.06.2022 - 06:43

Um sicher in den %-Sätzen für die Ausgleichszahlungen von Corona zu sein, haben nicht wenige Firmen die weiter produzieren hätten können, die Arbeit eingestellt.
Das hat nach der Lockerung der einschränkenden Maßnahmen, zu Engpässen bei verschiedenen Produkten geführt, auch weil die Verteiler in Erwartung eines noch höheren Preises erst verkauft haben, wenn sich die Ware bis zur Magazintür gestapelt hat.
Inzwischen sind bei einigen Produkten, die Preise wieder auf die vor-Corona-Ebene + dem unsinnig befeuerten Inflationsschub zurück gefallen.

.die Inflation befeuerte Verteuerung zurück-gefallen.

Do., 30.06.2022 - 06:43 Permalink