Gesellschaft | Kinderbetreuung

Baustelle oder Vorzeigemodell?

Die Kleinkindbetreuung in Südtirol: Die Sichtweise der Betreuer und eine Anhörung alle Beteiligten im Landtag, deren Zustandekommen äußerst schwierig war.
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Foto: upi
Derzeit ist das Thema Kinderbetreuung in aller Munde. Seit langem debattiert man dabei über Themen wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Beschäftigungspolitik, individuellen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Qualitätskriterien, Qualitätsverbesserung, Kosten und Mehrkosten und Tarifreduzierungen.
Vor dem Kindergarten stehen in Südtirol mehrere Angebote der Kleinkindbetreuung zur Auswahl: Kinderhorte, Kindertagesstätten und Tagesmütter/-väter.
Das Land Südtirol hat in den vergangenen Jahren dafür die entsprechenden Weichen gestellt, diese reichen von der Tarifreduzierung für die Familien über den quantitativen Ausbau der Betreuungsplätze bis hin zur Qualitätsverbesserung der Dienste“, bestätigen die Geschäftsführerin des Landesverbandes für Sozialberufe Marta von Wohlgemuth und der Tagesvater Philipp Tommasini.
Gleichzeitig merken sie aber kritisch an: „Wer in diesem Kontext eine Nebenrolle einnimmt, sind die Berufe in der Kleinkindbetreuung und dass muss sich ändern.“
 
 
Der Landesverband für Sozialberufe weist darauf hin, dass neben den Bedürfnissen und den wirtschaftlichen Aspekten der verschiedenen Organisationen und Einrichtungen und jenen der Eltern die eine hohe Flexibilität erfordern, auch die Kinderbetreuerinnen, Tagesmütter und Väter eine gerechte Entlohnung und dadurch Planungssicherheit für Ihre Lebensplanung und Lebensgestaltung brauchen.
Diese Problematik war auch eines der Hauptthemen auf einer Informationsveranstaltung, die der Landesverband der Sozialberufe vor drei Wochen organisiert hat. Dabei haben sich die Kinderbetreuer/innen und Tagesmütter/Väter auch mit Landesration Waltraud Deeg getroffen. Die klare Forderung dabei: En tragfähiger Landeszusatzvertrag, um neben anderen, auch das Thema Lohngerechtigkeit zu regeln. Ein erster Entwurf dieses Zusatzvertrages soll der Landesrätin in Kürze von den Gewerkschaften zugestellt werden.
 

Die Anhörung

 
Auch dieses Thema wird bereits am kommenden Montag  angesprochen werden. Am Vormittag geht  die öffentliche Anhörung “Kleinkindbetreuung: Baustelle oder Vorzeigemodell” im Palais Widmann über die Bühne. Dabei soll das Thema Kleinkindbetreuung von verschiedenen Seiten beleuchtet werden.
Organisiert wird sie von allen Oppositionsparteien des Südtiroler Landtages gemeinsam. „Der Weg zu dieser Veranstaltung war ein steiniger, umso mehr freut es mich, dass zum ersten Mal alle Fraktionen der Opposition gemeinsam an einem Strang ziehen“ fasst Maria Elisabeth Rieder vom Team Köllensperger zusammen. Bereits im Frühling stellte das Team Köllensperger im Landtag einen Antrag für eine Anhörung aller Beteiligten der Kleinkindbetreuung. „Wie so oft, wurde dieser Antrag in der Gesetzgebungskommission von der Mehrheit abgelehnt“, erklärt Rieder. 
 
 
Und weiter: „Da diese Ablehnung auch für die anderen Fraktionen unverständlich war, beschlossen wir, gemeinsam eine Anhörung zu organisieren. In vielen Gesprächen mit Eltern, Personal, Sozialgenossenschaften und Gemeinden erkannten wir nämlich die Notwendigkeit, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und zu Wort kommen zu lassen. Bisher war das nie geschehen.