Gesellschaft | Prävention

Aufzeigen, hinzeigen

Mit 4 neuen Projekten soll Gewalt – in all ihren Formen – thematisiert werden. Nicht nur reagieren, sondern verhindern, lautet die Devise von Forum Prävention und Land.
Gesichter der Gewalt
Foto: Pixabay

Sie hat viele Gesichter, ist nicht immer sofort zu erkennen, versteckt sich oft und betrifft nicht nur die, von denen die Medien berichten. Gewalt ist auch kein reines Jugendthema, betrifft nicht nur Opfer und Täter, sondern geht uns als Gesellschaft an.

Hat die sichtbarste Form von Gewalt, die körperliche Gewalt im öffentlichen Raum, zugenommen? Ist die Kampagne – samt Video, in dem erklärt wird, was man tun kann, wenn man Zeuge von Gewaltsituationen in der Öffentlichkeit wird –, die das Forum Prävention jetzt lanciert, eine Reaktion auf steigende Gewalt? “Nein”, betont Lukas Schwienbacher. Der Grund für die landesweite Kampagne, die über Medien, Jugendeinrichtungen, Lokale und Verkehrsmittel verbreitet wird, ist ein anderer. “Immer wieder wenden sich Menschen an uns, die sagen, dass sie nicht wissen, wie sie sich in solchen Situationen richtig verhalten sollen. Außerdem sind uns Fälle bekannt, in denen falsch gehandelt wird und sich Außenstehende selbst in Gefahr bringen”, erklärt der Leiter der Fachstelle Gewalt im Forum Prävention.


Die Kampagne “Hinschauen und Handeln” ist nur eines der vier Projekte, die am Freitag Vormittag präsentiert werden. Bereits 2015 wurde bei einem Netzwerktreffen zwischen Politik und dem Forum Prävention ein Konzept ausgearbeitet für die “Prävention und Reduktion von Gewalt und Extremismus in Südtirol”. Die Basis dafür ist ein Maßnahmenkatalog, den die damalige Landesregierung 2010 ausgearbeitet hat. Zwei Jahre nachdem im Zuge der “Operation Odessa” 16 junge Neonazis verhaftet wurden. Woraufhin ein Runder Tisch und eine Erhebung zum Thema “Extremismus in Südtirol” in Auftrag gegeben wurden. Mit der Erkenntnis, dass es für Extremismus nicht eine, sondern eine Reihe von Ursachen gibt, wie der Koordinator des Forum Prävention, Peter Koler, erinnert.

Wie für jede Form der Gewalt. Um dieser zuvorzukommen, sie zu verhindern und zu verstehen, wo sie entsteht, ist Präventionsarbeit wichtig. Das hat auch die Politik erkannt. “Unsere Zielsetzung ist es, nicht unter Druck zu handeln, erst, wenn etwas passiert ist, sondern vorauszudenken”, sagt Landesrat Philipp Achammer. Diesen Ansatz verfolgen die vier Projekte, die heute vorgestellt und teilweise gestartet wurden.

Mit der Kampagne “Hinschauen und Handeln” soll die Zivilcourage gefördert werden, “Die vielen Gesichter von Gewalt” zielt darauf ab, die Bevölkerung zu informieren “und eine bewusste und kritische Haltung gegenüber den Themen Gewalt und Extremismus zu schaffen”, erklärt Sara Trevisiol, die ebenfalls für die Fachstelle Gewalt im Forum Prävention arbeitet. Gestartet wird die Kampagne mit einem Video über Rassismus, weitere sollen folgen.
“NO HATE! Schweigen bringt nichts!” ist für Schulklassen gedacht und will Diffamierung, Demütigung, Verleumdung und Diskriminierung im Netz thematisieren. Und schließlich gibt es am 19. April die Tagung “Strukturelle Gewalt”. Sprachgruppen-, kulturen- und strukturenübergreifend sollen bestehende Angebote bestmöglich miteinander vernetzt werden. Denn: “Nur wenn wir alle aufmerksam und wachsam sind, kann es gelingen, Gewalt zu vermeiden”, zeigt sich Landesrat Achammer überzeugt.