Kultur | Jugendkultur

Zukunft Musik Festivals?

Das Musikfestival „S.Tream“ fand live und online statt, um zu zeigen: Die Südtiroler Kulturszene lebt noch. Werden so die Festivals der Zukunft aussehen?
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Crowd - Crazy Castle Festival
Foto: Southtyrol Music Festivals

Statt eines Vorhangs, öffnet sich ein Webfenster. Statt von beschwipsten Festivalbesucher*innen angerempelt zu werden, rempelt man selbst den rumstehenden Staubsauger im Wohnzimmer um. Und statt in die Hände, hauen die Zuschauer ordentlich in die Tasten, um mit virtuellem Applaus ihre Begeisterung kund zu tun. So läuft es ab, das Festival im Corona-Jahr 2020 - online, aber dennoch live und mit einer Energie, die sich durch das World Wide Web hindurch spüren lässt.

Auch die Südtiroler Musikszene wollte zeigen: Die Kunst ist noch lange nicht tot, und gab ein starkes Lebenszeichen: Am 11. Dezember traten Neun Musiker*innen aus ganz Südtirol live vor die Kamera und gaben von ihren Wohnzimmern und Proberäumen aus, ihre Musik zum Besten. Jeder Live-Act wurde von einem Musikfestival eingeladen- gemeinsam bildeten die neun Musikfestivals und Auftritte das Online Festival „S.Tream.“

Begleitet wurde die Organisation des S.Tream-Festivals vom Dachverband Netz offene Jugendarbeit. Bereits vor zehn Jahren kam es zu einem ersten Austausch unter den Südtiroler Festivals. 2018 wurde die Zusammenarbeit professionalisiert und die Organisation South Tyrol Music Festivals wird seitdem vom Netz offene Jugendarbeit unterstützt. „Viele der Festivals sind von Jugendzentren und Jugendkulturvereinen organisiert, daher wurde die Koordination bei der offenen Jugendarbeit angesiedelt,“ erklärt Simon Feichter vom netz | Offene Jugendarbeit.

Mit dem Online Festival wollte das Team weniger ein perfektes professionelles Festival auf die Beine stellen, sondern die Botschaft vermitteln: Wir sind noch da, wir unterstützen die Kunst, und wir sind motiviert. „Wir wollten vor allem junge Musiker*innen unterstützten, die vielleicht noch keine große Fangemeinschaft haben, und es in dieser Zeit schwerer haben,“ berichtet Feichter. Jede*r Künstler*in erhielt eine Gage, die Zuschauer konnten sich mit einer Spende beteiligen. So profitierten sowohl die Musiker*innen, als auch viele junge Zuschauer. „Es ist wichtig, die Jugendkultur aufrecht zu erhalten,“ fügt Feichter hinzu, „denn für Jugendliche fällt nicht nur die Live Musik weg, sondern auch das Gefühl der Gemeinsamkeit. Da wollten wir ein Zeichen setzen.“

Trotz der Schwierigkeit, alle Acts auf eine Plattform zu bringen, und kleinerer technischer Fehler, verlief das Live Event glatt und erreichte eine gute Reichweite: Durchschnittlich 100-120 Zuschauer waren live zugeschaltet, am Ende wurde der Festival Stream rund 4.000 Mal aufgerufen. Auch die Kommentare bezeugen Begeisterung beim Publikum. Besonders schätzt Feichter die technische Vorbereitung, die den Musiker*innen vor dem Festival ermöglicht wurde: „Es war fast schon ein Workshop, wie man online Konzerte veranstaltet. Das sind sicher relevante Kenntnisse, die man auch in Zukunft verwenden kann.“

Neun Festivals vereint in einem S.TREAM - | ©Southtyrol Music Festivals

 

Ob die Festivals der Zukunft alle online stattfinden werden? Das hofft Feichter nicht: „Die Festivalkultur lebt von der Nähe zwischen Publikum und Musiker, und beruht auf menschlichen Kontakt, auf das Zusammensein im Freien.“ Auch wenn ein Stream dem Feeling am nächsten komme, auf Dauer könne das kein Ziel sein.

Was den kommenden Sommer angeht, müsse man aber noch abwarten und schauen, was möglich sein wird. „Wir können sicher viel von der vorherigen Saison lernen, müssen aber schauen, einen Kompromiss zu finden: Wie können Festivals funktionieren, trotz Einschränkungen,“ betont Feichter. Möglich seien etwa Schnelltests für eine Teilnahme, aber da müssten Experten hinzugezogen werden.

Feichter hofft auf eine baldige Reaktion vonseiten der Politik: „Die Planung für die Festivalsaison hätte schon längst angefangen. Viele können natürlich die Planung der 2020 ausgefallenen Festivals übernehmen. Dennoch sollte man spätestens Anfang des Jahres Bescheid wissen, was möglich sein wird, um sich vorbereiten zu können.“ Gerade scheint es, als hätten Politiker*innen andere Prioritäten, was auch für Feichter nachvollziehen kann. Dennoch wird Netz offene Jugendarbeit auf eine baldige und klare Antwort pochen. Denn die Relevanz von Kunst und kultureller Entfaltung der Jugend darf nicht vergessen werden.