Gesellschaft | Ernährung

Milch, die keine ist

Mit herkömmlicher Milch haben Soja-, Hafer- oder Reis“milch” nichts zu tun. Welche Getreidedrinks trotzdem als Milchersatz geeinget sind.
Sojadrink
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Sie schmecken völlig anders, kosten in der Regel um ein Vielfaches mehr – und erfreuen sich dennoch großer Beliebtheit: Immer häufiger greifen Konsumenten zu Getreidedrinks als Ersatz für Milch. Doch sind sie dafür auch tatsächlich geeignet? Diese Frage beantwortet die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol, Silke Raffeiner.

“Wer eine Milchallergie oder eine Laktoseintoleranz hat oder sich vegetarisch oder vegan ernährt, verwenden gerne pflanzliche Milchalternativen wie Soja-, Hafer- oder Reisdrinks. Diese sind nämlich frei von tierischem Protein und von Milchzucker (Laktose) und lassen sich ähnlich wie Milch verwenden”, erklärt Raffeiner. Etwa zum Kochen, Backen, fürs Müsli oder im Kaffee.
Auch wenn diese Produkte umgangssprachlich als Hafer“milch” oder Reis“milch” bezeichnet, werden – im Handel ist diese Bezeichnung nicht erlaubt, um eine Verwechslung mit herkömmlicher Milch zu vermeiden. “Die Produkte werden daher als Getreidedrink oder mit Fantasienamen bezeichnet”, so Raffeiner.

 

Um diese Getränke herzustellen, wird das Getreide geschrotet, mit reichlich Wasser vermengt und aufgekocht, wie auch die Zutatenliste der Getreidedrinks verrät: In der Regel ist nur ein geringer Anteil am verwendeten Getreide enthalten. Die Hauptzutat – meist über 90 Prozent – ist Wasser. “Durch Fermentation wird die im Getreide enthaltene Stärke in kleinere Moleküle gespalten. Die Flüssigkeit wird filtriert, zuletzt werden Pflanzenöl und gegebenenfalls Salz und ein Emulgator zugegeben, manche Produkte werden homogenisiert. Durch Ultrahocherhitzung wird das Getränk haltbar gemacht. Getreidedrinks gibt es auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Vanille oder Schokolade, diesen Produkten wird Zucker zugesetzt”, führt Raffeiner aus.

Getreidedrinks ohne Zuckerzusatz enthalten weniger Kalorien als Vollmilch. Darüber hinaus sind sie fettarm und enthalten kein Cholesterin. “Getreidedrinks haben eine bessere Ökobilanz als Kuhmilch”, bestätigt die Ernährungsexpertin. “Als Milchersatz sind sie jedoch nur bedingt geeignet, da sie wenig Proteine und nur sehr wenig Calcium enthalten.” Auch die im ganzen Getreidekorn enthaltenen Mineralstoffe gehen durch die Filtration größtenteils verloren.

Raffeiners Empfehlung: “Personen, die regelmäßig Getreidedrinks konsumieren, sollten ungezuckerte, mit Calcium angereicherte Produkte bevorzugen. Für Personen mit Zöliakie sind nur glutenfreie Getreidedrinks wie Reis- oder Hirsedrink geeignet.” Dass Getreidedrinks deutlich teurer als Kuhmilch sind, liegt laut Raffeiner unter anderem am aufwändigen Herstellungsverfahren und an der häufigen Verwendung von Bio-Zutaten.