Politik | Trentino

Frau fürchtet um Muttersprache

Weil er überzeugt ist, dass die Euregio “Deutsch als Muttersprache im Trentino” einführen will, ist ein Trentiner Rechtspolitiker am Samstag auf die Straße gegangen.
Raimondo Frau
Foto: Facebook/Raimondo Frau

Während die 27 Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Samstag mit einer Unterschrift ihre Absicht erneuerten, für Frieden, Wohlstand und Freiheit in Europa sorgen zu wollen, gingen in ganz Rom tausende Menschen auf die Straße: die einen für, die anderen gegen die EU. In den Reihen der Europagegner dabei war auch Raimondo Frau. Doch der Trentiner Politiker war am 25. März noch aus einem anderen Grund nach Rom gereist – er wollte nicht nur gegen “dieses Europa”, sondern auch gegen die Euregio und für “ein autonomes, aber italienisches Territorium” demonstrieren.

“L’Euregio ha come scopo quello di imporre il tedesco come lingua madre in Trentino.”
(Raimondo Frau)

Seit einem Monat steht Raimondo Frau an der Spitze des regionalen Ablegers des Movimento Nazionale per la Sovranità (MNS). Die Bewegung, die darauf wert legt, nicht als Partei bezeichnet zu werden, wurde am Wochenende vom 18. und 19. Februar als Zusammenschluss der beiden Rechts-Außen-Parteien La Destra von Francesco Storace und Azione Nazionale von Gianni Alemanno in Rom gegründet. Die Ausrichtung der Bewegung kann als national-konservativ, souveränistisch und europaskeptisch beschrieben werden. So heißt es Gründungsstatut des MNS: “Il ‘Movimento Nazionale per la sovranità’ ha il fine di garantire la sovranità nazionale e popolare dell’Italia, nel rispetto dell’identità, delle tradizioni, della dignità spirituale e delle aspirazioni economiche e sociali del popolo italiano.”
Und weiter: “Il Movimento promuove la pacifica convivenza tra le diverse identità e la costruzione dell’Europa di Popoli liberi e Nazioni sovrane.” Mit diesen Zielsetzungen findet sich der MNS in der momentan krisengebeutelten EU in bester Gesellschaft. Nicht zufällig waren bei dem Gründungskongress neben Prominenz aus dem italienischen Rechtslager auch Vertreter des Front National und der Alternative für Deutschland anwesend. Und mit Alessandro Urzì hat auch ein Südtiroler Politiker eine Funktion im MNS: Der einstige Alleanza-Nazionale-Exponent und Landtagsabgeordnete ist zuständig für den Bereich “Politiche per il Nord”.

Aus dem hohen “Nord”, dem Trentino, waren am Samstag rund 40 Personen nach Rom gereist, um ihre Kritik an einem föderalen, kulturell offenen und inklusiven Europa lautstark zum Ausdruck zu bringen: “Contro questa Europa”, “Prima gli italiani”, “No all’immigrazione”, “Roma contro Bruxelles”, “Fuck EU”, waren einige der Slogans, die in den Reihen der Demonstranten gegen “diese” EU zu hören waren. Doch ein Satz dürfte in Raimondo Fraus Heimat und darüber hinaus wohl für besonderes Unverständnis und Kopfschütteln sorgen. Wie der Trentiner im Beisein seiner “camerati” betonte, sei sein Protest auch einer gegen die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Die Absicht der Euregio sei es nämlich, “Deutsch als Muttersprache im Trentino einzuführen”. Wörtlich meinte Frau, der übrigens selbst für ein Unternehmen aus Deutschland tätig ist: “La nostra è anche una protesta nei confronti dell’Euregio, organismo mostruoso che ha come scopo quello di imporre il tedesco come lingua madre in Trentino. Questo è un corteo anche per salvaguardare un territorio autonomo, ma italiano”.

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Hartmuth Staffler Di., 28.03.2017 - 17:34

Auch ein Demagoge sollte darauf achten, dass seine Argumente nicht allzu lächerlich sind und von jedem Kind widerlegt werden können. Die "Änderung der Muttersprache" ist das Dümmste, was man sich ausdenken kann, da es ja eine Änderung der Mütter voraussetzen würde. Selbst die Faschisten haben bei uns nicht versucht, die Muttersprache zu ändern, sondern sie haben sie einfach verboten, und viele finden das immer noch ok, wie nicht zuletzt ein Artikel hier auf Salto über das Tolomei-Archiv bewiesen hat. .

Di., 28.03.2017 - 17:34 Permalink