Wirtschaft | Tourismus-Branche

EU: Tourismus hat sich 2021 erholt

Nach einem massiven Rückgang im Jahr 2020, erholte sich der Tourismus 2021 in den meisten EU-Ländern, die Nächtigungen lagen EU-weit aber immer noch 37% hinter 2019
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Der Tourismus ist ein sehr wichtiger Wirtschaftssektor in der EU. Nach Angaben der UNO Welt Tourismus- Organisation (UNWTO) gehören vier EU-Länder, nämlich Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland zu den zehn weltweit führenden Reisezielen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 entfielen etwas mehr als die Hälfte der weltweiten Übernachtungen auf Europa (EU-Länder und andere europäische Länder).

Die Covid19-Krise hat die Tourismusbranche im Jahr 2020 massiv getroffen. Im Jahr 2021 hat sich der Tourismus in der EU wieder erholt, nachdem unter anderem Reisebeschränkungen gelockert wurden. Laut Eurostat belief sich die Zahl der Übernachtungen in Tourismusbetrieben EU-weit auf insgesamt 1,8 Milliarden, was einen Anstieg von 27 % gegenüber 2020 bedeutet. Allerdings lagen die Übernachtungszahlen EU-weit immer noch um 37% niedriger als im Vor-Covid19-Jahr 2019. Die Übernachtungen von Inländern waren im Zeitraum von Juli bis Oktober 2021, also in der Sommersaison, EU-weit höher als im Jahr 2019.

Betrachtet man die einzelnen Länder, so ergibt sich für das Jahr 2021 ein sehr unterschiedliches Bild. Den stärksten Aufschwung konnte Griechenland verzeichnen, wo die Nächtigungszahlen um 89% gegenüber 2020 gestiegen sind, gefolgt von Spanien (79%), Kroatien (72%), Malta (57%) und Bulgarien (47%). Italien brachte es auf ein Plus von 38%. In Österreich, der Slowakei und in Lettland lagen die Nächtigungszahlen immer noch niedriger als im Jahr 2020.

Im internationalen Vergleich hat sich der Tourismus in Europa wesentlich stärker erholt als das in den anderen Regionen der Welt der Fall war.

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Die Anteil Inländer/Ausländer hat sich 2020 und 2021 stark verschoben

Seit Ausbruch der Covid19-Pandemie führten die unterschiedlichen Einschränkungen dazu, dass viele Menschen, anstatt ins Ausland zu reisen, ihren Urlaub im Inland verbrachten. Infolge erschwerter Einreisebestimmungen aber auch wegen eines stark eingeschränkten Flugangebotes hat sich der Anteil ausländischer Touristen stark verringert.

Während der Anteil der Inländer bei den Übernachtungen im Jahr 2019 53% betrug, machte er 2020 71% aus und sank 2021 auf 68%. Der Anteil der Touristen aus anderen EU-Ländern betrug 2019 29%, sank 2020 auf 21% und stieg 2021 wieder auf 24%. Touristen aus anderen europäischen Ländern machten 2019 10% aus, während sie im Jahr 2020 und 2021 lediglich 5% ausmachten. Die Übernachtungen von Touristen aus nicht-europäischen Ländern fielen von 8% im Jahr 2019 auf 3% im Jahr 2020 und 2021. 

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Aussichten für 2022

Nach einem guten Start für den Tourismus Anfang des Jahres 2022, hat der Ukraine-Krieg die Aussichten beeinträchtigt.  Sanktionen und Flugverbote von und nach Russland haben sich in den Tourismusgebieten, wo es viele russische Gäste gibt, wie zum Beispiel in der Schweiz und in manchen Tourismusregionen Österreichs  bereits im Wintertourismus negativ ausgewirkt. 

Obwohl es noch zu früh ist, um die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, der Sanktionen und der Flugverbote auf die Sommersaison 2022 zu beurteilen, wird es wohl einen Rückschlag geben. Russische und ukrainische Touristen werden in den von ihnen beliebten Urlaubsziele in den EU-Ländern fehlen. Statistisch gesehen ist der Anteil der russischen und ukrainischen Gäste in den EU-weit allerdings sehr gering*.  

Wie verschiedene Reiseveranstalter berichten, gibt es vor allem, aber nicht nur, im Städtetourismus weniger Buchungen. Der „Krieg in Europa“ hält Touristen aus den USA, Südamerika, Kanada, Asien und Australien davon ab nach Europa zu reisen. Das gilt vor allem für die Nachbarländer der Ukraine.

Die nicht vorhersehbare weitere Entwicklung der Covid19-Pandemie im kommenden Herbst und Winter bringt weitere Unsicherheiten für den Tourismus mit sich.

Steigende Energiekosten und eine hohe Inflation haben negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Gesamtsituation. Es gibt berechtigte Sorgen, dass die Energiepreise als Folge des Ukraine-Krieges noch länger auf einem hohen Niveau bleiben oder sogar weiter steigen und dass es zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums oder zu einer Rezession kommt. Das würde auch die Tourismusbranche treffen, denn vor allem Menschen mit geringem Einkommen könnten sich dann keinen Urlaub mehr leisten.

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* Im Jahr 2019 konnte Finnland die meisten russischen Touristen verzeichnen, vor Deutschland, Italien, Polen, Spanien und Zypern. Anteilsmäßig machten russische Touristen auf Zypern den größten Teil aus. Im Jahr 2021 kamen knapp 20% der gesamten Touristen in Zypern aus Russland. Auch für Touristen aus der Ukraine ist Zypern ein beliebtes Ferienziel. Für Zyperns Tourismusbranche bedeutet der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Folgen einen empfindlichen Rückschlag.