Gesellschaft | Beruf

"Holt das Beste aus dir raus"

Zum Welttag der Hebammen am 5. Mai gibt es eine südtirolweite Sensibilisierungs- und Informationskampagne über die Berufsgruppe.
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Foto: upi

Die Hebamme hat “nicht mehr das Ansehen wie früher” und verliere immer mehr an Bedeutung, erklärte die Vorsitzende des Kollegiums der Hebammen der Provinz Bozen, Astrid Di Bella auf der Pressekonferenz am 27. April in Kardaun. Begleitet und unterstützt bei der Vorstellung der Kampagne wurde sie von Hebammen und Eltern, die ihre Erfahrungen kundgaben und zu mehr Auseinandersetzung mit der Berufgruppe sensibilisierten.

Die Arbeit der Hebamme ist eine der ältesten der Welt und sehr vielfältig und wichtig. 209 Hebammen und Geburtshelfer sind zurzeit in Krankenhäusern, im Sprengel oder freiberuflich in Südtirol aktiv. Im Jahr 2016 wurden 5.447 Kinder geboren, das sind fast 15 Geburten täglich. Einen unkomplizierten Geburtsverlauf begleitet eine Hebamme oder ein Geburtshelfer alleine. Ein Arzt oder eine Ärztin kommt erst bei Besonderheiten oder im Krankheitsfall dazu. Laut Di Bella, die selbst als freiberufliche Hebamme arbeitet, steige das Vertrauen in den eigenen Körper und der Wunsch der Frauen, zu Hause oder außerhalb des Kreißsaales zu gebären.
Es gehe aber nicht nur um den Vorgang der Geburt, sonder um eine "ganzheitliche Begleitung und Beratung der Frauen und Mädchen von null bis 99 Jahren", auch im außenklinischen Bereich. Denn neben der Betreuung der Schwangeren vor und nach der Geburt und des Neugeborenen, gehören auch Fragen zur Gesundheits- und Sexualerziehung, zur Verhütung, zur Familienplanung, zur Krebsvorsorge, zur Menstruation oder zu den Wechseljahren zum Inhalt der täglichen Arbeit, betonte die Sprengelhebamme Irene Delago. Dabei ist für viele Frauen die Option, Probleme und Fragen bei einem "Hausbesuch in der gewohnten Umgebung" zu klären, sehr wichtig. Auch weil Mobilität nicht für alle selbstverständlich sei, so Delago.
Die Hebamme hat auch Nadja Ahlbrecht Kompatscher bei ihren letzten fünf Schwangerschaften begleitet. Die Mutter von sieben Kindern hat “äußerst positive Erfahrungen” mit der Begleitung durch die Hebamme gemacht. Sie schätzte besonders das “vertrauensvolle Ambiente” und die “unbürokratische Beratung". Auch ihre älteren Töchter hätten schon von der vielfältigen Beratung profitiert. Außerdem würden durch den mobilen Hebammen Dienst die Krankenhäuser entlastet, betonte die Frau des Landeshauptmannes. Für Sara Zanetti, Hebamme im Brixner Krankenhaus, gibt es “nichts Schöneres” als ein Kind auf die Welt zu begleiten. Sie wünsche sich jedoch mehr Sicherheit für ihren Berufstand und eine intensivere Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Eine “Vertrauensperson” während der Geburt seiner Kinder zur Seite gehabt zu haben, war für den zweifachen Vater Florian Pallua besonders wichtig. Nicht nur als fachkompetente Hilfe, sondern auch zur Vermittlung zwischen seiner Partnerin und ihm in diesem besonderen Moment im Kreißsaal. Für den Vater eine wichtige "zusätzliche Sicherheit".

“Wir wollen, das die Schwangere und Gebärende sich spürt, ihre Bedürfnisse und ihren Körper wahrnimmt, an ihre ureigene Kraft glaubt und das Kind selbstbestimmt zur Welt bringt”, Astrid Di Bella 

Die erste Maiwoche steht daher mit vielen landesweiten Events im Zeichen der Berufsgruppe der Hebammen und Geburtshelfer. Neben Plakaten mit Slogan wie “Die Hebamme holt das Beste aus dir raus” finden weitere Aktionen statt: ein Flashmob am 5. Mai auf mehreren Plätzen in Bozen, eine Tagung am 6. Mai im Haus der Familie in Lichtenstein am Ritten unter dem Motto "Selbst-bewusst gebären" und am 13. Mai die Mutternacht auf dem Rathausplatz in Bozen, die diesmal auf die Situation und Begleitung von Müttern und Familien hinweist, die ein Kind mit Beeinträchtigung erwarten. Ebenso besteht die Möglichkeit unter dem Hashtag #ZUMSCHREIENGUT persönliche Erfahrungen mit den Südtiroler Hebammen in Form von Texten und/oder Fotos über die sozialen Medien Facebook und Twitter zu teilen und posten. Auf der Socialwall danke.hebammen.bz.it kann man alle Beiträge zu diesem Hashtag nachlesen.