Chronik | Fall Schwazer

Die Manipulation

Die Untersuchungen im RIS Labor in Parma haben eindeutig ergeben, dass Alex Schwazers Urinproben manipuliert worden sind. Die Beweisführung.
Die Ergebnisse liegen seit gut zwei Monaten vor. 
Dass die Ermittler sie bisher geheim gehalten haben, liegt an einer Vergleichsstudie, die man derzeit im Labor der Carabinierisondereinheit RIS in Parma zu Ende führt. Anhand von Urinproben Freiwilliger will der Chef des RIS und Gutachter des Bozner Gerichts, Oberst Giampietro Lago, auch einem Laien verständlich machen, dass man den Kalcher Olympiasieger reingelegt hat.
Die unabhängige Onlineplattform „Il sussidiario.net“ hat am Freitag die Bombe platzen lassen. Exklusiv berichte Nando Sanvito: „L'esame del Dna rivela la manipolazione delle urine“. Und weiter: „Le urine di Schwazer sono state manipolate. Così si evince dall'analisi del Dna che il Ris di Parma ha effettuato sui campioni di Colonia. Una novità che cambia tutto.
 

Die DNA

 
Bekannt ist, dass es zwischen der A-Probe und der B-Probe, die Alex Schwazer am 1. Jänner 2016 in Kalch abgegeben hat, Differenzen gibt. Nicht nur in der Zusammensetzung sondern auch in der Quantität des in den Proben enthaltenen DNA.
Die Untersuchungen im Carabinierilabor haben nicht nur ergeben, wie eklatant diese Unterschiede sind, sondern man ist auch zum eindeutigen Schluss gekommen, dass die Manipulation vorsätzlich erfolgt sein muss. Denn der oder die Täter haben alles getan, um ihre Spuren möglichst professionell zu verwischen.
Giampietro Lago und seiner Mitarbeiter haben in der A-Probe von Alex Schwazer 437 Pikoramm DNA pro Mikroliter gefunden. In der B-Probe - die eigentlich identisch sein müsste - aber fast dreimal so viel: 1187 Pikogramm pro Mikroliter.
 
Nach der Lehrmeinung aber auch nach den wissenschaftlichen Vorgaben der Welt-Anti-Dopingagentur WADA wird bei fachgerechter Konservierung bei Minus 20 Grad die DNA graduell abgebaut. Bereits nach einer Woche findet sich rund ein Siebtel weniger. Im Laufe der Zeit verringert sich dieser Abbau zwar, doch nach 26 Monaten - wie im Fall Schwazer - dürften eigentlich in den Proben nur mehr ein Handvoll Pikogramm DNA vorhanden sein.
In der A-Probe Schwazers findet man aber eine hundertmal höhere DNA-Konzentration. In der B-Probe ist sie sogar tausendmal höher, als von der Wissenschaft angenommen.
Di fronte a questi valori assolutamente fuori-scala, i casi sono due: o Schwazer è un alieno oppure qualcuno ci ha messo mano“, schreibt deshalb Nando Sanvito.
 

Die Vergleichsstudie

 
Die Carabinieri des RIS haben deshalb einen klaren Verdacht: Jemand hat Schwazers DNA in den Proben im Nachhinein bewusst aufgebläht. Es ist eine Operation, die man macht, um fremdes DNA-Material zu verdecken und zu verstecken.
Denn bei den Dopingproben wird der Urin zentrifugiert, gefroren und mit UV-Strahlen notfalls wieder aufgetaut. Macht man das mehrmals zersetzt das 99 Prozent der DNA. Fremde DNA wird damit nur mehr schwer nachweisbar. Die Auffüllung durch Schwazers eigene DNA sollte die Möglichkeit, dass man in den 1 Prozent noch andere DNA-Spuren findet, deutlich verringern, so die Hypothese der Ermittler.
Der internationale Leichtathletikverband IAAF hat in Genf inzwischen einen Gutachter berauftragt, der beweisen soll, dass die Unterschiede in der DNA-Quantität zwischen A- und B-Probe keinerlei Aussagewert haben. 
 
Damit aber stellt sich eine brisante Frage: Warum haben die Verantwortlichen des Kölner Dopinglabors und der IAAF-Anwalt im Februar versucht, eine unversiegelte Urinprobe als Schwazers B-Probe zu übergeben? Diese Machenschaft wurde von den Ermittlern aufgedeckt und Köln musste letztlich die echte B-Probe Schwazers übergeben.
Giampietro Lago & Co haben zudem einen unerwarteten Schachzug gemacht. Sie haben mehr als hundert Freiwilligen Urinproben genommen und untersuchen in Parma seit Wochen den Abbau der DNA und die Unterschiede zwischen der A- und der B-Probe. „Bei diesen Test wird mehr als klar deutlich, dass der Unterschied bei Schwazer nur nur durch Manipulation zustandegekommen sein kann“, sagt einer der Ermittler zu salto.bz.
Anfang September wird Giampietro Lago dem Bozner Voruntersuchungsrichter Walter Pelino die Ergebnisse dieser Vergleichstudie, sowie den Abschlussbericht vorlegen.
Klar ist: Alex Schwazer wurde reingelegt. Die Frage, die das Bozner Landesgericht jetzt aber klären muss, ist weit schwieriger.
Von wem?
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Martin B. So., 29.07.2018 - 14:07

Wie bei vielen anderen Wörtern hat auch wegen der mittlerweile fast ausschließlichen englischsprachigen Publikation von Forschungsergebnissen das angelsächsische Wort oder Kürzel mittlerweile die größere Bedeutung und ich finde es so einfacher, siehe auch in Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/DNA statt ADN

So., 29.07.2018 - 14:07 Permalink