Gesellschaft | nach dem schneechaos

Durchs Pustertal nur auf der Straße

Noch ist nicht absehbar, wann die Pusterer Bahn wieder fahren kann. Die SAD gewährt bis dahin den Schienenersatzdienst – mit bis zu 63 Bussen.
Gleise Oberolang
Foto: LPA

Ein genaues Datum kann heute keiner der Anwesenden nennen. Wann wird wieder ein Zug zwischen Franzensfeste und Innichen verkehren? “Wir rechnen damit, dass in drei bis vier Wochen zumindest das Teilstück Franzensfeste-Olang wieder geöffnet werden kann”, sagt Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. Aber bevor die Landesgeologen nicht ihr Ok geben, die Aufräum-, Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen auf der Pustertaler Bahnstrecke nicht abgeschlossen sind, heißt es für die 2.000 Pendler, die täglich auf ihr verkehren, und die zu erwartenden Touristenscharen: Rein in den Bus.

Muren, Steinschläge, Wasser- und Schlammassen haben die Gleise im Osten des Landes während der heftigen Niederschläge Mitte November “auf Teilen gravierend beschädigt”, bestätigt Landesrat Alfreider am Freitag, als er mit dem Landesgeologen Volkmar Mair und STA-Direktor Joachim Dejaco über die Lage an der Pusterer Bahnstrecke berichtet.

 

Ganze fünf Problembereiche gibt es: Neben den von Erdrutschen verlegten bzw. freigelegten Gleisen bei Mühlbach – dort entgleiste vergangenen Montag ein Zug – und Oberolang befindet sich bei Niedervintl die kritischste Stelle, erklärt Mair. Dort hat sich aus einer Granitfelswand auf über 400 Höhenmetern ein 67 Tonnen schwerer und rund 25 Kubikmeter großer Steinbrocken gelöst und ist über den steilen Hang auf die Gleise gekracht und hat sie verbogen. “In den nächsten Tagen werden die Sprengmeister den Stein sprengen”, kündigt Mair an. Zudem befindet sich noch loses Material an der Abbruchstelle, das gesichert und entfernt werden muss. Die Säuberungs- und Einrichtungsarbeiten an den Gleisen wird, da die “Schäden doch sehr groß” sind, wie der Landesgeologe berichtet, einiges an Zeit erfordern. “Die Geologen und die Felsräumfirma sind bereits vor Ort und wir werden, falls nötig, an den Wochenende durcharbeiten – sofern es das Tageslicht ermöglicht. Denn Nachtarbeit ist unmöglich.”

 

Neben Mühlbach, Oberolang und Niedervintl sind auch bei St. Lorenzen und Bruneck Sicherungs-, Aufräum- und Reparaturarbeiten an den Gleisen notwendig.
“Zeit und Geduld” brauche es, “denn die Sicherheit hat oberste Priorität”, bitten die zuständigen Verantwortlichen die Bevölkerung um Verständnis dafür, dass derzeit noch nicht absehbar ist, wann die gesamte Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen wird. Die Verbindung ins benachtbarte Osttirol wird bis Ende Jänner geschlossen bleiben, so die offizielle Mitteilung am Freitag.

“Wir haben im Pustertal ein doppeltes Problem – die Linie ist im Westen und im Osten unterbrochen, das Tal ist also von beiden Seiten über die Schiene nicht zu erreichen”, fasst STA-Direktor Dejaco zusammen. In Bruneck stehen zwar zwei Züge, doch mit denen ist auch ein reduzierter Bahnverkehr nicht möglich, so Dejaco: “Für einen Dienst im Halbstundentakt bräuchte es drei Züge. Darüber hinaus müssen die Züge alle fünf bis sieben Tage zur Wartung nach Bozen oder Meran. Daher müssen wir warten, bis die Strecke wieder aufgeht. Das wird zuerst im Westen der Fall sein – aber erst, wenn die Geologen das Ok geben.”

 

SAD garantiert Ersatz

 

Geduld müssen vor allem jene aufbringen, die jeden Tag auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind, um zur Arbeit oder in die Schule zu gelangen. Bis zu 2.000 Pendler fahren tagtäglich mit der Pusterer Bahn – eine insgesamt freudige Nachricht. Weniger erfreulich sind die Verspätungen und überfüllten Busse des Schienenersatzdienstes, der seit vergangener Woche im Pustertal verkehrt. “Es hat kritische Situationen gegeben”, weiß auch Landesrat Alfreider, “aber es wäre verrückt zu glauben, eine ganze Zuglinie könne von heute auf morgen ersetzt werden”. Inzwischen sei die Lage dabei, sich zu entspannen, der Busdienst sei ausgebaut und verbessert worden und Alfreider kündigt “weitere Potenzierungen” an. Derzeit sind 51 Busse am Tag im Halbstundentakt zwischen Franzensfeste und Innichen unterwegs. Es sollen “bis zu 63 Busse” werden, so Alfreider.

 

Der Bahndienst im Pustertal ist in den Händen der SAD. Daher ist auch die SAD für die Durchführung des Schienenersatzdienstes zuständig, bestätigt Karin Brenner, geschäftsführende Amtsdirektorin im Amt für Personenverkehr. Schafft es aber ein einziger Konzessionär dutzende zusätzliche Busse bereitzustellen? Brenner erklärt: “Wir haben der SAD den eigens für den Ersatzdienst ausgearbeiteten Fahrplan mit dem Auftrag übergeben, den Dienst zu versehen. Es liegt beim Konzessionär ihn zu organisieren, er kann auch weitere Transportdienstleister beauftragen – sofern die Busse die Qualitätskriterien erfüllen und für die Strecke zugelassen sind.”

 

Die Fahrpläne für den Schienenersatzdienst im Pustertal stehen auf der Seite von Südtirolmobil bereit.