Gesellschaft | Allianz für Familie

Die Zettelwirtschaft der Familien

„ Zettl, Zettl, Zettl…“ Sepp Messner Windschnur hat ihnen vor Jahren schon ein Lied gewidmet und auch seinem Ärger über Werbezettl, Wahlzettl und Steuerzettel usw. Luft gemacht.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Familie
Foto: KVW
Pünktlich zu den Wahlen wird immer wieder die Entbürokratisierung versprochen, die Digitalisierung soll Abhilfe schaffen und Erleichterungen bringen, aber nicht wirklich viel ist passiert. Im Gegenteil: Bürger:innen aller Altersstufen und sozialer Schichten tun sich schwer im Dschungel von Beihilfen und Hilfspaketen usw. den Durchblick zu bewahren. Derzeit lässt das sogenannte Entlastungspaket um die gestiegenen Gas- und Energiekosten abzufedern, die Wogen wieder hochgehen. Um in den Genuss des 600,00 € für Familien, bzw. 500,00 € für Einzelpersonen großen Entlastungspakets zu kommen, müssen die Bürger:innen nachweisen, dass der ISEE Wert die 40.000 € Einkommensgrenze nicht übersteigt. Während die ca. 29.000 Bezieher des Landeskindergelds das Geld automatisch auf das Konto überwiesen bekommen, müssen alle anderen die ISEE Erklärung von einem Steuerbeistandszentrum, (alternativ auch mit SPID über die INPS Seite) anfertigen lassen. Auch im Steuerbeistandszentrum CAF des KVW laufen die Telefone derzeit heiß: jeder möchte noch gerne vor Weihnachten einen Termin vereinbaren, um sich so den Bonus zu sichern. Andreas Lamprecht, Vorsitzender von der KVW Jugend beruhigt: „Ansuchen können noch bis 31. März eingereicht werden. Als KVW war und ist es uns immer ein Anliegen, die Familien im Land zu unterstützen. Unsere vielfältigen Dienstleistungen machen uns zu einem wertvollen Begleiter für die ganze Familie!“ Sowohl das Steuerbeistandszentrum CAF als auch das Patronat KVW Acli unterstützen die Menschen bei ihren Ansuchen vom Landesfamiliengeld, Landeskindergeld, Mutterschaft- und Vaterschaftsansuchen,  das einheitliche Kindergeld (assegno unico), die rentenmäßige Absicherung der Erziehungszeiten…
 
 
 
Das Patronat KVW-ACLI und die KVW Service GmbH leisten Hilfe, beraten und vertreten die Bürger:innen in Fragen der sozialen Vor- und Fürsorge und im Steuerbereich. Was jedoch nachdenklich stimmt ist, dass die Nachfrage an Leistungen weit höher ist als angeboten werden kann. Bürger:innen brauchen mehr Informationen und Aufklärung bezüglich unübersichtlicher Leistungen. Aber die Personalsituation im Patronat ist derzeit nicht ausreichend, um den großen Ansturm von Ansuchen zu bewältigen. Nur die langfristige Zusicherung entsprechender finanzieller Mittel für die Patronate und die Steuerbeistandszentren ermöglichen eine mittel- und langfristige Planung und somit Sicherstellung der Dienstleistung.
Heidrun Goller, die neue Vorsitzende der KVW Frauen ist, wie auch Andreas Lamprecht, schon seit vielen Jahren in der Allianz der Familie engagiert. Diese Vereinigung vertritt seit 10 Jahren die Anliegen von Familien und Eltern. Als Zusammenschluss verschiedener Organisationen und Elterninitiativen ist die Allianz ein unabhängiges Sprachrohr für alle Familien und will spürbare familienrelevante Verbesserungen in Politik und Gesellschaft erreichen. „Als KVW Frauen setzen wir uns für eine moderne, effiziente Familienpolitik ein. Erziehungszeiten müssen rentenmäßig anerkannt werden. Beide Eltern sollen die Wahl haben, die ersten Jahre bei ihren Kindern zu bleiben, bei gleichzeitiger Anerkennung der Erziehungszeiten für die Rente oder sie den Kleinkinderbetreuungsstrukturen anzuvertrauen.“ 50,53% der Südtiroler Bevölkerung ist weiblich, aber noch immer ist die Ungleichheit gegenüber der männlichen Bevölkerung groß, denn in Südtirol ist Erziehungsarbeit meist noch Frauensache. So übernehmen Frauen anteilsmäßig weit mehr an Haus-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit, auch wenn sie erwerbstätig sind. „Auch hier zeigen sich große Unterschiede: Frauen arbeiten vornehmlich wegen der Elternzeit in Teilzeit oder unter prekären Arbeitsverhältnissen und erhalten damit später eine weit niedrigere Rente als Männer, da Belohnung mittels Voucher oder Arbeiten über Projekte nicht für die Rente zählt“ gibt Goller zu Bedenken.  So beträgt die monatliche Altersrente durchschnittlich 735 € bei Frauen und 1.433 € bei Männern. „Dass die Erziehungszeiten nicht für die Rente anerkennt werden ist ein wunder Punkt in unserer Frauenbiographie und ein Schandfleck für die bisherige Gesetzgebung. Wir wollen dazu auch in Rom vorsprechen, weil für dieses Thema die Weichen auf gesamtstaatlicher Ebene gestellt werden.  Die Altersarmut der Frauen wird somit systematisch induziert,“ bedauert Goller.
Einig sind sich Lamprecht und Goller, dass alle Familien, jeglicher Art (Väter und Mütter, Regenbogenfamilien, Alleinerziehende,…) an einem Strang ziehen müssen und jeder Mensch, egal in welcher beruflichen und/oder gesellschaftspolitischen Position er sich befindet, die Elternperspektive einnehmen sollte. Nur so könne man die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gut hinzukriegen, damit das Auskommen mit dem Einkommen gewährleistet ist.
Schließlich haben wir alle seit Erscheinen des Kinderbuchklassikers von Ottfried Preusslers „Die dumme Augustine“ dazugelernt und Frauen und Männer sind bei der Familienarbeit gefordert. Bei den eingangs erwähnten „Zetteln“ sind Patronate und Steuerbeistandszentren unterstützend tätig.