Politik | Verona Porta Nuova - Nomen non est omen

EC 188 Bologna - München: Endstation Sehnsucht für 50 Flüchtlinge

Flüchtlingsdrama ganz nah
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Wer von Mailand oder Venedig kommend, um 17:02 Uhr in Verona den Eurocity Nr. 188  von Bologna nach München nehmen möchte, wird sein blaues Wunder erleben.

Junge Menschen dunklerer Hautfarbe, wohl eher aus Eritrea denn aus dem üblichen Marokko, warten verlorenen Blickes am Bahnsteig. Mir fällt ein Paar auf: Die junge Frau, offensichtlich erschöpft und wohl schwanger, streichelt die Fahrkarte für den Zug als ob es das Kind wäre, dass sie in sich trägt.

Kaum fährt der Zug ein, laufen Polizisten in Reih und Glied auf die Wagons zu und stellen sich vor die Einstiege der Wagons. Das soeben beobachtete Paar geht, den anderen Burschen und Mädchen folgend, schnurstracks auf die freundlichen Männer in den blauen Uniformen zu. Nur die Älteren haben wohl den Braten gerochen und laufen in die entgegengesetzte Richtung. Die Staatspolizei benötigt keine besondere Spezialisten, um unter den einsteigenden Fahrgästen jene ohne Papiere ausfindig zu machen. Bemerkenswerterweise hat einer der Immigraten sich ein Ticket in der ersten Klasse geleistet und sich dort bereits eingerichtet. Der Beamte, welcher von diesem wohl umgangen worden war, schnaubt aufgebracht durch das Abteil. Am kurzem Wortgefecht wird dem Immigranten klar, dass wohl auch das Ticket der ersten Klasse keinen Freifahrtschein nach Deutschland darstellt.

Eine Stunde später in Trient läßt der harte Akzent keine Zweifel offen. Fünf österreichische Beamten sind eingestiegen, um uns zu eskortieren. Aus dem Drama das uns vor kurzen nahe gekommen ist, wird eine Tragikkomödie im fahrenden Zug. Nicht einmal ein Bootsflüchtling aus Eritrea würde wohl auf einen fahrenden Zug aufspringen. Die Kontrolleure aus Österreich sind wohl eher hier um zu prüfen ob jene aus Italien ihrer Aufgabe nachkommen.