Umwelt | Verkehr

Caramaschis Prioritäten

Mögliche Fahrverbote im kommenden Jahr und Priorität für die Verlegung der A22 in einen Tunnel: Verkehrsvorhaben von Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi.
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Foto: sss

Die Verkehrsüberlastung der Landeshauptstadt ist im Jahr 2017 deutlicher geworden als je zuvor. Kein Wunder also, dass das Problem auch breiten Raum in den Interviews zum Jahreswechsel einnimmt, die Bozens Bürgermeister gibt. „Die Entscheidung ist gefallen, die A22 wird in den Tunnel verlegt“, ist die wichtigste Botschaft, die Renzo Caramaschi nach den Diskussionen der vergangenen Monate bereit hält. Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher sei mit ihm einer Meinung, dass die auf 700 Millionen Euro geschätzte Verlegung der Autobahn in den Berg zu machen sei. Die heutige Autobahnbrücke durch die Stadt soll dagegen zur innerstädtischen Umfahrungsstraße umgewandelt werden.

Allerdings kann bei diesem Projekt getrost von Zukunftsmusik gesprochen werden: 10 bis 15 Jahre mindestens setzt Caramaschi für die Umsetzung des Jahrhundertvorhaben an. Wohl als Bekenntnis, dass es um keine leeren Versprechen geht, will die Gemeinde ihre Beteiligung an der A22, die aktuell etwas über vier Prozent beträgt, erhöhen. Zeitlich weiter nach hinten verschieben wird sich in Folge auch die zweite Umfahrung, also der Hörtenbergtunnel, räumt der Bozner Bürgermeister ein. „Den werden wir als letztes machen – auch weil die Verkehrsflüsse aus dem Sarntal und Jenesien nicht mit jenen aus Leifers und Überetsch vergleichbar sind.“ Als Trostpflaster verweist Caramaschi dagegen auf die 700.000 Euro, die von der Gemeinde für den Parkplatz bei der Talstation der Seilbahn nach Jenesien bereitgestellt wurden. 

Zeitlich näher liegt dagegen das Versprechen auf eine Bahn ins Überetsch. Sobald das Projekt Metrobus im Jahr 2019 umgesetzt sein wird, könne das Vorhaben Tram angegangen werden, sagt Caramaschi. Vorausgesetzt man findet auch die nötigen Finanziers. Angesichts der privaten Firmen, die Stadtbahnen und Mini-Metros in ganz Europa mitfinanziert haben, ist der Bürgermeister aber zuversichtlich, dass sich neben der Provinz noch private Partner für ein PPP-Projekt finden.

Konkrete verkehrspolitische Vorhaben hat Renzo Caramaschi auch für das vor der Tür stehende Jahr: Innerhalb März 2018 will er in Abstimmung mit Umweltlandesrat Richard Theiner und den Verantwortlichen der Umweltagentur über Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung entscheiden. Nachdem man das Feinstaub-Problem in der Landeshauptstadt mittlerweile in den Griff bekommen habe, beunruhigen Bozens Bürgermeister die Grenzwertüberschreitungen bei Stickstoffdioxid. Auf Basis aktueller Daten will er deshalb in den kommenden Monaten mit Technikern entscheiden, wie man der damit verbundenen anhaltenden Gesundheitsbelastung der BoznerInnen Einhalt gebieten kann. Aller Voraussicht nach werde das nicht ohne Verkehrsbeschränkungen gehen - ob durch die Einführung von alternierende Kennzeichen oder von stundenweisen Fahrverboten für Pendler.

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Alfonse Zanardi Sa., 30.12.2017 - 12:50

Ist es sinnvoll die Autobahn um 700 Millionen in den Berg zu verlegen und sie durch eine innerstädtische Schnellstraße zu ersetzen?
Ich dachte immer man wolle die Autobahn entfernen und stattdessen Das Eisack-Ufer nutzbar machen

Sa., 30.12.2017 - 12:50 Permalink
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Profil für Benutzer Martin B.
Martin B. Sa., 30.12.2017 - 20:26

Antwort auf von Alfonse Zanardi

Solange der innerstädtische Verkehr derart zahlreich ist (denke es gab mal eine Erhebung dazu, hab aber die Zahlen vergessen) wird es kaum fruchtende "alternative" Lösungen geben. Selbst kilometerlange Staus in den Stoßzeiten bewegen Einzelfahrer scheinbar nicht auf Fuß, Rad oder Öffis umzustellen um Strecken unter 5 km zu bewältigen. Schade. Auch der Wandel zu Elektro wird da wohl nicht Welten im Verhalten bewegen, wenngleich zumindest die Luftwerte etwas besser werden.

Sa., 30.12.2017 - 20:26 Permalink
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Daniele Menestrina Sa., 30.12.2017 - 15:23

Ein Tunnel unter dem Guntschnaberg Richtung Krankenhaus und MeBo ergibt viel mehr Sinn. Die Sache mit der plötzlichen Priorität des Hörtenbergtunnels nachdem in der Bozner SVP- Zentrale das ursprüngliche Projekt abgeändert worden und dann vom damaligen Stadtrat abgesegnet worden war, ist höchst suspekt. Zuvor war der Tunnel an 4. Stelle der Prioritäten nach Virgl, Guntschna und Einsteinstraße. Nun drängt man von mehreren Seiten auf dessen prioritären Bau. Möchte nicht dass man da wieder eine Spekulation in Gang gesetzt hat. Wäre interessant zu wissen, ob die Grundstücke, wo nun nach der Variante der Hörtenbergtunnel verlaufen soll, im besagten Zeitraum der Abänderung Besitzer gewechselt haben.

Sa., 30.12.2017 - 15:23 Permalink