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“Es geht um Lebensqualität”

Übernimmt künftig der Sanitätsbetrieb die Kosten für medizinisches Cannabis? Beim Cannabis Social Club ist man nach einem Treffen mit der Landesrätin zuversichtlich.
medizinisches Cannabis
Foto: upi

Bisher haben sich Landesregierung und Sanitätsbetrieb geziert. Nach dem Treffen, das am Mittwoch im Gesundheitsressort stattgefunden hat, ist Peter Grünfelder zuversichtlich: “Ich bin ziemlich sicher, dass nun etwas weitergeht.” Lange und hartnäckig hat der Präsident des Cannabis Social Club mit seinen Mitgliedern Druck gemacht, damit die Kosten für Cannabis, das für therapeutische Zwecke verwendet wird, rückerstattet werden. Um diese Forderung ging es beim Treffen am Mittwoch. Mit dabei waren neben Grünfelder und Gesundheitslandesrätin Martha Stocker unter anderem der Vizepräsident des Cannabis Social Club und Cannabispatient, Stefano Balbo, Roberto Pittini, Anästhesist, Spezialist für Schmerztherapie an der St. Anna Klinik in Meran und Vorstandsmitglied im Cannabis Social Club, der Meraner Apotheker und Club-Mitglied Uberto Cimatti und Alfred König, Direktor des Amtes für Gesundheitsleistungen.

2015 gegründet, setzt sich der Verein Cannabis Social Club für die Anliegen von kranken Menschen ein, die sich mit medizinischem Cannabis behandeln. Seit 2007 ist es in Italien gesetzlich möglich, sich Cannabis für therapeutische Zwecke verschreiben zu lassen. Eingesetzt wird es vor allem in der Schmerztherapie, bei multipler Sklerose, Spastiken, Epilepsie oder Parkinson. “Cannabis heilt nicht, aber es hilft besonders bei schwerwiegenden Pathologien, den Patienten ein Stück Lebensqualität zurück zu geben”, erklärt Peter Grünfelder. Die Wirksamkeit sei inzwischen wissenschaftlich belegt, und die Anzahl an Patienten, die sich medizinisches Cannabis verschreiben lassen, steigt auch in Südtirol ständig an. Doch nur für einen Bruchteil übernimmt der Sanitätsbetrieb die Kosten für das verschriebene Cannabis. “Etwa 100 Patienten haben 2016 privat Cannabis in den Apotheken bezogen”, berichtet Alfred König. Beim Cannabis Social Club weiß man, was das bedeutet: “Es können Kosten von ein paar hundert Euro im Monat anfallen.” Auch, weil jene Apotheker, die Cannabis verarbeiten, die Dosierung auf den Patient abstimmen müssen und die Präparate nicht auf Vorrat herstellen können.

Für andere medizinische Produkte, die in der Schmerztherapie eingesetzt werden, erstattet der Sanitätsbetrieb die Kosten zurück. In diversen italienischen Regionen – und auch im Trentino – werden inzwischen auch die Ausgaben für therapeutisches Cannabis übernommen. “Wir werden dran bleiben, damit das auch in Südtirol möglich sein wird”, betont Grünfelder. Er sieht sich den Patienten, die sich an ihn und den Cannabis Social Club wenden, verpflichtet. Daher winkt er auch ab, wenn man das Wort “Droge” im Zusammenhang mit Cannabis in den Wort nimmt – wie Landesrätin Stocker am Mittwoch. “Wir wollen nicht über Drogen und Probleme damit sprechen – uns geht es um die Patienten und deren Lebensqualität, die durch medizinisches Cannabis gesteigert werden kann.” Auch da die Wirksamkeit inzwischen ausreichend wissenschaftlich belegt sei und das auch bei Land und Sanitätsbetrieb angekommen zu sein scheint, ist Grünfelder nach der Aussprache positiv gestimmt.

Damit die Rückerstattung der Kosten für Cannabispräparate – der Apotheker kann sie etwa in Kapselform, als Öl oder Tee ausgeben – möglich wird, müsste die Landesregierung einen entsprechenden Beschluss fassen. Laut Martha Stocker soll nun gemeinsam mit dem Sanitätsbetrieb die Angelegenheit überprüft und vertieft werden. “Sollte der Sanitätsbetrieb die Ausgabe von medizinischem Cannabis über die Krankenhaus-Apotheken übernehmen, würden Kosten von etwa 100.000 Euro im Jahr anfallen”, rechnet Amtsdirektor König vor. Eine Ausgabe, über die sich nicht nur den Cannabis Social Club freuen dürfte.