salto.music | Mini-Serie (2 von 5)

Best Of 2022: Punk / Core / Alternative

In einer kleinen, unregelmäßigen Serie blicken wir zurück auf 2022 und fassen – stilistisch gebündelt – das zusammen, was uns gefallen, überrascht oder begeistert hat.
Kommen 2023 zum „Rock im Ring” nach Klobenstein: 2022 hatten Dead Like Juliet „nur” zwei Single veröffentlicht, die hatten es aber in sich.
Foto: Gabriel Höllrigl
Kommen 2023 zum „Rock im Ring” nach Klobenstein: 2022 hatten Dead Like Juliet „nur” zwei Single veröffentlicht, die hatten es aber in sich.
Kommen 2023 zum „Rock im Ring” nach Klobenstein: 2022 hatten Dead Like Juliet „nur” zwei Singles veröffentlicht, die hatten es aber in sich. Foto: Gabriel Höllrigl
 

Disclaimer: Für diese Übersicht haben wir die Objektivität zugunsten der Subjektivität etwas in den Hintergrund gerückt. Wir werden uns textlich zurückhalten, aber die Releases und Videos verlinken, damit ihr euch selbst auf Entdeckungsreise machen könnt. Die Redaktion von salto.music erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und die Übersicht kann gerne in den Kommentaren ergänzt werden. Die Reihung im Text ist keine Wertung, sondern ist dem „flow“ geschuldet.

Die Mini-Serie:

Zur Sache: Punk und Hardcore (und verwandte Spielarten) waren 2022 durchgehend präsent. Vornehmlich mit (Video-)Singles, aber dafür eben beständig. Es war ein Leichtes, diese Liste zusammenzustellen, und wenn die Reihung dieser Übersicht auch keine Wertung ist, wollen wir dennoch jenen Track ganz besonders hervorheben, der einer der allerbesten Tracks des Jahres ist.

 

Narfos & Dead Like Juliet: „Sotto cassa”

Beginnen wir mit dem ungewöhnlichsten Track der gesamten Liste, einem Track, der eigentlich auch in der Elektronik-Abteilung abgelegt werden kann: Narfos & Dead Like Juliet mit „Sotto cassa" aus der im Sommer erschienenen EP „Clash Of Trash”. Techno-Punk Narfos hat mit „Sotto cassa“ einen verrückten, anarchistischen Track geschaffen, der mit der für Dead Like Juliet typischen Intensität aufgeladen ist. Abgefahren!

 

Eine denkbar unerwartete Zusammenarbeit: Narfos und Dead Like Juliet
Eine überraschende und extrem gelungene Zusammenarbeit: Narfos und Dead Like Juliet. Foto: Narfos & Dead Like Juliet
 

Dead Like Juliet: „Your Song”

Apropos Dead Like Juliet: Unser Aushängeschild in Sachen (sehr) harter Musik, hat 2022 gleich zwei Mal überrascht. Zum einen mit der ungewöhnlichen aber gelungenen Entscheidung John Lennon's „Imagine” zu covern, zum anderen mit ihrem Track „Your Song”, der zwar alle typischen DLJ-Trademarks enthält, aber gleichzeitig in den Vocals leicht Richtung Rap schwenkt. Passt perfekt. Mit dem Video (und in den Lyrics) bedankt sich die Band bei ihren Fans, die sich heuer u.a. darauf freuen können, dass die Band bei „Rock in Ring” auf der Bühne stehen wird.

 

Dead Like Juliet: „Your Song” (Official Video)
 

Noréan: „Can You Still Remember”

R.O.T., Prehate, Toymachine ... das sind einige der Bands, mit denen die Musiker der Brixner Formation Noréan in der Vergangenheit unterwegs waren. Noréan haben sich kurz vor Corona gegründet und waren eigentlich bereit für die Bühne, aber, wie wir alle wissen, kam dann die große allgemeine Blockade. Noréan sind aber am Ball geblieben und haben Anfang letzten Jahres zwei Singles veröffentlicht, die sie als einigermaßen klassische, wenngleich moderne Hardcore-Band ausweisen: „Can You Still Remember” und das Video „The Colour Of Your Blood”.

 
Noréan: „The Colour Of Your Blood” (Official Video)
 

Fatamish: „Fatamish”

Zugegeben, die EP „Ophiocordyceps Unilateralis” von Fatamish ist schon im Dezember 2021 erschienen. Aber erstens ist die EP zeitloser Old-School-Hardcore und zweitens ist im Herbst das verrückte Video zum Song „Fatamish” erschienen, das all die Qualitäten dieser Brunecker Band einfängt: Schnell, mit Melodie, Selbstironie und intelligenten Texten. Das Video spricht eigentlich für sich selbst:

 

Fatamish: „Fatamish” (Official Music Video)
 

Cemetery Drive: „Snake (feat. Dead Like Juliet)”

Kommen wir zum Punk. Die Aurer Cemetery Drive waren 2022 zwar relativ fleißig unterwegs, haben aber nur zwei Songs veröffentlicht, die sich aber wegen ihrer Intensität und ihrer Eingängigkeit einprägen: Im Mai 2022 ist das Video zu „What You Want (feat. Kellin Quinn)” erschienen, im November dann der Track „Snake”. Die Performance am Mikro von Frontmann Simon Feichter ist einigermaßen beeindruckend und als wäre dem nicht genug: Für die 2 Minuten 50 Sekunden Punk-Rock von „Snake” konnten Cemetery Drive auch die Stimme von Dead Like Juliet für ein Feature gewinnen.

 
Straight nach vorne, mit griffigen Melodien versehen und ein passendes Video dazu: „What You Want”, die neue Single von Cemetery Drive.
Pop-Punk mit hoher Intensität: Cemetery Drive aus Auer. Foto: Thomas Monsorno

 

Summer Stained: „All Alone”

Zwei Songs kamen letztes Jahr auch von den Meraner Newcomern Summer Stained„All Alone” im Mai und „Don't Forget Me” im November. Summer Stained schlagen in die selbe stilistische Kerbe wie Cemetery Drive und zeigen, dass sie das Genre kapiert haben und liefern nicht nur griffige Songs sondern auch die professionellen Clips dazu.

 
Summer Stained: „Don't Forget Me“ (Official Music Video)
 

Foiernacht: „Licht & Schatten, Vol. II”

Im April 2022 erscheint – auf Vinyl – die EP der Wiesener Punk-Band Foiernacht: „Licht & Schatten, Vol. II”. Die EP enthält sechs Songs und zeigt die Band in guter Spiellaune und mit einem etwas erhöhten Rock'n'Roll-Anteil, was der Band sehr gut zu Gesicht steht und sie von anderen Punk-Bands abhebt. Sehr cool der Song „So satt”.

 
Ist auch als 10‘‘-Vinyl zu haben: Die EP „Licht & Schatten, Vol. II” von Foiernacht.
Ist auch als 10‘‘-Vinyl zu haben: Die EP „Licht & Schatten, Vol. II” von Foiernacht. Grafik: Foiernacht
 

Heating Cellar: „Heating Cellar”

Mit einer gewissen Beständigkeit haben sich die Bozner Heating Cellar im Laufe der letzten zwei, drei Jahre auf der hiesigen Punk-Landkarte festgeschrieben. Während sie live als klassische Punk-Band (nicht zu verwechseln mit Pop-Punk-Band!) durchgehen, zeigt das sich das mittlerweile auf einen Vierer angewachsene ehemalige Trio von einer musikalisch offenen Seite, was höchst willkommen ist und definitiv für die Band spricht. Ihre EP „Heating Cellar” war und ist eine willkommene Abwechslung im Punk hierzulande und wir sind gespannt, was aus dieser Richtung noch kommen mag. Für 2023 haben sie bereits zwei Fetival-Zusagen: „Rock im Ring“ und „Gaulschlucht”.

 

Werden 2023 u.a. beim „Rock im Ring” wieder live zu sehen sein, Heating Cellar (v.l.n.r.):  Tobias Vigl (Bass), Jakob Gebert (Gitarre, Stimme), Isidor Gasser (Gitarre, Stimme) und Hannes Huber (Schlagzeug, Stimme).
Heating Cellar live im „Jux” Lana Ende letzten Jahres (v.l.n.r.):  Tobias Vigl (Bass), Jakob Gebert (Gitarre, Stimme), Isidor Gasser (Gitarre, Stimme) und Hannes Huber (Schlagzeug, Stimme). Foto: rhd
 

Marian's Party Dress: „I Like Rupert”

Die Meraner Marian's Party Dress machen Post-Punk, wenngleich diese Bezeichnung etwas zu vage und vielleicht auch irreführend sein mag. Wie auch immer. Marian's Party Dress klingen im besten Sinne nach punkigen Achtziger Jahren, in denen D.I.Y. ein wichtiger kreativer Faktor war. Zudem haben Marian's Party Dress mit Ramona Egger eine Frau am Mikro, die bei den stimmlichen Assoziationen Patti Smith ins Gedächtnis ruft. Wenn ihr Video „I Like Rupert” auch in den Tgen zum Jahreswechsel 2021/2022 erschienen ist, wir nehmen sie mit voller Überzeugung in diese Liste auf.

 
Marian's Party Dress: „I Like Rupert” (Official Video)
 

Casanova Republik: „L'ultimo giorno di scuola”

Auch wenn ihre, im Spätherbst letzten Jahres erschienene EP „L'ultimo giorno di scuola” etwas skizzenhaft wie eine mitgeschnittene Session klingt und die Songs wegen des Fehlens einer Stimme nicht ganz so zugänglich sind, entpuppt sich diese 8-Track-EP von Casanova Republik nach einiger Zeit zu einem sehr mitreißenden Stück Musik. „L'ultimo giorno di scuola” der drei Bozner Musiker ist punkiger, energiegeladener Alternative-Rock, den man hierzulande so seit Jahren nicht mehr gehört hat.

 
Casanova Republik mit „7Up”: Live mit Special Guest Mr. Alex im „Sudwerk” in Bozen im Dezember 2022.
 

Bonus-Punk: Backlash die Band

Im Juli 2022 hat sich mit Backlash die Band ein Ein-Mann-Projekt verabschiedet, das uns seit einigen Jahren mit seinen angepunkten, ironischen und gerne trashigen Pop-Songs stets gut unterhalten hat. Entsprechend betitelt war auch die letzte EP: „Pfiatenk”, was nur konsequent ist, denn die erste EP, erschienen 2020, hieß „Hoi”.

 
Hat sich 2022 verabschiedet, nach zwei Jahren Aktivität: Das Ein-Mann-Projekt Backlash die Band aus dem Großraum Meran.
Hat sich 2022 verabschiedet, nach zwei Jahren Aktivität: Das Ein-Mann-Projekt Backlash die Band aus dem Großraum Meran. Grafik: Backlash die Band