Kultur | Aus dem Blog von Heini Grandi

Ingenieurstudium, arrangierte Ehe und Kinder? Nein, danke. Ich habe andere Pläne

Ingenieurwissenschaften, Informatik, Medizin, das sind Studienrichtungen, die sich indische Eltern für ihre Söhne und Töchter wünschen. Sayalee’s Eltern waren also sehr besorgt, als sie erfuhren, dass ihre Tochter Anthropologie und Literatur studieren würde: „Was wird nur mit dir passieren? Wo wirst du arbeiten?“ Dass ihre Tochter eines Tages Filme drehen würde, das hätten sie sich nie gedacht. „Niemand in meiner Familie hat jemals so etwas gemacht“, erzählt mir Sayalee.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

In der Filmschule Zelig in Bozen herrscht reges treiben, Studenten aus aller Welt werden diese Woche die Aufnahmeprüfung für die dreijährige Ausbildung im Dokumentarfilmbereich ablegen. Die Erwartungen sind hoch, alle hoffen den Sprung in die Schule zu schaffen. Hier begegne ich Sayalee, 28, einer zierlichen jungen, aber sehr entschlossenen Frau aus Indien. Sie ist erst gestern angekommen – von Mumbai nach Bozen – mit einem Traum: Sie will Geschichten erzählen. „Für mich ist es schon eine große Sache, dass ich hierher gekommen bin“, erzählt Sayalee, dabei denkt sie an die lange Reise zurück, an die fremde Kultur hier in Südtirol und an ihre Eltern, die wenig Verständnis für ihre Leidenschaft gezeigt haben. Noch wissen sie nicht, dass sich ihre Tochter Sayalee für eine Filmschule in Europa beworben hat: „Ich weiß auch noch nicht, ob ich es ihnen jemals erzählen werde“.

Selbstbewusst und in einem perfekten Deutsch erzählt mir Sayalee, wie sie schon immer ihren eigenen Willen durchgesetzt hat. Ingenieurstudium, arrangierte Heirat und Kinder, das passt gut zu ihrer Schwester, nicht aber zu ihr.

Wie entstand deine Leidenschaft für die Filmkunst?
Als ich als Studentin ein Erasmusjahr in Leipzig verbracht habe, konnte ich Filme aus aller Welt sehen und so wurde die Filmkunst zu meiner Leidenschaft. Bis dahin hatte ich nur indische Filme gesehen, meistens Bollywood Filme, und ich hatte nie daran gedacht, selbst einen Film zu drehen. Nachdem ich wieder nach Indien zurückgekehrt bin, habe ich einige Filmkurse besucht. Ich habe dann einen Beitrag erhalten, um einen kleinen Dokumentarfilm über die Lesekultur in Mumbai zu drehen. Und dann war es für mich klar, dass ich etwas in dieser Richtung machen wollte.

Von wem hat du erfahren, dass die Filmschule Zelig eine dreijährige Ausbildung im Dokumentarfilmbereich anbietet?
Durch Mailing Lists habe ich erfahren, dass man sich für Studienplätze an der Filmschule Zelig bewerben kann. Ich habe dann Informationen über die Schule im Internet gesucht und mir Filme der Zelig auf Vimeo und Youtube angeschaut. Was ich da gesehen habe, hat mir gut gefallen.

Wieso möchtest du hier in Südtirol studieren?
Mein Lieblingsregisseur Werner Herzog hatte einmal gesagt, dass ein guter Regisseur in seinem Leben viele Erfahrungen sammeln muss, er muss etwas erlebt haben. Darum will ich eine Filmschulen in Europa besuchen; das wäre für mich auch eine kulturelle Herausforderung. Ich will nämlich nicht nur die Theorie lernen, sondern auch etwas über mich selbst und die anderen Menschen.

Also keine Bollywood-Filme, aber Dokumentarfilme.
Klassische Geschichten haben immer einen Anfang und ein Ende. Im Leben ist es aber nicht so; das Leben entfaltet sich nicht nach einem Plan und genau darum sind wahre Geschichten für mich sehr inspirierend. Wenn ich ein Phänomen betrachte, einen Menschen kennenlerne, wenn mich etwas fasziniert, dann möchte ich darüber einen Film drehen. Ich weiß, dass ich nur meine Perspektive im Film zeigen kann, aber es ist etwas Wahres dahinter und das interessiert mich.

Was war dein erster Eindruck von Südtirol?
Ich habe einen sehr positiven Eindruck, die Leute hier sind sehr herzlich. Eigentlich kann ich kein Wort Italienisch sprechen, aber es gefällt mir sehr wie die Leute hier reden, wie sie sich bewegen. Gestern beim Abendessen habe ich kein Wort verstanden, aber die Atmosphäre war sehr warm und auch in den Geschäften waren die Leute sehr hilfsbereit. Ich hatte mir gedacht, dass ich in einer kleinen Stadt in den Bergen landen werde, wo alle nur Deutsch und Italienisch sprechen, wo es sehr kalt ist. Aber nach dem ersten Eindruck bin ich nun sehr beruhigt. Ja, ich könnte mir gut vorstellen hier zu wohnen.

Was fasziniert dich an der europäischen Kultur?
In Indien lebt man ein sehr verbundenes Leben, ein Leben, das von der Gemeinschaft bestimmt ist. Es gibt immer Menschen, die für dich da sind, man ist selten allein. Das ist einerseits positiv, andererseits bringt das aber auch eine Verkleinerung der Privatsphäre mit sich: man hat nie Zeit nachzudenken, eine Pause zu machen, man geht einfach mit dem Strom mit. Hier in Europa hingegen, kann man ein selbstbestimmtes Leben führen.

Was erwartest du dir von dieser Erfahrung?
Ich sehe Dinge eigentlich ganz kurzfristig und gestern hat mir Heidi Gronauer etwas sehr schönes über die bevorstehende Woche gesagt: „Es ist die Zeit um herauszufinden, ob die Schule zu dir passt und ob du zur Schule passt“. Was auch immer passiert, ich genieße die Zeit, die ich jetzt hier verbringen kann. Für mich ist es schon eine große Sache, dass ich bis hierher gekommen bin.

Scheinbar hat die Schule sehr gut zu Sayalee gepasst, denn wenige Wochen später habe ich per E-Mail eine erfreuliche Nachricht von ihr bekommen: „Die Woche in Bozen war wunderbar, ich wurde aufgenommen!“.

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Ferruccio Cumer Do., 27.03.2014 - 23:12

Sayalee ha risposto con disinvoltura a chi la intervistava, manifestando coraggio, entusiasmo e anticonformismo, ha poi superato brillantemente l'esame di ammissione alla ZeLIG, ha garantito e stragarantito che si sarebbe iscritta, ha comunicato all'ultimo momento che sarebbe arrivata in ritardo per l'inizio dell'anno scolastico ma anche assicurato fermamente che aveva già acquistato il biglietto dell'aereo... Poi è arrivata un'email in cui comunicava, senza fornire spiegazioni, che aveva cambiato idea. Non veniva più.
Un bell'esempio di serietà. Ci ha preso in giro tutti, compresi noi della ZeLIG e di Salto. E chi se lo aspettava, dopo tante belle parole?
Mai fidarsi di quel che dice la gente nelle interviste: e verificare prima di pubblicare non fa mai male. ;-)

Do., 27.03.2014 - 23:12 Permalink

Grazie per la comunicazione. Ciò che vorrei aggiungere è che potrebbe darsi che Sayalee non abbia potuto venire a Bolzano perché i suoi genitori non glielo hanno permesso. Forse quello che ha detto nell'intervista lo pensava davvero, ma poi magari non ha avuto il coraggio di farlo e di certo noi non possiamo sapere quello che è successo quando lei ha raccontato ai suoi delle sue intenzioni.

Fr., 28.03.2014 - 08:52 Permalink