Politik | Energie

Lösung Fernwärme?

Durch den Ausbau der Fernwärme soll mehr Preisstabilität bei den Energiepreisen erreicht werden. Ein diesbezüglicher SVP-Landtagsbeschluss ist gestern angenommen worden.
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Foto: fwn
Mit großer Mehrheit wurde gestern (10. November) ein Beschlussantrag angenommen, mit welchem die Landesregierung aufgefordert wird, das bestehende Fernwärmenetz auszubauen sowie die bestehenden und auch neuen Heizwerke auf eine wirtschaftliche Doppelnutzung, sprich  Strom- und Wärmeproduktion, auszurichten. Weiters sollen die Gemeinden beratend unterstützt werden und neue Fernheizwerke entsprechend gefördert werden. Was die Förderungen betrifft, soll dabei der Anteil des einheimischen Hackgutes berücksichtigt. Zudem soll geprüft werden, inwieweit Maßnahmen im Bereich Finanzierungen, auch in Form eines Rotationsfonds oder ähnliche, umsetzbar sind. Eingebracht wurde der Antrag von Franz Locher, Sepp Noggler, Manfred Vallazza, Paula Bacher, Gert Lanz, Helmuth Renzler und Helmut Tauber.
 
 
 
Wie der Erstunterzeichner Franz Locher eingangs betonte, sei in Südtirol bereits vor 20 Jahren mit der Förderung und dem Bau der ersten Fernheizwerke eine Grundlage für eine ausbaufähige Autonomie in Sachen Strom- und Wärmeproduktion geschaffen worden. Diese gelte es nun zu durchleuchten und neue, innovative Lösungsansätze zu entwickeln. „Südtirol verfügt über 76 Fernheizwerke, die mit einer finanziellen Unterstützung ihre Effizienz noch steigern können“, so Locher, der in diesem Zusammenhang auch die Doppelnutzung nannte, da viele Heizwerke nicht nur Wärme, sondern auch Strom produzieren können. „Fernheizwerke leisten damit nicht nur einen Beitrag zur Senkung der Energiekosten für die Abnehmer, sondern tragen aktiv zum Klimaschutz bei“, so Locher. Der SVP-Abgeordnete wies zudem darauf hin, dass es sich bei den Fernheizwerken auch um einen wichtigen Wirtschaftssektor handle. Daran hängen nicht nur unzählige Arbeitsplätze, sondern die Energie wird zu einem großen Teil aus der einheimischen Ressource Holz gewonnen. Der Anteil von nicht einheimischen Hackgut müsste sukzessive gesenkt werden, um langfristige Liefergarantien zu gewährleisten und um die Holzwirtschaft im Land zu stützen.
 

40 Prozent der Hackschnitzel werden importiert

 
Bedenken wurden vonseiten der Grünen geäußert, so sah Hanspeter Staffler die Hackschnitzel eher als Übergangslösung, langfristig müsse man mehr auf Energien wie Sonne und Wind setzen. „Derzeit werden 40 Prozent der Hackschnitzel importiert“, so Staffler und erklärte, dass die Ideallösung jene wäre, die Anzahl der Fernheizwerke an den zur Verfügung stehenden Ressourcen festzumachen. Ansonsten mache man sich abhängig, zudem stammten viele der importierten Hackschnitzel nicht aus nachhaltigem Anbau. „Der erste Schritt wäre es, die derzeitigen Südtiroler Fernheizwerke vollständig mit heimischen Hackschnitzeln zu versorgen“, betonte der Grüne Abgeordnete. Kritik kam auch von Sven Knoll, Abgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit, der zur Diskussion stellte, dass für das Fernheizwerk Bozen auch Müll aus dem Trentino angeliefert wird. Knoll warf die Frage auf, ob die Möglichkeit bestünde, alte aufgelassene Müllhalden auf diese Weise zu entsorgen wie etwa jene auf dem Kaiserberg oberhalb des Verbrennungsofens.
 
Der erste Schritt wäre es, die derzeitigen Südtiroler Fernheizwerke vollständig mit heimischen Hackschnitzeln zu versorgen.
 
Landesrat Arnold Schuler wies, angesprochen auf eine Studie, in seiner Stellungnahme darauf hin, dass derzeit sehr viel Rundholz außer Landes transportiert würde, um als Brennholz wieder importiert zu werden, wodurch viel Wertschöpfung verloren gehe. Man bemühe sich bereits seit Jahren, diesen Kreislauf zu schließen. Der Grund dafür liege darin, dass es zuwenig Sägewerke im Land gebe. „Wir sind in der Lage, rund 400.000 Kubikmeter an Holz einzuschneiden - mehr geht nicht“, erklärte Locher in seiner Replik und wies darauf hin, dass die kleinen Sägewerke einfach unrentabel gewesen seien. Große wie Binder und Theurl dagegen hätten wesentlich einfachere Arbeitsvoraussetzungen gehabt, weshalb das Rundholz über die Grenze transportiert worden sei. „Dieser Beschlussantrag soll nicht in die Richtung gehen, dass wir in Südtirol nur mehr ausschließlich Holz zur Wärme- und Energieerzeugung verwenden, aber wir müssen das vorhandene Potential nutzen“, erklärte der SVP-Abgeordnete. Dieser Meinung war offensichtlich auch die Mehrheit im Landtag, die für den Antrag stimmte.
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G. P. Fr., 11.11.2022 - 13:32

Mehr Preisstabilität durch Fernwärme? Sieht diese Preisstabilität dann so aus, wie beim Fernheizwerk Bruneck? 20 % Preiserhöhung im Frühjahr, 20 % Preiserhöhung jetzt im November. Das ist eine Preiserhöhung von 44 % in acht Monaten!

Fr., 11.11.2022 - 13:32 Permalink
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H. Predazzer Sa., 12.11.2022 - 10:45

Eine nette Idee, aber kein Allheilmittel!
Man muss sich immer vor Augen führen, daß Fernwärmenetze auch Verluste an das Erdreich haben. Große Netze wie Bozen verlieren im Jahr 16, 17%, kleine Netze liegen dagen bei über 20-25%, und es gibt in Südtirol Netze, die auch weit mehr Wärme verlieren, einfach mal beim SEV und den Betreibern nachfragen, die haben viele Daten.
Moderne Kessel haben Jahreswirkungsgrade von deutlich über 75%, wie rechtfertigt man da den großflächigen Einsatz von Fernwärme, die mehr Wärme "verliert",vor allem, wenn mit Gas oder Öl massiv zugeheizt werden muss? Die Anforderung muss heißen: verdichten der Anschlüsse im bestehenden Versorgungsgebiet. Netze verlängern oder ausdehnen heißt dagegen, Verluste erhöhen, außer es wird eine lohnende, dicht (!!!) gebaute neue Wohnbauzone erschlossen.
Das Argument, daß auf die vorhandene Holzmenge Rücksicht genommen werden muss ist vollkommen Richtig. Das Trentino lässt schon sehr lange neue Heizwerke nur unter der Bedingung zu, daß noch entsprechende Mengen verfügbar und nachgewiesen sind.
Ein Landesenergieplan, der eine koordinierte und groß angelegte Entnahme von Schadholz ermöglicht, dort wo der einzelne Waldbesitzer nicht kann oder will, könnte auch eine Lösung sein.

Sa., 12.11.2022 - 10:45 Permalink