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Dem Alto Adige gelingt es eine Polemik gegen Massimo Bessone zu konstruieren. Dahinter dürften jene Kräfte stecken, die schon einmal Stimmung gegen den Landesrat machten.
Massimo Bessone
Foto: Salto.bz
Massimo Bessone ist kaum überrascht. „Das ist nach den Landtagswahlen 2018 passiert“, sagt der Lega-Landesrat „und jetzt fängt es halt wieder an“.
Der Brixner-Lega-Politiker kennt auch die schmutzige Seite der Politik. So ist Massimo Bessone jetzt in den Fokus einer perfekt konstruierten Polemik geraten. Der Alto Adige titelt in seiner heutige Ausgabe „Su Elly Schlein lo scivolone di Bessone“.
Ausgangspunkt ist ein Post, den Bessone am Donnerstag auf Facebook veröffentlicht hat.
 
 
Man kann über den Stil und den Inhalt dieser Meldung sicherlich geteilter Meinung sein, aber zu sagen, dass er ein Angriff auf die neue PD-Vorsitzende ist, dürfte doch an den Haaren herbeigezogen sein.


Die SVP-Aussendung

 
Damit das funktioniert hat der Alto Adige sehr geschickt eine Art Collage gemacht. Um die Polemik entstehen zu lassen, ist im selben Artikel eine Pressemitteilung der beiden SVP-Parlamentarier Julia Unterberger und Manfred Schullian veröffentlicht.
Das Duo spricht darin Elly Schlein offen Solidarität aus.
„Inakzeptabel sind die rassistischen Beleidigungen, sexistischen Memes und Body Shaming gegen die neue PD-Sekretärin Elly Schlein. Leider sind viele rechte Politiker nicht in der Lage, eine politische Konfrontation mit einer Frau zu führen, ohne sie bei Themen anzugreifen, die keine Rolle spielen sollten, wie z.B. Aussehen und sexuelle Orientierung. Sie nehmen in Kauf einen Shitstorm zu provozieren und die schlimmsten und niedersten Instinkte zu entfesseln“, heißt es in der Aussendung.
 
 
 
Und weiter: „Unser Gesetzentwurf zur Einführung eines Gesetzes gegen Hasskriminalität, das die Anstachelung zu Gewalt und Diskriminierung unter Strafe stellt, liegt schon seit einiger Zeit im Senat vor. Jetzt ist es an der Zeit, ihn zu verabschieden."
Im Alto Adige wird suggeriert, dass diese Stellungnahme gegen Massimo Bessone gerichtet ist. Was so aber nicht stimmt. Denn Mitteilung von Julia Unterberger, Vorsitzende der Autonomiegruppe im Senat und Manfred Schullian, Vorsitzender der Gemischten Fraktion in der Abgeordnetenkammer richtet sich vordergründig gegen die sexistischen Aussagen mehrere nationaler Rechtspolitiker.
 

Die Vorgeschichte

 
Massimo Bessone hat am Freitag eine Nachricht an seine Mitstreiter verschickt:
 
Sicuramente qualcuno di voi ha letto il libro sullo scandalo SAD, "Freunde im Edelweiss" o ascoltato i podcast?! 
Il libro ci racconta che nelle intercettazioni telefoniche due militanti leghisti a ridosso e subito dopo le elezioni provinciali del 2018 chiedevano a due imprenditori di dubbia correttezza, con i quali volevano collaborare, di farsi da tramite con i giornalisti per prendere miei post su Facebook, "gonfiarli" e ridicolizzarmi o denigrarmi per farmi perdere stima degli elettori o del Presidente della Provincia e non votarmi gli uni o non farmi assessore o Vice Presidente l'altro
.“
 
 
 
Gemeint ist damit eine Episode vom November 2018, die in dem Ermittlungsakten zum SAD-Skandal lückenlos dokumentiert ist. Auch damals ging alles von einem verunglückten Facebook-Post Bessones aus, in dem der Lega-Politiker homophobe Äußerungen machte.
Eine Gruppe um den Lega-Abgeordneten Filippo Maturi, dem SAD-Generaldirektor Marianno Vettori und SAD-CEO Ingemar Gatterer versuchen eine mediale Schlammschlacht loszutreten. Es geht vordergründig darum, zu verhindern, dass Massimo Bessone in die Landesregierung kommt oder gar neuer Landesrat für Mobilität wird.
In den abgehörten Telefongesprächen versuchen Vettori & Co einen Alto Adige-Reporter zu überzeugen, die Nachricht groß zu spielen, was dann auch passiert ist. Bei den Dolomiten geht derselbe Versuch hingegen ins Leere. Auch damals konnte man mit dem Arbeitnehmer Helmuth Renzler einen SVP-Vertreter aufbieten, der voll gegen Bessone geschossen hat.
Jetzt, fast 5 Jahre danach, bricht die neue Polemik ausgerechnet am Tag der Präsentation der neuen Partei von Filippo Maturi los. Für dessen Rausschmiss aus der Lega, sich Bessone stark gemacht hat.
Filippo Maturi ist wird publizistisch vom Hause Ebner seit langem vorbehaltslos unterstützt. „Neuer Stern am Polit-Himmel rechts der Mitte“, lautet die Dolomiten-Überschrift zur neuen Maturi-Liste.
Massimo Bessone jedenfalls glaubt nicht an Zufälle.
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Profil für Benutzer Walter Blaas
Walter Blaas Fr., 03.03.2023 - 18:16

In Südtirol machen die Medien Politik. Wer genehm ist wird hochgejubelt, wer nicht, wird "fertig" gemacht oder totgeschwiegen.
Das erinnert mich an den Witz den mir einst Eberhard Daum betreffend Medien erzählt hat: mitten im kalten Krieg beschließen US-Präsident R. Reagan und der sowjetische Präsident L. Brezniew, ein Wettrennen auszutragen um einen Atomkrieg zu verhindern. Es gewinnt der etwas quirligere Reagan, was die Prawda vor große Probleme stellt, welche sie mit folgender Meldung umschreibt: Rennen um den Weltfrieden endet mit dem ehrenvollen zweiten Platz unseres KP-Generalsekretärs Brezniew, Us-Präsident Reagan wurde Vorletzter.

Fr., 03.03.2023 - 18:16 Permalink