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Foto: Foto: LPA/Fabio Brucculeri
Politik | Kommentar

Stillos, Verbissen, Peinlich

Zur Eröffnung der neuen Klinik in Bozen waren alle eingeladen, die jemals im Sanitätsbetrieb einen Papierkorb geleert haben. Nur einen hat man bewusst ausgeladen.
Es war eine Art sanitärer Almauftrieb.
Am vergangenen Freitag wurde der Neubau am Krankenhaus Bozen offiziell seiner Bestimmung übergeben. Das neue Spital wurde von Bischof Ivo Muser gesegnet und von Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher offiziell seiner Bestimmung übergeben. Kompatscher unterstrich die Bedeutung der Einrichtung für die Gesundheitsversorgung im ganzen Land und er dankte zugleich den Wegbereitern des Projektes, die ebenfalls alle bei der Feier anwesend waren.
Allen voran Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder, die ehemaligen Landesräte Florian Mussner (Bauten) und Richard Theiner (Gesundheit), die 2008 gemeinsam den Grundstein gelegt hatten, die ehemaligen Gesundheitslandesräte Martha Stocker und Thomas Widmann, die das Projekt weiterverfolgten, sowie Bautenlandesrat Massimo Bessone. Ebenso eingeladen waren alle bisherigen Generaldirektoren des Südtiroler Sanitätsbetriebes. So durfte auch Andreas Fabi, bis 2014 erster Sabes-Generaldirektor und verständlicherweise der amtierende Generaldirektor Florian Zerzer am Gabentisch des neuen Milliardenprojekts posieren.
Es war eine Feierstunde für „eines der größten und bedeutungsvollsten Bauprojekte des Landes, das das vergangene Vierteljahrhundert mitgeprägt hat“ (offizielle Presseaussendung des Landes).
Bei solchen Feierstunden werden verständlicherweise auch alle früheren Differenzen beiseite gelegt.
 
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Kirchliche und politische Segnung des neuen Krankenhaus: Thomas Schael zur persona non grata erklärt. (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)
 
 
Niemand redet mehr davon, dass Andreas Fabi jahrzehntelang gehaltsmäßig in einem geschützten Biotop gearbeitet hat, 2014 auf ein Jahresgehalt von 271.351,60 Euro kam und das Jahr davor sogar inklusive der Rückzahlungen 393.676,57 Euro an Bruttogehalt kassiert hat. Als Dank dafür zog der ehemalige Generaldirektor nach seiner Pensionierung gegen den Sanitätsbetrieb und das Land vor das Arbeitsgericht und erstritt weitere 150.000 Euro plus 10.000 Euro an Anwaltsspesen.
Oder Thomas Widmann. Er musste als Gesundheitslanderat gehen, weil er den Landeshauptmann als „Kaaaatastrophe“ apostrophiert und Kompatscher im Landtag offen Bestechlichkeit vorgeworfen hatte. Widmann bastelt derzeit zwar an einer eigenen Liste, mit der er gegen die SVP bei den Landtagswahlen in vier Monaten ins Rennen gehen wird, aber wer ist schon so kleinlich, an einem Freudentag solche alten Kamellen auszugraben.
Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher hat ja schon vor Jahren einen neuen Stil in der Politik angekündigt. Der als nachtragend bekannte Luis Durnwalder sollte ein für alle Mal Geschichte sein.
Oder doch nicht?
Denn ein Mann wurde an diesem Freudentag bewusst nicht eingeladen: Thomas Schael.
Der zweite von den drei bisherigen Sabes-Generaldirektoren. In seiner Amtszeit durfte Schael zwar mehrmals die politischen Referenten der Landesregierung zur publicitywirksamen Baustellenbesichtigung begleiten, doch bei diesem offiziellen Festakt war der amtierende Generaldirektor der Sanitätseinheit von Vasto eine persona non grata.
Dabei ist längst klar, dass der ehemalige Generaldirektor ein politisches Bauernopfer der SVP kurz vor den Landtagswahlen 2018 war. Der offizielle Trennungsgrund war die Versicherungsgeschichte um die Krankenhausärzte. Es war Arno Kompatscher, der letztlich Schael entlassen hat.
Inzwischen ist aber nicht nur bewiesen, dass Thomas Schael Recht hatte. Ermittlungen der Bozner Staatsanwaltschaft und der Staatsanwaltschaft am Rechnungshof haben eindeutig ergeben, dass es bei den Versicherungen nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Es hat erste Schuldeingeständnisse und klare Urteile dazu gegeben. Die laufenden Ermittlungen des Rechnungshofes könnten noch einige Überraschungen ans Tageslicht fördern.
 
Thomas Schael müsste eigentlich öffentlich rehabilitiert werden. Doch in Südtirol werden angebliche Nestbeschmutzer einfach ausgegrenzt. Das wurde auf dem Festakt am Freitag wieder einmal augenscheinlich.
 
Thomas Schael müsste eigentlich öffentlich rehabilitiert werden. Doch in Südtirol werden angebliche Nestbeschmutzer einfach ausgegrenzt. Das wurde auf dem Festakt am Freitag wieder einmal augenscheinlich.
Florian Zerzer dürfte dabei Regie geführt haben. Arno Kompatscher hat als zuständiger Landesrat und Landeshauptmann das Regiebuch aber abgesegnet.
Der Landeshauptmann soll also aufhören, von einem neuen Stil zu sprechen.
Und zur SVP würde unter ihrem Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen im Oktober ein neuer Slogan passen:
Stillos, Verbissen, Peinlich.
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rotaderga Mo., 26.06.2023 - 13:55

Ich vermute feste, dass Thomas Schael zur Feier seiner Rückkehr die oben angeführten Namen nicht dabei haben wird. (ENA)

Mo., 26.06.2023 - 13:55 Permalink
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△rtim post Mo., 26.06.2023 - 16:12

"Es war Arno Kompatscher, der letztlich Schael entlassen hat."
Ist dem so?
Medien, vermeldeten bislang immer, dass es eine einvernehmliche Auflösung des Vertrags und eine satte (jährliche?) Abfindung von € 180.000 Abfindung bis Vertragsende gegeben hat.
Übrigens. Wenn man nochmal all die zahlreichen Artikel der letzten Jahre, auch jene Franceschinis, z.B. u.a: "POLLO DER WOCHE - Schaeler Nachgeschmack" v. 03.02.2018 oder all die gemachten Anfragen zu den Übel- und Missständen in der Sanität unter Schael im Landtag nachliest, verwundert die völlige Kehrtwende des Autors hier um so mehr.
Ich denke, es bräuchten wohl eher die Steuerzahler-innen, all die (duldsamen) Bürger-innen, Patienten und Patientinnen und nicht zuletzt das Personal Wiedergutmachung und nicht ein Schael.

Mo., 26.06.2023 - 16:12 Permalink
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Martin Hofer Mo., 26.06.2023 - 20:10

Antwort auf von △rtim post

Sie erinnern sich falsch, am 03.07.2018 titelt SALTO "Schael muss gehen". Schael musste, um aufreibenden Rechtsstreit zu vermeiden, einer einvernehmlichen Lösung zustimmen. Es ist doch klar und üblich, dass jene Seite, die sich an einen Vertrag nicht weiter halten will, den Vertragspartner zu entschädigen hat. Die Landesregierung wollte Schael unter dem konstruierten Vorwand der Versicherungsaffäre los werden, objektive, korrekte Gründe gab es nicht, sonst hätte es keiner Entschädigung bedurft.
Wäre Schael nicht Opfer einer heillos überforderten Landesrätin und eines wahltaktisch agierenden Landeshauptmannes geworden, hätte sich der Südtiroler Steuerzahler wohl Millionen und Abermillionen von Euros erspart, die durch Widmann und Zerzer und letztlich durch das Wegschauen von Kompatscher verbrannt wurden.
Klar und deutlich ist, wie in all den anderen Skandalen eines: wer sich an der Freunderlwirtschaft der Edelweißen nicht beteiligt, hat hierzulande kein langes berufliches Leben. Es lebe die Freunderwirtschaft, es lebe der Postenschacher, es lebe die Gesetzesbeugung, so wollen es die Freunde im Edelweiß.

Mo., 26.06.2023 - 20:10 Permalink
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△rtim post Mo., 26.06.2023 - 23:51

Antwort auf von Martin Hofer

Wer lesen kann und sich vor dem Schreiben Klarheit verschafft, ist im Vorteil. Mein Einwand war, dass Entlassung oder Dienstenthebung objektiv etwas völlig anderes sind, als eine einvernehmliche Vereinbarung. Selbst wenn Ihre Gegenposition, im Widerspruch zum allgemeinen Vertragsrecht übrigens, stimmte :
"Schael musste ... zustimmen."

Mo., 26.06.2023 - 23:51 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 26.06.2023 - 21:20

Zwischen "bewusst ausladen", wie Kollege Franceschini schreibt, und "nicht einladen", wie es tatsächlich stattgefunden hat, besteht wohl doch ein erheblicher Unterschied. Auch ich werde von meinen früheren Arbeitgebern zu Veranstaltungen, bei denen ehemalige Arbeitskollegen anwesend sind, nicht eingeladen. Ich nehme das gelassen hin. Wenn man mich nicht will, dann hat es auch keinen Sinn, mich aufzudrängen. So viel Ehrwertgefühl sollte man schon haben.

Mo., 26.06.2023 - 21:20 Permalink
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Josef Fulterer Di., 27.06.2023 - 06:47

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Wer hat die Verantwortung für den ü b e r t r i e b e n-v e r g l a s t e n-B A U, der ALLES eher als KLIMA-gerecht ausgeführt wurde und in den drei wärmeren Jahreszeiten sicher weitaus mehr E N E R G I E-f r i s s t, wie für die HEIZUNG im Winter?
Die für die Besucher / Patienten vorgesehenen / ü b e r - d i m e n s i o n i e r t e n - BEWEGUNGs- + WARTE-FLÄCHEN, machen einen verlassenen Eindruck.
Auf den schmalen Gängen vor den zu klein geratenen Ambulatorien, wurden einige Stühle gestellt, auf denen die Patienten auf die Behandlung wartend, sich das anstrengende Starren auf die Anzeige-Tafeln + die langen Wege bis zu den Ambulatorien ersparen, wodurch auch mehr Patienten behandelt werden können.

Di., 27.06.2023 - 06:47 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Fr., 01.09.2023 - 07:20

Kompatscher und Zerzer,die Freunderlwirtschaft wird euch hoffentlich nach den LW vergehen. Diese Nichteinladung vonn Dr. SCHAEL,ist eine FRECHHEIT! Svp Machenschaften! Zum K.... ..n.!!!!

Fr., 01.09.2023 - 07:20 Permalink