Sport | Analyse

Südtirol ringt Pirlos Elf nieder

Der FC Südtirol gewinnt zum zweiten Mal in Folge - noch dazu gegen Andrea Pirlo. In einem ereignisarmen Spiel sorgen die Einwechslungen für die entscheidende Wende. Die Analyse!
Emanuele Pecorino
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Da kommt ein Weltmeister nach Bozen ins Drusus-Stadion. Das hat es schon gegeben - erinnern wir uns etwa an Fabio Cannavaro. Am Samstag Nachmittag war allerdings ein noch Bekannterer und - im sprichwörtlichen Sinne - Größerer mit seiner Mannschaft zu Gast in Bozen: Andrea Pirlo, seines Zeichens Trainer von Sampdoria Genua, wollte gegen die Elf von Pierpaolo BIsoli endlich wieder einmal dreifach punkten. 

  • Typisch FCS: 4-4-2, aber mit Anpassungen

    FCS-Trainer BIsoli schickte seine Mannschaft wieder in der gewohnten 4-4-2 (4-4-1-1)-Formation aufs Feld. Rover und Ciervo auf den Flügeln, Peeters und Tait im Mittelfeldzentrum, Odogwu und Rauti im Angriff - hinten hat sich die Reihe mit Masiello, Vinetot, Davi und Giorgini inzwischen eingespielt und etabliert. Alles wie gehabt also? Mitnichten! Bisoli hatte schon beim letzten Spiel eine kleine (aber feine) Anpassung vorgenommen, indem er seine Innenverteidiger anwies, zurückfallende Stürmer des Gegners zu verfolgen. Dieses Mal hatte er auf einer anderen Ebene eingegriffen und das Pressing dem Gegner angepasst.

  • In der gegnerischen Hälfte wurde mannorientiert gepresst: Odogwu kümmerte sich um Ghilardi, Rauti nahm die Bewegungen von Yepes auf und die beiden Flügel stellten die Außenverteidiger Sampdorias zu. Wer mitgedacht hat, dem wird auffallen: Ein gegnerischer Innenverteidiger hatte demnach keinen direkten Gegenspieler. Das stimmt! Gonzalez ließen die Rot-Weißen mit Ball am Fuß gewähren, offenbar schätzte das Trainerteam seine fußballerischen Fähigkeiten nicht sehr hoch ein. 

     

    In der Tat hätte Gonzalez mit dem freien Raum vor sich mehr anfangen können - sogar: müssen. Er zögerte aber immerzu und so kam bei den Gästen kein Kombinationsspiel auf.

  • Südtirol etwas tiefer: Die Anspielstationen durch die Mitte sind allesamt zu. Sampdoria spielt zu langsam. Foto: SALTO
  • Südtirol steht kompakt: Alle Anspielstationen sind zu.

    Pirlo schickte seine Mannschaft im 4-3-2-1 aufs Feld. Die beiden Offensiven hinter der Spitze, Esposito, spielten dabei sehr weit eingerückt - Pirlo wollte so wohl den Zwischenlinienraum überladen und so zu Abschlüssen kommen. Dadurch, dass Gonzales mit Ball aber immer wieder das Spiel verschleppte, konnte der FC Sütirol (etwa nach einer Seitenverlagerung) ruhig durchschieben und so die Kompaktheit aufrechterhalten. Anspiele zwischen die Linien waren deshalb für Sampdoria quasi nicht möglich.

  • Sampdoria braucht zu lange: Der Passweg in den Zwischenlinienraum ist schon wieder geschlossen. Foto: SALTO
  • Südtirol hofft auf ein Tor

    Offensiv beschränkten sich die Gastgeber auf die gute alte Formel: Odogwu anspielen - hoffen! Die Defensive hatte sichtlich Vorrang, irgendwie würden sich schon ein paar Torchancen ergeben - und sei es durch eine Standardsituation. Doch Bisoli gegenüber saß an diesem Tag offenbar ein Bruder im Geiste: Auch Pirlo hielt an seiner Grundausrichtung partout fest, obwohl seine Mannschaft praktisch gar keine Torchance in der 1. Halbzeit hatte; selbst zur Pause stellte er nicht um, passte de facto gar nichts an - und es schien sich auszuzahlen: Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit gelang das Führungstor durch Gonzalez nach einem Eckstoß. Sampdoria versuchte jetzt den Spielfluss zu stören, wertvolle Minuten von der Uhr zu nehmen und die Führung so zu verteidigen. 

     

    Südtirol musste natürlich reagieren, Bisoli brachte Merkaj, Casiraghi und später Cisco und Pecorino. Kapitän Tait schob jetzt bei eigenem Ballbesitz früh vertikal in die Spitze um eine zusätzliche Anspielstation im Strafraum anzubieten.

  • Nach dem Rückstand: Tait (rot hervorgehoben) rückte häufiger mit in die Spitze. Simone Davi (am unteren Spielfeldrand) rückte dafür etwas ein, um die Bewegung seines Kapitäns auszubalancieren. Foto: SALTO
  • Zuerst der Ausgleich dann die heiße Schlussphase

    Odogwu sorgte mit einem Kracher aus der Drehung für den 1:1-Ausgleich und läutete damit auch die hitzige Schlussphase ein. Kurz vor Schluss der regulären Spielzeit bekam Merkaj einen Elfmeter zugesprochen (oder: geschenkt), den Casiraghi verwandelte. In der Folge flog Gästetrainer Pirlo mit Rot vom Platz und in der letzten Sekunde setzte der eingewechselte Pecorino den 3:1-Schlusspunkt. Alle Einwechselspieler des FC Südtirol waren an den Toren entscheidend beteiligt - "ein gutes Händchen", werden viele sagen. "Warum haben die nicht von Anfang an gespielt?", werden die Anderen fragen.

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Georg Markart So., 29.10.2023 - 09:53

Was heißt hier geschenkt???
Die Analyse ist sehr gut,nur den Elfmeter als geschenkt zu bezeichnen,hätte sich Herr Hofer ersparen können.
Der SR musste sich gar nicht zum "VAR" begeben,deßhalb war der Elfmeter eindeutig. Daß der Schiedsrichter eher schwach war und gegen den FCS Pfiff war auch eindeutig.

So., 29.10.2023 - 09:53 Permalink