Gendern
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Gesellschaft | Fritto Misto

Die Zeiten gendern sich

Aller Anfang ist schwer. Aber sprachlicher Wandel lässt sich weder verordnen noch aufhalten.
  • Als ich vom Antrag gegen die „Gendersprache“ der Liste JWA gelesen habe, da wollte ich lospoltern. Wollte sie Ewiggestrige schimpfen, die verzweifelt am Patriarchat festhalten, wohlwissend, dass sie letzterem ihren Platz im Landtag zu verdanken haben und nicht etwa ihren großartigen Fähigkeiten (die Männerquote als Norm). Wollte ihnen Verlogenheit und Frauenfeindlichkeit vorwerfen, weil es doch die rechten Parteien und solche, die es gerne wären, sind, die vorgeben, sich um die Frauen zu sorgen, wenn man mit dieser Sorge praktischerweise Ausländerhetze betreiben kann („Unsere Frauen und Töchter können abends nicht mehr auf die Straße gehen! Pfefferspray ist Pflicht!“). 
    Die aber kein Problem damit haben,  wenn diese Frauen und Töchter eine noch viel größere Einschränkung erfahren, wenn sie nämlich in der Sprache unsichtbar gemacht werden: Dagegen hilft auch kein Pfefferspray. Wollte spotten, dass sich da Protagonisten als Sprachpuristen aufpudeln, den Verfall der Muttersprache beklagen, die immer wieder mit Wortmeldungen und Pressemitteilungen auffallen, die unter mindestens zwei Promille verfasst worden zu sein scheinen. 
    Dann besann ich mich aber eines Besseren, drohte ich doch, mich in eine Jürgin Wirthin Anderlanin oder gar eine Colleen zu verwandeln mit meinem Gezeter, und nahm mir besagte Aussendung noch einmal vor. Und siehe da: Die wackeren Kämpfer für gutes Deutsch haben gar nichts gegen das Gendern, sie scheinen vernünftige Leute zu sein. Es sind diese verflixten Sonderzeichen, die Sternchen und Doppelpunkte, die Leerzeichen mitten im Wort, die ihnen Kopfschmerzen bereiten.

  • Foto: Seehauserfoto
  • „Wollte spotten, dass sich da Protagonisten als Sprachpuristen aufpudeln, den Verfall der Muttersprache beklagen, die immer wieder mit Wortmeldungen und Pressemitteilungen auffallen, die unter mindestens zwei Promille verfasst worden zu sein scheinen. „

     

    Das ist legitim. Es ist verwirrend, es sieht nicht immer schön aus, es ist nicht einheitlich, und ein Satz wie „Dixs Autorxs bereichern die Debatte durch xs Beiträge“, also nein, da frage auch ich mich: Waren da die Kinder mal wieder an der Tastatur? Wobei ich sagen muss, dass mir ein vergleichbarer Satz noch nie irgendwo untergekommen ist, und ich lese querbeet. Aber offenbar liest ein JWA noch viel mehr. Zum Beispiel die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung, auf die sowohl er als auch die Freiheitlichen sich in ihrer Mission zur Rettung der deutschen Zunge beziehen. Der findet die Sonderzeichen auch nicht toll, stellt aber unmissverständlich fest: “(…) dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll“. 
    Dieser Satz wird euch wohl kaum entgangen sein, liebe Sprachpuristen aus dem rechten Lager, und wenn ihr den unterschreiben könnt, was offensichtlich der Fall ist, ansonsten würdet ihr den Rat doch kaum zitieren, dann haben wir eh kein Problem, dann schaffen wir das, auch ohne *:/&5$- Chaos. 

  • Gender-Verbot: Ein irrwitziger Gedanke. Foto: Bayrischer Rundfunk

    Gendern, bzw. sichtbar machen (wir können es auch so nennen, wenn ihr euch primär an diesem „neumodischen Ausdruck“ stört) funktioniert nämlich auch ohne Sonderzeichensalat: Frau kann umschreiben, Synonyme verwenden, die neutrale Mehrzahl benutzen, Tätigkeiten beschreiben statt Substantive zu nehmen, usw. : Es gibt viele Möglichkeiten, Sprache so zu gestalten, dass sich jede angesprochen fühlt, um alle Zuhörerinnen oder Leserinnen zu erreichen, und nicht nur einen Teil davon und den Rest auszuschließen. Wie sich das anfühlt, das hat euch vielleicht dieser Absatz vor Augen geführt, der nur Frauen sichtbar macht. Ihr habt euch als Mann nicht abgeholt gefühlt? Tja, so geht es allen, die sich nicht als männlich definieren, mit dem maskulinen Generikum die ganze Zeit.  

     

    „Es ist eine Revolution, die sich von unten nach oben, ganz sanft ihren Weg bahnen wird.“

  • Dass das Gendern uns nicht aufgezwungen werden darf, auch da habe ich für JWA und Konsorten Verständnis, uns eint wohl eine gewisse Grundtrotzigkeit. Genauso wenig darf es aber verboten werden, ohnehin ein irrwitziger Gedanke: Als könnte man etwas so Lebendiges, Bewegliches wie Sprache fixieren wie ein totes Insekt. Es ist eine Revolution, die sich von unten nach oben, ganz sanft ihren Weg bahnen wird: Wenn immer mehr Menschen sich bemühen (und Bildungseinrichtungen und Verwaltung müssen das sowieso, wenn sie auch nur einen Deut auf ihr Up-to-date-Sein und ihre Vorbildfunktion geben), alle anzusprechen, auf welche Art und Weise auch immer, dann werden auch Jürgen, Ulli und der Otto (gut, der vielleicht weniger) irgendwann ganz unbewusst und easy gendern, was das Zeug hält: Weil die Gesellschaft sich wandelt und mit ihr auch die Sprache, die ja immer ein Spiegel der Gesellschaft ist. Sich gegen diesen Wandel zu wehren, ist ein Versuch, diesem Spiegel blinde Flecken zu verpassen, ihn zu einem Zerrspiegel zu machen, und der gehört dann wirklich nur mehr ins Gruselkabinett – zusammen mit jenen, die ihn befürworten. 

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Cicero Di., 30.01.2024 - 19:55

Ich persönlich kann mit dem Gendern nicht wirklich was Anfang, da es für mich die Sprache zu sehr geschlechtlich auflädt. Der Bürger bspw. inkludiert für mich selbstredend Männer, Frauen und nicht binäre Personen. The citizen im Englischen inkludiert auch nicht nur Männer. Ich finde die Debatte daher an vielen Stellen etwas albern. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ein Verbot unsinnig wäre. Wer gendern will soll es machen, wer nicht soll es lassen.

Was die Änderung der Sprache angeht, stimme ich Ihnen prinzipiell zu. Änderungen müssen von unten nach oben und nicht umgekehrt passieren. Aber Ihren Schluss daraus, dass wir irgendwann "easy gendern" teile ich nicht. Gerade weil das Gendern als von oben nach unten aufdoktriniert empfunden wird, ist die Ablehnung dagegen so groß und heftig. Das zeigen auch alle entsprechenden Umfragen im deutschen Sprachraum. Wer gendert gehört üblicherweise einer woken, liberalen, überdurchschnittlich gebildeten Community an und diese repräsentiert eben nicht den Hauptteil der Bevölkerung.

Di., 30.01.2024 - 19:55 Permalink
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△rtim post Di., 30.01.2024 - 20:05

Privat, anders als z.B. in der Verwaltungs- und Rechtssprache, sind eh alle frei, die Sprache zu gebrauchen. Es geht um Verständigung, um erfolgreiche Kommunikation. Sprachliches Handeln ist auch soziales Handeln.
Im Amtsgebrauch heißt es auf der Ebene des sozialen Geschlechts, wenn schon, sich möglichst um eine genderneutrale Sprachanwendung zu bemühen. Nur diese ist auch gendergerecht: "Die Zeiten gendern sich."
Es geht um Gleichwertigkeit aller.
Das funktioniert meist auch ohne soziale Geschlechter einzeln (mit Binnen-I, Sonderzeichen) zu nennen, zum Beispiel: Gehweg statt Bürger-innensteig; Team statt Mitarbeiter-innen ... Vgl.a: https://geschicktgendern.de/

Di., 30.01.2024 - 20:05 Permalink
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Gianguido Piani Di., 30.01.2024 - 20:20

Antwort auf von △rtim post

"Gehweg statt Bürger-innensteig; Team statt Mitarbeiter-innen"
Danke für das gute Beispiel! Das hätte eigentlich die Autorin (La autora?) des Hauptbeitrages schreiben sollen, hat es aber nicht. Gendern ist für einige Person*innen zum Selbstzweck geworden, seine Befürworter*innen werden immer "Bürger*innensteig" dem einfacheren und deutlicheren "Gehweg" vorziehen.
Seit einigen Jahren bevor ich ein Buch kaufe prüfe ich nach, ob es nach den Gendernregeln geschrieben ist. Wenn ja, dann kaufe ich das Buch nicht. Die Lektüre wäre anstrengender.

Di., 30.01.2024 - 20:20 Permalink
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Gianguido Piani Di., 30.01.2024 - 20:45

Gendern hat auch lustige Aspekte. In Russland wird zurzeit versucht, die Gendersprache ganz zu verbieten, obwohl es sie in russisch nicht gibt. Viele russische Personenbezeichnungen sind entweder nur männlich oder nur weiblich, und es stört keinen. So wird seit Jahrhunderten gesprochen. Zum Beispiel, "der Haupt", "der Leiter" ist weiblich "glava" und dies lässt sich problemlos in grammatisch korrekten Sätzen einbauen. "Glava hat entschieden. Er will..." bzw. "Glava hat entschieden. Sie will..."
Lustigerweise heißt "der Richter" auf russisch "sud'ja" = "die Richterin", die jetzt entscheiden muss, ob die männlichen Formen korrekt eingehalten werden.
Vor wenigen Tagen ist darüber ein sehr lustiger Artikel erschienen, auf Englisch
https://www.themoscowtimes.com/2024/01/26/how-can-you-tell-if-a-russian…
Hände Weg von künstlichen Sprachmanipulationen! In Russland oder sonstwo.

Di., 30.01.2024 - 20:45 Permalink
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Harry Dierstein Di., 30.01.2024 - 21:01

Die feministisch motivierte Gender-Gesinnungssprache wird sich niemals durchsetzen, denn sie ist erstens falsch und darüber hinaus auch noch vollkommen sinnlos. (Wenn man vierzig Jahre lang etwas dermaßen Idiotisches so erfolglos propagiert; gibt man dann nicht irgendwann einmal auf?)

Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass Margaret Thatcher, Madeleine Albright, Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Christine Lagarde, Julia Unterberger, Waltraud Deeg, Giorgia Meloni etc. es in die höchsten Ämter geschafft haben, weil plötzlich Sonderzeichen innerhalb eines Wortes standen und sie deshalb nicht mehr unsichtbar waren. (Was insbesondere bei der US-amerikanischen Ex-Außenministerin auch schwerlich vorstellbar scheint.)

Frauen sind nicht unsichtbar; dies ist ein albernes Narrativ, das auch durch seine permanente Wiederholung nicht stichhaltiger wird.

Die Autorin tut sich natürlich leicht, hier so einen Käse zu schreiben, denn sie unterrichtet ja „nur“ Englisch. Vielleicht sollte Alexandra Kienzl es - bei über zwei Promille - einmal in Erwägung ziehen, wie sie Schülern aus China, Schlanders, Pakistan, Bruneck, Bangladesch folgende Satzkonstruktion vermitteln könnte?

Der generische Satz: „Kein Professor lobt seinen schlechtesten Studenten.“
sieht gegendert so aus: „Kein*e Professor*in lobt sein*n*ihre*n schlechteste*n Studenten*in.“

[Quelle: Ewa Trutkowski; Sprachwissenschaftlerin; Frankfurt/Main, Bozen]
Weiterer Beleg:
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/gespraech-mit-ewa-trutkowski-100…

Was in der ganzen Debatte extrem unfair ist, dass man sofort als „rechtsradikal“ abgestempelt und in einen Topf mit Geistesriesen wie JWA geworfen wird, wenn man Kritik am Gendern übt! Die Partei „Die Linke“ hat übrigens schon im letzten Jahrzehnt beschlossen, aus guten Gründen nicht mehr zu gendern.

Aber um diese Tatsache zu verkraften, braucht es für einige sicherlich mehr als zwei Promille.

Di., 30.01.2024 - 21:01 Permalink
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Alexander Wallnöfer Sa., 03.02.2024 - 09:24

Antwort auf von Harry Dierstein

Zitat:
Der generische Satz: „Kein Professor lobt seinen schlechtesten Studenten.“ sieht gegendert so aus: „Kein*e Professor*in lobt sein*n*ihre*n schlechteste*n Studenten*in.“

Das stimmt so nicht, denn das geht jetzt doch wirklich ganz einfach, z.B. so: "Keine Lehrperson lobt ihre schlechtesten Schüler oder Studentinnen."

Diese Formulierung würde im Übrigen die Wirklichkeit auch besser wiedergeben, da es an (deutschen) Hochschulen mittlerweile ja mehr Frauen als Männer gibt (Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1083401/umfrage/frauenan…).

Ob der Satz pädagogisch sinnvoll ist, steht noch Mal auf einem ganz anderen Blatt.

Die Beurteilung, ob die beiden Sätze nebeneinander gestellt bei allen die selben Bilder im Kopf auslösen, möge jede des Lesens mächtige Person für sich selbst durchführen:
* "Kein Professor lobt seinen schlechtesten Studenten."
* "Keine Lehrperson lobt ihre schlechtesten Schüler oder Studentinnen."

Sa., 03.02.2024 - 09:24 Permalink
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Katja Renzler Mi., 31.01.2024 - 08:20

Antwort auf von Lollo Rosso

Wie schon an anderer Stelle geschrieben:

Ich will nicht "mitgemeint" sein.

Ich habe es satt, dass wir 2024 schreiben und Frauen für viele Menschen leider unsichtbar
- immer noch Altersarmut riskieren,
- immer noch weniger für gleichwertige Arbeit verdienen, weil es selbstverständlich ist, dass wir uns um alle anderen mehr kümmern als um uns selbst,
- immer noch das Risiko eingehen, von unseren Partnern oder Ex- oder Möchtegern-Partnern ermordet zu werden,
- immer noch für unsere Väter, Brüder, Söhne... die Zielscheiben verschiedenster Formen der Gewalt sind, die sich nur durch die Kluft zwischen unseren Beinen erklären lässt,
- immer noch nicht die Entscheidungshoheit über unsere Körper zugestanden wird, und, das oberste an ZYNISMUS:
- dass wir Frauen (als Betroffene dieser Ungerechtigkeiten) gezwungen werden, selbst Maßnahmen zu treffen, wenn wir uns vor den Ungerechtigkeiten schützen wollen (gefälligst "anständige" Kleidung, gefälligst kinder- und pflegefallfreie Karriere, gefälligst Mehrfachbelastungen hinnehmen, gefälligst selbst für die Verhütung zuständig sein, gefälligst gerne betatscht zu werden, gefälligst gerne im Hintergrund bleiben und "Tradwife" und/oder "Trophy Wife" spielen, gefälligst gerne "mitgemeint" sein...).

Dass den Frauen gesagt wird, "bleib mal schön auf dem Boden, das sind doch Peanuts". Sprache reflektiert gesellschaftliche Verhältnisse- das ist hinlänglich beforscht. Wenn wir diese Ungerechtigkeiten ernsthaft verändern wollen, sollten wir uns an dem kleinen Sternchen nicht stören. Dass der Mensch anpassungsfähig ist, ist evolutionär unbestritten.

Beleidigen wir nicht unsere Intelligenz: Gendern ist allen zumutbar. Auch den Bärtigen.

Ich finde es übergriffig, dass mir Männer ihre Sicht auf die Welt dieser vielfältigen handfesten Ungerechtigkeiten erklären- auch hier im Forum. Geben Sie uns Macht und Geld und all das, was Sie seit tausenden von Jahren qua biologischer Qualifikation (eh schon wissen: Penis und so) brüderlichst unter sich aufteilen. Auch in Südtirol. Gerechte Machtkonzentration? Old boys' clubs, so weit das Auge reicht.

Nota bene: Die Debatte zum Thema Gendern wird seit Jahren massiv von der (extremen) populistischen Rechten vorangetrieben, um von eigentlichen Ungerechtigkeiten abzulenken- neuestens auch von Vertretern (ich bleibe beim Maskulinum) ursprünglicher Mitte-Parteien- die Nehammers und Söders dieser Welt.

Siehe dazu auch den hervorragenden Satire-Beitrag der Tagespresse:
https://dietagespresse.com/wegen-gender-verbot-waehler-verzeihen-oevp-r

Und: Die Ästhetik der Sprache ist dem Neofaschismus völlig wurscht, das wird nur vorgeschoben. Sprache ist Macht, immer schon gewesen. Nicht erst seit Foucault.

Mi., 31.01.2024 - 08:20 Permalink
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Milo Tschurtsch Mi., 31.01.2024 - 13:46

Antwort auf von Katja Renzler

Sie können gerne Ihren Kampf für Gleichstellung auf die von Ihnen genannten Bereiche konzentrieren, da werden Sie vom Großteil der Gesellschaft unterstützt. Wenn Sie dies aber über die Sprache tun wollen, dann wird die Unterstützung schon schnell weniger, bzw. wird ins Gegenteil umschlagen, denn ein Großteil der Menschen will eben keine Verkomplikation der Sprache und eine solche käme auch nie von unten sondern über gesteuerte Manipulation.
Dass Sprache gesellschaftliche Verhältnisse reflektiert mag sein, der Ansatz der hier aber gewählt wird, hat mit (biologischem) Geschlecht und deren Rolle in der Gesellschaft nichts zu tun. Es sind einfach nur Begriffe, Wörter die gar keine Biologie aufweisen, sondern bloß ein generisches Geschlecht haben, wie es der deutschen Sprache (im Gegensatz zu anderen Sprachen , deren Frauenrechte auch nicht besser aufgestellt sind) halt zu eigen ist . Dass da irgend jemand plötzlich die Idee in die Welt gesetzt hat, das habe mit der Biologie insbesondere der von Frauen zu tun, muss zunächst mal logisch begründet werden, was es nicht kann.
Und wenn Sie da in diesem Zusammenhang mit Begriffen wie "populistischen Rechte" und "Neofaschismus" um sich werfen ( wobei alles was nicht in ein linkes Weltbild passt neuerdings inflationär als faschistisch und Nazi bezeichnet wird) so mein guter Rat an Sie: Überprüfen Sie ob das Lager, das Sie als das "Bessere" ansehen, wirklich die Rechte und die Sichtbarkeit der Frauen im Sinn hat. MMn geht es nicht um Frauenrechte sondern um ein ideologisches Konzept, nämlich um den Abbau der Vielfalt, das Relativieren des Einzigartigen und Außergewöhnlichen , um die Angleichung aller Lebensbereiche und -formen an dasselbe Niveau, das Ausmerzen jeden Unterschieds in allen Bereichen, auch im Geschlechtlichen. Was das den Frauen speziell bringt, sei dahingestellt.
Noch ein paar Sätze um das Gesagte zu veranschaulichen:
"Wer nach einem Kochrezept suchen will der/die weiß dass er/sie dieses in einem Kochbuch findet........... Grammatikalisch falsch, denn nach "wer" kommt niemals "die".
Es wurde vereinbart dass die/der Geisel (Singular), die/der sich in der Hand der Terroristen befindet.......usw. Wie gendert man, hier umgekehrt das generische Femininum in ein generisches Maskulinum, oder ist das nur einseitig erwünscht?
Bis man da eine Umschreibung findet ist der Fehler längst gemacht, was naturgemäß auf längere Sicht zur Ausmerzung von bestimmten Begriffen führen wird, was einer Verarmung der Sprache gleichkommt, die niemand will.
Aber es geht ja ohnehin nur um die offizielle Sprache, im privaten Kreis kann jeder gendern bis zum Abwinken, sofern er da noch verstanden wird.

Mi., 31.01.2024 - 13:46 Permalink
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Klemens Riegler Mi., 31.01.2024 - 00:07

Ist die Frau vom Gruber immer noch die Gruaberin?
Oder die Bäuerin am Moarhof immer noch die Moarin?
... da wird das "IN" wieder ziemlich klein, während es bei der Krankenbruder*IN zu groß ist.
Die Frau Doktorin klingt blöder als Frau Doktor und lieber hab ich die Ärztin als die Frau Arzt.
Und auf jedem Fall meine ich mit Trottel, Deppen und Idioten weiterhin gerne beide und alle anderen Geschlechter (Deppen - auf Tirolerisch wohl mit "T") ... ohne es zu (g)ändern :)-

Mi., 31.01.2024 - 00:07 Permalink
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Milo Tschurtsch Mi., 31.01.2024 - 00:23

Dass Frauen ihren Selbstwert unbedingt daraus beziehen müssen indem sie völlig unnötig und uneffektiv ausgerechnet die Sprache dazu benutzen müssen ihre Anliegen durchzubringen und somit die gesamte Gesellschaft (die Sprache gehört allen) gegen sich aufbringen und damit dem Anliegen der Gleichstellung und damit sich selbst schaden, das muss ihnen mal jemand nachmachen.
Man kann es drehen und wenden wie man will, die verschiedenen Formen des Genderns, von denen täglich neue hinzukommen, da jeder jederzeit welche erfinden kann (schon dies ein absurder Zustand) schaden der deutschen Sprache enorm. Es werden Sprachfluss, Lesbarkeit , Textverständnis usw. eingeschränkt, die Sprache verkompliziert, relativiert und damit schwerer erlernbar gemacht, da sie nicht den natürlichen Veränderungen,( die niemals verkomplizieren, sondern vereinfachen), folgt.
Anstatt sich um die wirklichen Probleme der Gleichstellung zu kümmern, weicht man auf einen Nebenschauplatz aus und reklamiert das Allgemeingut Sprache für sich. Dies noch dazu völlig unwissenschaftlich, denn es wurde schon oft gesagt, dass das generische Geschlecht NICHTS mit dem biologischen zu tun hat, Frauen nicht "mitgemeint" sondern überhaupt nicht gemeint sind, weil auch Männer nicht gemeint sind. Die Maus, der Regenwurm, das Pferd sind Begriffe mit generischem aber nicht biologischem Geschlecht. Genauso ist es bei anderen Wörtern, es sind bloß Wörter, die keine biologische Realität bezeichnen; genauso wie es halt andere Sprachen gibt wo es kein generisches Geschlecht gibt (die Frauenrechte aber vergleichbar sind). Soviel logisches Sprachverständnis sollte man schon erwarten dürfen.
Aber es geht nicht um Logik, nicht um die einfache Anwendung der Sprache, nicht um die wirkliche Gleichstellung im realen Leben, nein es geht um das Propagieren eine bestimmten Menschenbildes, wo es keine Vielfalt und keine Unterschiede geben darf, alles wird gleichgeschaltet und eigeebnet. In dieser Ideologie geht es dann durchaus auch an das biologische Geschlecht, das relativiert werden soll, siehe Deutschland. Denn was erfundene neutrale Begriffe (Neutra um nicht beide Geschlechter zu nennen) den Frauen und der Gleichstellung bringen, kann auch niemand begründen, sie werden dadurch ja noch unsichtbarer, Hauptsache ist man kann die Axt an die Sprache anlegen.
Fazit: Es wird sich die eine oder die andere Form des Genderns, in einem oder zwei Beispielen in Texten durchsetzen. Komplettes durchgehendes "Durchgendern" inklusive aller Pronomen (personal-demonstrativ- possessiv), wird aber niemals möglich sein, da es zu grammatikalischen Fehlern (womöglich sind diese zukünftig auch relativ) und erschwerter Lesbarkeit bzw. Textverständnis oder zu einer Verarmung der Sprache durch das Ersetzen von vielfältigen Begriffen durch Neutra kommt. Also die eine oder andere Alibifunktion. In Deutschland formieren sich schon jedenfalls schon Initiativen um Volksbefragungen zum Thema durchzuführen.

Mi., 31.01.2024 - 00:23 Permalink
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Martina Kreuzer Mi., 31.01.2024 - 08:48

Wenn Sonderzeichen und Doppelnennungen angeblich so kompliziert sind, einigen wir uns doch auf das generische Femininum - und alle sind ganz selbstverständlich mitgemeint.

Mi., 31.01.2024 - 08:48 Permalink
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Milo Tschurtsch Mi., 31.01.2024 - 12:20

Antwort auf von Martina Kreuzer

Nein auch da sind nicht alle mitgemeint, denn es sind dann auch wiederum weder Männer noch Frauen gemeint, WEIL Wörter kein biologisches Geschlecht haben. Also käme es auf das Gleiche heraus. Aber genau dies würde eine natürliche Veränderung der Sprache nicht machen, deshalb können wir ruhig den Dingen ihren Lauf lassen und die Frauen mögen ihre Gleichstellungskampf auf andere Bereiche, die eben einen relevanteren Einfluss haben (z.B. gleiche Arbeit-gleicher Lohn) verlegen. Denn die Sprache künstlich zu verändern und somit zu erschweren, daran hat die Mehrheit in der Bevölkerung (laut Umfrage) kein Interesse, zumal dies an den realen Errungenschaften in der Gleichstellung, Null ändert.

Mi., 31.01.2024 - 12:20 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Daniel
Martin Daniel Fr., 02.02.2024 - 10:19

"Es ist eine Revolution, die sich von unten nach oben, ganz sanft ihren Weg bahnen wird." Das ist auch für mich eine Aussage, die überhaupt nicht der Realität entspricht. Ausgehend von aktivistischen Diskursen und Theorien an Hochschulen sind einige intellektuelle Promis mit Gespür für Trends aufgesprungen. Entscheidender Katalysator ist die insbesondere in Deutschland ausgeprägte vorauseilende political correctness der öffentlich-rechtlichen Medien, allen voran der ARD, und der öffentlichen Institutionen wie Verwaltung und Schulen. Linke und linksliberale Presse haben sich diesem politischen Aktivismus, der entfernt an die umerzieherische Funktion des Kommunismus gemahnt, dankend angeschlossen. Es ist, vielleicht typischerweise, der populistische Boulevard, der die Stimmung von laut Umfragen etwa 80% der Bevölkerung aufgreift und deren Empörung entfacht und/oder weiter anheizt. Nein, die Vergenderung der dt. Sprache ist kein natürlicher Sprachwandel und kommt schon gar nicht von unten. Es handelt sich um eine aufoktroyierte Verhaltensregel, die zusammen mit Vorgaben aus der linken identätspolitischen Schiene [weißer Mann über 50 hat Buße zu tun für seine bisher genossenen Privilegien und kann lediglich durch massiven Einsatz für klar eingegrenzte unterdrückte Gruppen teilweise moralische Entlastung erfahren; in diesbzgl. Diskursen hat er aufgrund seiner Täterrolle (Erbsünde) beschämt zu schweigen, um sich nicht weiter schuldig zu machen] dazu beiträgt, viele Leute an den Institutionen, ihrer Freiheit und letztlich der Demokratie zweifeln zu lassen. Welche politischen Kräfte dies- und jenseits des Atlantiks davon profitieren, ist leicht zu erraten.

Fr., 02.02.2024 - 10:19 Permalink
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Lina Rouge Fr., 02.02.2024 - 12:33

.... und wie wäre es, wenn jede selbst entscheiden könnte, welches der beiden Geschlechter verwendet wird? Irgendwie haben alle, die hier einen Beitrag geschrieben haben Recht. Die gegenderten Texte sind sehr schwierig zu lesen und zu verstehen. Wer Probleme beim Lesen hat, tut sich mit diesen neuen Schreibformen bestimmt nicht leichter. Andererseits ist es sicherlich auch so, dass Sichtbarkeit auch bei der Sprache eine Rolle spielt. Die Verbraucherzentrale hat, meines Wissens, vor vielen Jahren eine Reihe von Zeitschriften zu den verschiedensten Verbraucherthematiken herausgegeben, in welchen nicht gegendert wurde, sondern in einer Zeitschrift wurden die Frauen angesprochen, in der nächsten die Männer und so fort. Es haben sich immer alle angesprochen gefühlt, das konnte bei den Rückfragen eindeutig festgestellt werden. So könnte es auch in der Gesetzgebung sein: ein Gesetz mit weiblichen Formen, das nächste mit männlichen usw. Im Alltag könnte dann jede schreiben, wie sie will. Das machen wir doch mittlerweile auch mit den Sprachen: in Mails und Sitzungen gilt ja die ungeschriebene Regel, jede in ihrer Muttersprache oder in der Sprache, in der sie will (muss ja nicht immer die Muttersprache sein). Alle Probleme würde dieser Vorschlag nicht lösen, aber vielleicht einige.

Fr., 02.02.2024 - 12:33 Permalink