Umwelt | Tierschutz

Drossel, Fink und Star: Vogeldiebstahl in Südtirol

Wacholderdrossel und Singdrossel, auch der Stieglitz, sind die beliebtesten Arten bei den Vogeldieben, die von April bis Juli systematisch Obstwiesen und Felder in Südtirol absammeln. Martin Ebner von der Forststation Kaltern hat einige der Vogeldiebe gestellt und kennt die Hintergründe.
Foto: salto.music

Ein durchschnittliches Vogelnest ergibt im illegalen Verkauf die hübsche Summe von mindestens 450 Euro, auch das doppelte wurde bereits bezahlt. "Die Jäger im oberitalienischen Raum zahlen für ein gutes Drossel-Männchen 300 Euro das Stück", weiß Martin Ebner von der Forststation Kaltern. Er war dabei, als in den letzten Wochen in Terlan, Kaltern und Eppan Vogeldiebe auf frischer Tat ertappt wurden. Die Beute: etwa 100 Jungvögel, dazu einige Nester mit Eiern. "Die Diebe werden immer dreister, zu den Vögeln werden außerdem noch Spargeln ausgegraben und Mooshütten aufgebrochen," empört sich Martin Ebner. In Terlan wurden am vergangenen Samstag drei Marokkaner aus der Toskana erwischt, die auf freiem Fuß angezeigt wurden. "Ich habe versucht, mit einem von ihnen zu reden um etwas mehr über die Auftraggeber zu erfahren, aber umsonst," sagt Ebner "die drei sind arbeitslos mit einer zeitweiligen Aufenthaltsgenehmigung und geschnappt werden nur sie."

Polenta e Oséi

Wer die Hintermänner sind, weiß man jedoch beim Amt für Jagd und Fischerei. Jäger aus der Emilia Romagna und Toskana, die mit den gestohlenen und aufgepäppelten Singvögeln aus Südtirol im Herbst die vorbeiziehenden Zugvögelschwärme anlocken und abschießen. Zarte gebratene Vögel sind im oberitalienischen Raum beliebt und ihre die Jäger berufen sich auf eine langjährige Tradition. Fakt ist jedoch, dass gewisste Vogelarten dieser Tradition wegen zwischen Brescia, Vicenza und Reggio Emilia nicht mehr vorkommen. Somit wird auf die Nachbarregionen ausgewichen, um an die Lockvögel zu kommen.

Tierquälerei

"Die Diebe gehen systematisch vor", sagt Ebner, "mit Bändern oder Stöckchen werden die Nester in den Obstwiesen gekennzeichnet und ausgenommen, den einwöchigen Jungvögeln werden die Augen ausgestochen, damit sie nicht entkommen können und in der Schachtel ruhig bleiben." Den gestellten Dieben droht meist neben einer Anzeige wegen Vogeldiebstahl und Wilderei auch jene wegen Tierquälerei. Dann drohen schon mal sechs Monate Haft, meist jedoch wird eine Geldstrafe verhängt, von 3 bis 5.000 Euro. "Die Vogelhändler in Oberitalien nehmen solche Risiken in Kauf, schließlich brüten die begehrten Drosseln, Buchfinken oder Hänflinge drei bis vier Mal von April bis Juli, Zeit genug, um immer wieder neue Vogel-Kommandos in die Obstwiesen des Unterlandes zu schicken."Sogar in Latsch habe man bereits Vogeldiebe dingfest gemacht.

Und was geschieht mit den sichergestellten, den geretteten Vögeln? "Die wenigen, die wir erwischen, werden in einem Vogelschutzzentrum aufgezogen, dann lernen sie im Tierzentrum Sill noch richtig fressen, und dann entlassen wir sie in die Freiheit."

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no name Mo., 13.05.2013 - 15:29

Ich bin einfach nur schockiert. Selbst bemüht man sich, füttert über den Winter ecc. Es ist die totale Dekadenz. Wie muss ein Mensch ticken (müssen?) um das zu tun, wie tickt der Idiot, der diese "Spezielitäten essen MUSS.

Mo., 13.05.2013 - 15:29 Permalink
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no name Di., 14.05.2013 - 09:18

Antwort auf von no name

Hab mir überlegt: wir müssen wirklich in unseren Breitengraden, wo niemand mehr regelrecht am Hungertuche nagen muss, einen Ethikkodex des Verzehrs entwickeln. Könnte so aussehen: Wildtiere ja, in Maßen aber keine gewilderten (gilt auch für Fische), alle gefährdeten Arten ausgenommen; Prasserei wird bestraft (gilt für jede Art von Großküchen (Kreuzfahrtschiffe und Luxusrestaurants inbegriffen), ebenso sinnlose Vernichtung von Lebensmitteln (gilt für Lebensmittelgroßketten usw.). Artquälerische Massentierhaltung ebenso wie Transporte und Schlachtung werden ebenso geahndet.
Dann hört das vielleicht, dass wir uns über ein Pferd in den Billiglasagne aufregen, dass vielleicht in Polen gut geweidet hat und nicht über die Sauen, die in europäischen Stellen bis zur Verblödung karniefelt werden, Hauptsache deren Schnitzel ist billig.

Di., 14.05.2013 - 09:18 Permalink
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no name Di., 14.05.2013 - 09:19

Antwort auf von no name

Hab mir überlegt: wir müssen wirklich in unseren Breitengraden, wo niemand mehr regelrecht am Hungertuche nagen muss, einen Ethikkodex des Verzehrs entwickeln. Könnte so aussehen: Wildtiere ja, in Maßen aber keine gewilderten (gilt auch für Fische), alle gefährdeten Arten ausgenommen; Prasserei wird bestraft (gilt für jede Art von Großküchen (Kreuzfahrtschiffe und Luxusrestaurants inbegriffen), ebenso sinnlose Vernichtung von Lebensmitteln (gilt für Lebensmittelgroßketten usw.). Artquälerische Massentierhaltung ebenso wie Transporte und Schlachtung werden ebenso geahndet.
Dann hört das vielleicht, dass wir uns über ein Pferd in den Billiglasagne aufregen, dass vielleicht in Polen gut geweidet hat und nicht über die Sauen, die in europäischen Stellen bis zur Verblödung karniefelt werden, Hauptsache deren Schnitzel ist billig.

Di., 14.05.2013 - 09:19 Permalink
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no name Di., 14.05.2013 - 15:13

Antwort auf von no name

Hab nachgedacht: Notwendig, für Länder ohne Probleme des Hungers, ist ein Kodex des Verzehrs. Z.B. Wildtiere schon, gewilderte nie (Fische inbegriffen), austerbende Arten tabu, Prasserei verboten (gilt auch für Kreuzfahrtschiffe, Empfänge und Events jeder Art), unsinnige Vernichtung von Lebensmitteln verboten (gilt auch für Lebensmittelgroßanbieter, sogar im Biobereich), heimische Produktion gefördert, artenwürdige Haltung, Transport und Schlachtung unumstößlich ecc. das müsste die EU mit ihrem zwanghaften Regulieren doch hinkriegen.

Di., 14.05.2013 - 15:13 Permalink