Wirtschaft | 

Das Thema Unternehmensgründungen boomt! Wie sieht es damit in Südtirol aus?

Die Gründung eines eigenen Unternehmens oder Startups ist hoch im Kurs. Als ‚Startups’ werden alle wachstumsorientierte Unternehmen bezeichnet. Der Guess Report 2011 zeigt, dass unter den Schweizer Hochschulabsolventen nach 5 Jahren knapp 18 % Interesse haben ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Wie sieht es in Südtirol mit dem Thema rund um Neugründungen aus?

Die Gründung eines eigenen Unternehmens oder Startups ist hoch im Kurs. Als ‚Startups’ werden alle wachstumsorientierte Unternehmen bezeichnet. Der Guess Report 2011 zeigt, dass unter den Schweizer Hochschulabsolventen nach 5 Jahren knapp 18 % Interesse haben ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Die Hauptfaktoren zu gründen, wie aus einer Umfrage an Universitäten in Wien hervorgeht, sind der Wunsch nach beruflicher Unabhängigkeit und etwas Sinnhaftes zu machen. Tatsächlich stellen Unternehmensgründungen schon seit einiger Zeit einen wichtigen Faktor für eine gesunde Volkswirtschaft dar. Natürlich gibt es auch einige Faktoren, die von einer Unternehmensgründung abhalten, wie z.B. fehlender Zugang zu Risikokapital, unzureichendes Wissen wie man ein gutes Geschäftskonzept entwickelt und fehlender Zugang zu Talenten. Daher gibt es sehr wenige Personen,  die tatsächlich ein Unternehmen erfolgreich gründen.

Wie sieht es in Südtirol mit dem Thema rund um Neugründungen aus? Um einen ersten Einblick zu gewinnen, habe ich Gespräche mit Dr. Christian Höller, Koordinator des TIS Gründerzentrums, und  Dott. Arnbjörn Eggerz von idea!tailors, geführt. Laut Höller weht in den letzten Jahren ein frischer Wind in der Startup Szene Südtirols. Der vom TIS und von der Gruppe der Jungunternehmer im Unternehmerverband Südtirol initiierte Businessplan-Wettbewerb STARTUP! weist z.B. mit über 70 aktiven Teilnehmern eine sehr positive Entwicklung auf. Die Bereiche der Ideen sind dabei breit gefächert und erstrecken sich über ICT, Alpine Technologien, Tourismus und Landwirtschaft. Interessant ist, dass die Mehrheit der Ideen ortsspezifischen Charakter haben. Trotzdem liegt Eggerz zufolge die typische Startup Szene in Südtirol im internationalen Vergleich  weit zurück und es fehlt sehr häufig an der kritischen Masse. Interessant ist, dass in Südtirol sehr viele der GründerInnen TechnikerInnen sind und weniger AkademikerInnen, wie es in anderen Orten üblich ist. Dies lässt auch darauf schließen, dass die Universität noch eine zu geringe Rolle in der Gründungslandschaft spielt. Aber Südtirol weist auch einige Erfolgsbeispiele im Bereich Neugründungen auf, z.B. Nivis, Ropatech, Rebello oder Frutop.

Ein großes Manko der heimischen Gründungsszene ist der Zugang zur Risikokapital, v.a. die Wirtschaftskrise macht den Zugang zu Kapital noch schwieriger, wie Höller betont. Sowohl Höller als auch Eggerz sind sich einig, dass der Markt in Südtirol für institutionelle Risikokapitalgeber, wie Venture Capitalisten, meist zu klein ist. Möglichkeiten an Kapital zu bekommen bestehen über die Förderschienen des Landes Südtirol und vereinzelt auch über Business Angels. Eine Initiative, die vom TIS verstärkt gefördert wird, ist das Zusammenführen von Jungunternehmen mit den führenden Unternehmen der heimischen Wirtschaft. Ein Ansatz der auch international immer stärker verfolgt wird. Zusammenfassend denke ich, dass in der Südtiroler Gründungszene einiges an Potential vorhanden ist und es wird sich zeigen, ob es gelingt die Gründungszene in den nächsten Jahren positiv weiterzuentwickeln. Laut Eggerz wäre es wünschenswert für die Gründungszene, wenn informelle Kanäle stärker genützt werden und sich auch die Universität stärker in dem Bereich Neugründungen positioniert.

Was denken Sie über die Südtiroler Gründerszene? Kommentare sind herzlich willkommen!

Bild
Profil für Benutzer Christian Furtschegger
Christian Furt… So., 24.03.2013 - 12:50

Die organisierte Südtiroler Gründerszene ist zehn Jahre zu spät entstanden und dieser Schaden wirkt bis heute nach. Dieses Versäumnis verantwortet massgeblich die bisherige Mir-sein-Mir Scheuklappen-Politik einer visionslosen Landesregierung. Anstelle schon vor Jahren den Effekt einer damals eigentlich vor Mitteln nur so strotzenden Landeskasse durch - wie man in der Wirtschaft so schön sagt - einige zukunftsweisende Innovations-Prioritäten zu hebeln, indem man sie bündelt, ist dieser Effekt durch engstirnigen Klientelismus im völlig strategiefreien Raum verpufft - und was hat´s gebracht? Die flächendeckende Aufsplittung der Mittel in Form von diesem und jenen meist logikfreiem Landesbeitrag von Glurns bis Winnebach zur Sicherung von treuem Wahlstimmvieh mit dem Ergebnis, durch eigenes fleissiges Zutun eine eh schon offensichtlich am Ende all ihren Lateins angelangten Politikerkaste weiter in Amt und Würden zu bewahren. Der Beweis ist erbracht: man kann auch dank vieler tausend Löffel von FeelGood-Landesbeiträgen das ganze Meer des Landeshaushalts auschöpfen! Complimenti!

So., 24.03.2013 - 12:50 Permalink

Bin mir ziemlich sicher, dass die Politik zum Thema Startup oder Gründungsförderung, gemilde ausgedrückt, nicht optimal agiert. Die Frage stellt sich mir aber, ob die Politik überhaupt eine maßgebliche Rolle spielt für eine erfolgreiche Startup Community. Brad Feld (http://www.feld.com) zeigt z.B. in seinem Buch "Startup Communities" auf, dass der eigentliche Erfolg hinter einer lebendinge Gründerszene viel mehr darin liegt, dass erfolgreiche Gründer bereit sind als Leader/Mentoren zu agieren und u.a. jungen Unternehmen weiterhelfen, ganz im Sinne einer Tit-for-Tat Strategie. Die Frage die sicher mir also viel mehr stellt ist, wo sind diese Mentoren/Führungspersonen? Ich denke, dass Politik im weitestens Sinne meistens nur reagieren kann aufgrund von verschiedenen Faktoren (z.B. Legislaturperioden, Unkenntnis, etc.) und selten in der Lage ist, richtige Impulse zu setzen.

Mo., 25.03.2013 - 12:25 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Michael Bockhorni
Michael Bockhorni So., 24.03.2013 - 22:00

es gibt auch Gründer +50, die würden von flexibleren Übergängen zwischen Arbeitslosigkeit und Unternehmertum profitieren.

So., 24.03.2013 - 22:00 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Christian Furtschegger
Christian Furt… Mo., 25.03.2013 - 21:27

Wir sollten unsere Politiker nicht vorschnell aus der Verantwortung nehmen. Die Impulse, die sie setzt, bleiben nämlich nicht ohne Wirkung. Mit Oktober 2013 tritt im Grunde ein Baumeister von der grossen Polit-Bühne, welcher seit 1989 massgeblich die Hardware in Form von Bauten und Infrastrukturen quer durchs Land gefördert hat. Bis heute gilt: keine Gemeinde Südtirols ohne mindestens eine Baufirma! Von Software, Innovation und Knowhow war erst in seiner Regierungserklärung 2008 die Rede. Ab 2014 liegt es nun an seinen Nachfolgern, Innovation, die Förderung von Gründerspirit und das breite Teilen von Knowhow wirklich zur Chefsache zu erklären!

Mo., 25.03.2013 - 21:27 Permalink