Umwelt | Diskussion

“Das könnte eine Chance sein”

Am 6. Juni geht die Glyphosat-Debatte weiter. Kommt es zu keiner Neuzulassung, sei der Moment für eine “landwirtschaftliche Zeitenwende” da, sagt Michael Oberhollenzer.

Wie vor Kurzem bekannt wurde, soll am 6. Juni die Debatte um die Neuzulassung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in der EU-Kommission weiter gehen. Vergangene Woche hatte man sich zu keiner Mehrheit durchringen können. Sollte auch in den kommenden Wochen keine qualifizierte Mehrheit zustande kommen, läuft die Genehmigung für Glyphosat Ende Juni aus. Für eine Übergangsfrist von einem halben Jahr darf der Wirkstoff zur Unkrautvernichtung dann noch gekauft und weitere zwölf Monate genutzt werden. Danach müsste Glyphosat aus dem Verkehr gezogen werden.

Keine Einigung sei daher nicht einmal so schlecht, denn wenn das bedeute, dass Glyphosat in absehbarer Zeit aus dem Sortiment genommen werden muss, sei das “die beste Lösung für die gesamte Bevölkerung der Europäischen Union”, meinte Koen Hertoge von Pan Italia vor einer Woche im salto.bz-Interview. Auch Michael Oberhollenzer, Präsident von Bioland Südtirol, sieht den Moment für eine “landwirtschaftliche Zeitenwende” gekommen. Wird sich die EU-Kommission auch in den kommenden Wochen nicht einig, könnte das “eine Chance für eine alternative Unkrautbekämpfung” sein, sagt Oberhollenzer. Dass eine Landwirtschaft ohne Glyphosat funktionieren könne, würden Biobauern in ganz Europa und auch Südtirol bereits heute schon beweisen. Sie setzen auf die mechanische Regulierung bei der Bekämpfung von Unkraut in Obst- und Weinbauanlagen, “ohne jeden Einsatz von Herbiziden”, wie Oberhollenzer nicht zum ersten Mal betont. Die mechanische Pflege der Baumstreifen und Rebreihen sei zwar etwas wartungsintensiver, jedoch gesünder für die Böden.

“Das Totspritzen und neu einsäen, wie es leider immer noch empfohlen wird, sollte definitiv der Vergangenheit angehören”, ist Oberhollenzer überzeugt. Vielmehr sollten Bauern sich auf altes Wissen besinnen und dieses “modern interpretieren”. Gleichzeitig könnte die Abwendung von Glyphosat einen Innovationsschub für die regionalen Wirtschaftskreisläufe bedeuten, ist sich der Bioland-Präsident sicher. Denn auch Südtiroler Maschinenbauer seien dabei, sehr intensiv an der technischen Verbesserung von Unterstockgeräten, die für die mechanische Regulierung eingesetzt werden, zu arbeiten. “Ein konkretes und gestiegenes Interesse durch den Ausfall der Glyphosat-Ausbringung würde die Weiterentwicklung der Geräte beschleunigen und sie durch die größeren Stückzahlen auch verbilligen”, so Oberhollenzer.

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Klemens Kössler Sa., 28.05.2016 - 19:03

Ich schätze den Biolandobman Südtirols weil er es ehrlich meint. Als Viehbauer weiß er nicht so viel über die Praxis von PSM wenngleich er sich sehr gewissenhaft mit diesem Thema auseinander setzt. Bio benutzt keine synthetischen PSM und ist dadurch für den Kunden klar abgegrenzt zur ,sagen wir mal anderen Landwirtschaft. Die Menschen sprich Kunden haben es also in der Hand zu entscheiden was sie unterstützen wollen. Mich ärgert die Argumentation der Allgemeinheit dass alle Bauern gierig und gewissenlos sind wenn sie nicht Bio machen, der Kunde aber weiterhin Produkte aus Fernistan und Billigland kauft. Der Bauer soll also von seinen Idealen leben während ihm die billigsüchtige Allgemeinheit einen Flughafen vor die Nase setzt um in Billigland Urlaub zu machen und den Klimawandel durch den Flugreiseverkehr weiter antreibt.

Sa., 28.05.2016 - 19:03 Permalink
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Hanno Mayr Do., 02.06.2016 - 22:31

@Klemens Kössler: Die Bäuerin oder der Bauer sollten vor allem auf ihre und die Gesundheit ihrer Kinder schauen.
Wenn möglich auch noch auf die der Umwelt. Wobei sich Umweltprobleme langfristig natürlich wieder auf die menschliche Gesundheit auswirken. Danach kann sie oder er ruhig auch nach den jeweiligen Idealen leben.
Schließe mich als Bauer hier übrigens selber mit ein.

Do., 02.06.2016 - 22:31 Permalink