Wirtschaft | Pestizide

Der Umsteller

Das Wunder von Plaus: Kurz vor Weihnachten verkündet Landesrat Arnold Schuler einen Teil seines eigenen Betriebes auf Bio umzustellen. Ein Wahlkampfgag, Herr Schuler?
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Foto: Facebook

salto.bz: Herr Landesrat, Ihre Ankündigung im RAI-Morgentelefon Teile Ihres Betriebes auf Bio umzustellen, macht Furore! Ein Weihnachtswunder oder Das "Wunder von Plaus" heißt es bereites in den Sozialen Netzwerken...
Arnold Schuler: Das überrascht mich ein wenig. Aber ich bin eben immer in eine Ecke gestellt worden, die einfach nicht der Wahrheit entspricht. Nur weil man selber eine integrierte Produktion hat, ist man doch nicht gegen Bio.

Aber man wird es, wenn der nächste Wahlkampf naht?
So eine Umstellung ist wirklich ein großer Aufwand und eine langfristige Entscheidung. Man hat drei Jahre Umstellungszeit, es gibt viele Dinge, die neu gedacht werden müssen, Maschinen, die wir nun zum Teil doppelt haben müssen... Nur als Wahlkampfgag wäre das sicherlich ein unverhältnismäßiger Aufwand. Und wie ich immer gesagt habe: So eine Umstellung muss man aus Überzeugung machen.

Was dann hat Sie also nun plötzlich überzeugt?
Diese Entscheidung habe ich nicht alleine getroffen, dabei war der ganze Familienrat beteiligt. Vor allem mein Sohn, weil ein Teil des Betriebes auf ihn überschrieben ist, und mein Betriebsleiter. Mit ihm war mir die Abstimmung besonders wichtig, weil er den Großteil der Maßnahmen umsetzen muss. Und das kann nur funktionieren, wenn man voll dahinter steht. Also wenn jemand das Gefühl hätte, das ist nichts gescheites, hätte ich es nicht gemacht.

Doch das war nicht der Fall?
Nein, es ist jetzt auch aus betrieblicher Sicht ein guter Moment. Denn wir haben für das Frühjahr auch unabhängig von einer Umstellung vorgehabt, 2000 Bäume einer neuen schorfresistenten Sorte zu pflanzen. Dann werden wir für den integrierten Anbau ein Bürstengerät zu kaufen, weil wir zumindest auf einem Teil der Fläche auf Herbizide verzichten wollen. Und so ist die Entscheidung gereift, in dem Zusammenhang noch einen zusätzlichen Schritt zu machen.

Wie viel Prozent Ihrer Fläche werden Sie auf Bio umstellen?
Etwas weniger als die Hälfte. Ich finde es spannend, dass so beide Seiten weiter voneinander lernen können. Vieles hat der integrierte Anbau ohnehin schon mitnehmen können von Bio in den vergangenen Jahren. Und klar ist, dass sich beide Anbaumethoden noch weiterentwickeln müssen, was den Pflanzenschutz betrifft.

Und wenn sie auf dem Hof des Landwirtschafts-Landesrates friedlich nebeneinander existieren können, ist das auch im ganzen Land möglich, ist Ihre Hoffnung?
Natürlich geht es mir auch um eine bestimmte Glaubwürdigkeit, wenn es um die Frage geht: Wo steht der Landesrat? In diese Richtung möchte ich schon eine klare Botschaft geben.

Und die geht nun definitiv in Richtung Öffnung für Neues, für den ökologischen Anbau?
Geöffnet haben wir schon lange, die Umstellungsrate ist vor allem im Vinschgau extrem hoch und das haben wir auch politisch durch Fördermaßnahmen unterstützt. Aber jetzt mache ich eben auch persönlich den Schritt. Immerhin haben wir das Ziel gesetzt, die Bioflächen im Apfelanbau bis 2025 auf 20 Prozent zu erhöhen. Da sollte der Landesrat auch dabei sein – und das bin ich nun sogar mit einem höheren Prozentsatz. Obwohl mit schon wichtig ist zu sagen, dass auch der integrierte Anbau eine sichere Produktion ist, der Umwelt und den Konsumenten gegenüber. Und die Basis muss für beide Anbaumethoden dieselbe sein.

Und zwar?
Unabhängig von der Anbauweise arbeiten wir in einem Ökosystem, das wir erhalten und fördern müssen. Das ist im ureigensten Interesse unserer Kleinbetriebe, die weitervererbt werden und weiterhin gesunde Böden und ein gesundes Ökosystem brauchen. Wir sind keine industrielle Landwirtschaft, die auf Teufel komme raus produziert und sagt: Was morgen passiert, interessiert mich nicht. Dafür brauchen wir aber auch die Wissenschaft. Ich habe gerade heute Morgen die Übereinkunft für eine Plattform zwischen Universität und Versuchszentrum Laimburg mitunterschrieben, wo es nun auch beim Thema Pflanzenschutz eine verstärkte Zusammenarbeit geben wird. Unser Ziel lautet, alles dafür zu tun, die Pflanzen so lange wie möglich gesund zu halten. Und erst in einem zweiten Moment entscheidet man, was die nachhaltigste und unproblematischste Methode ist, wenn man mit Pflanzenschutz eingreifen muss.

Auf den Punkt gebracht: Heißt der Kurs für das nächste Jahr nun mehr Visionen statt Anzeigen und Klagen?
Eine Anzeige wird einfach fällig, wenn das Maß des Erträglichen bei Vorwürfen überschritten wird. Die Diskussion der Vergangenheit ist leider wirklich vielfach einseitig geführt worden und hat Südtirols Landwirtschaft in ein Licht gerückt, das sie nicht verdient. Also die Richtung muss eher sein, die landwirtschaftliche Realität besser darzustellen, vor allem all das, was ohnehin schon in die richtige Richtung passiert. Das ist bislang komplett untergegangen in der Diskussion.

Ihre Anzeige gegen das Münchner Umweltinstitut oder Alexander Schiebel ziehen Sie also nicht zurück?
Nein, im Gegenteil, die haben mittlerweile viele Bauern, auch Bio-Bauern unterschrieben. Da bin ich schon lange nicht mehr alleine.

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Profil für Benutzer alfred frei
alfred frei Fr., 22.12.2017 - 17:24

das ist der erste Streich (nach Max und Moritz > "meines Lebens schönster Traum hängt an diesem Apfelbaum"), der zweite folgt sogleich: die Arbeitnehmer in der Volkspartei werden sozialdemokratisch >"Gott sei Dank! Nun ist's vorbei - mit der Übeltäterei" !
....... und der dritte Streich: es wird noch krass > die SVP verzichtet auf den Doppelpass.
Schöne Aussichten für das Wahljahr 2018 ! Prosit !

Fr., 22.12.2017 - 17:24 Permalink
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Profil für Benutzer Thomas Gurschler
Thomas Gurschler Fr., 22.12.2017 - 20:10

Antwort auf von Ludwig Thoma

Und warum darf es eine Teilumstellung nicht geben? Es ist nicht jeder bereit alles auf eine Karte zu setzen. Ich bin der Meinung dass beide Anbaumethoden (Bio u Integriert) ihre Vor- und Nachteile haben, man versuchen sollte das Beste von beiden zu nutzen. Voraussetzung ist aber eine saubere Trennung beider Betriebszweige.

Fr., 22.12.2017 - 20:10 Permalink
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Profil für Benutzer Sigmund Kripp
Sigmund Kripp Fr., 22.12.2017 - 20:33

Antwort auf von Thomas Gurschler

Die Zertifizierungsstellen akzeptieren das seit vielen Jahren nicht mehr. Offenbar gab es schlechte Erfahrungen mit solchen Teilumstellern, denn auch diese sind nur Menschen und könnten bestimmten Versuchungen erliegen.... Heute muss ein Biobetrieb eine andere Mwst-Position und auch einen geografisch getrennten Betriebssitz haben, als ein eventuell in der Familie mitgeführter konventioneller Betrieb. Auch Maschinen wie Sprüher oder Behältnisse, Container, Klaubtschaggl etc. müssen doppelt vorhanden sein. Zu Recht!

Fr., 22.12.2017 - 20:33 Permalink
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Profil für Benutzer Thomas Gurschler
Thomas Gurschler Fr., 22.12.2017 - 20:55

Antwort auf von Sigmund Kripp

Ich kenn diese Vorschriften, da ich einen integrierten Betrieb und mein Vater einen kleinen Biobetrieb führt. Wir haben alles sauber getrennt und es funktioniert einwandfrei. Schwarze Schafe gibt es überall. Wenn man will finden sich immer Möglichkeiten Vorschriften zu umgeben, auch als reiner Biobetrieb. Aus vermarktungstechnischer Sicht kann ich diese Vorschriften nachvollziehen aus ökologischer Sicht ist ein teilumgestellter Betrieb sicher nicht schlechter als ein nicht umgestellter Betrieb.

Fr., 22.12.2017 - 20:55 Permalink
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gelber enzian So., 24.12.2017 - 10:05

Antwort auf von Oskar Egger

@oskar egger
ihr hass und ihre mißgunst müssen grenzenlos sein! mein beileid.
die ganze welt und die gestirne drehen sich - sie werden in ihrem selbstgewälten geistigen kellerloch um sich selbst drehen.
möge ein lichtstrahl durch eine ritze zu ihnen dringen: es ist weihnachten!

So., 24.12.2017 - 10:05 Permalink