Matteo Salvini
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Politik | Putin und Salvini

Geld aus Moskau für die Lega?

Gerüchte über Gespräche eines Salvini-Vetrauten in Moskau, bei dem angeblich eine Finanzspritze für die Lega ausgehandelt wurde. Viel Lärm und wenig Fakten.
Hat die Lega zweistellige Millionensummen aus Russland erhalten? Der Verdacht sorgt seit Mittwoch in Italiens Medien für zahlreiche Spekulationen und Kommentare. Ein Mitschnitt aus einem Gespräch, das der langjährige Salvini-Vertraute Gianluca Savoini in einem Moskauer Hotel führte, legen einen solchen Verdacht nahe. Viele Medien rücken den Mitschnitt in die Nähe des berüchtigten Strache-Videos. Doch es gibt wesentliche Unterschiede: Es handelt sich lediglich um einen kurzen Ton-Mitschnitt. Alkohol war nicht im Spiel. Wohl aber ging es um dasselbe Anliegen – die Unterstützung Moskaus für rechtspopulistische Parteien in Europa.
Die Geschichte ist keineswegs neu. Denn bereits im Februar hatte das Wochenmagazin L'Espresso über einen angeblich in Moskau ausgehandelten Deal berichtet, der den Verkauf russischen Rohöls an den italienischen Ölkonzern ENI vorsah. Dabei sollten 65 Millionen Euro in die Kassen der Lega fliessen.
 
Dass es dem Corriere della Sera am Freitag gelungen ist, trotz Mangels an konkreten Fakten die ersten fünf Seiten mit der "inchiesta sulla Lega e i russi" zu füllen, beweist einmal mehr den unverzichtbaren Stellenwert üppiger Rhetorik in Italiens Medien.
 
Protagonist des vermeintlichen Treffens ist Luca Savoini, ein ehemaliger Journalist der Lega-Zeitung La Padania und Präsident der Vereinigung Lombardei-Russland, die sich um den Kulturaustausch zwischen beiden Ländern bemüht.   Savoini und der Lega-Chef kennen sich seit vielen Jahren enger Zusammenarbeit. Unklar bleibt, wer seine Gesprächspartner bei dem Treffen waren, das im legendären Moskauer Metropol-Hotel am Rande einer Tagung russischen Unternehmen und der Confindustria stattfand. Im Gespräch erläutert Savoini die politische Rolle der Lega und Salvinis Absicht, Europa zu verändern und es näher an Moskau heranzuführen. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen Savoini eingeleitet, um zu überprüfen, ob in der russischen Hauptstadt gesetzwidrigen Verinbarungen getroffen wurden. Savoini spricht von "reinen Phantasieprodukten". Er habe sich Moskau aufgehalten, um Gespräche, um über eine Zusammenarbeit zwischen Bolschoi-Ballett und der Mailänder Scala und über eine Ausstellung russischer Künstler zu verhandeln: "Io sono un leghista dai primi anni novanta, conosco Salvini da 25 anni, ma non sono un suo emissario, non ho alcun mandato a trattare alcunché per conto della Lega. Ma secondo voi  le grandi aziende per fare affari hanno bisogno del piccolo Savoini? Ma per favore." Im Mitschnitt des Gesprächs preist Savoini den Lega-Chef als "europäischen Trump", dessen Rolle in Europa gestärkt werden müsse.
 
Viele Medien rücken den Mitschnitt in die Nähe des berüchtigten Strache-Videos. Doch es gibt wesentliche Unterschiede.
 
Bei dem vor wenigen Tagen in Rom erfolgten Putin-Besuch wurde Savoini in Gesellschaft des Lega-Chefs gesehen, dessen Sympathien für den russischen Staatschef schon lange bekannt sind. Salvini hat Putin auch mehrmals in Moskau besucht.  "Ich habe dort lediglich einen Plüschbären für meine Tochter gekauft", so der Innenminister, "non ho mai acettato un rublo, un euro,un dollaro o un litro di vodka." Nun will er den Ereignissen auf den Grund gehen. Seine Überzeugung: "Siamo intercettati. Non solo in Italia", so Salvinis Verschwörungstheorie. Am Freitagabend verstieg sich der Innenminister auf einer Pressekonfeenz zur Behauptung, er kenne Savoini nicht: 
"in cnosco Savoini. Non l'ho mai incontrato personalmente". Doch es gibt Dutzende Fotos, auf denen beide zusammen abgebildet sind.
Dass es dem Corriere della Sera am Freitag gelungen ist, trotz Mangels an konkreten Fakten die ersten fünf Seiten mit der "inchiesta sulla Lega e i russi" zu füllen, beweist einmal mehr den unverzichtbaren Stellenwert üppiger Rhetorik in Italiens Medien.
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Manfred Klotz Fr., 12.07.2019 - 17:07

Aber wenn Savoini, trotz Mitschnitt, der allen zugänglich ist, behauptet er habe über das Bolschoi-Ballett gesprochen, dann ist das durchaus einen umfangreichen Bericht Wert, denn abgesehen von den unlauteren Geschäften (Parteienfinanzierung aus dem Ausland ist strafbar), zeigt die Aussage, dass der Betroffene sich über die Justiz lustig macht und sich der Politik Salvinis bedient, der immer davon ausgeht über dem Gesetz zu stehen.

Fr., 12.07.2019 - 17:07 Permalink