Politik | Gesundheitssystem

“Peinlichkeit” bleibt erspart

Die Facharztausbildung nach österreichischem Modell darf weiterlaufen. Das bestätigt das Oberlandesgericht. Gesundheitslandesrat und Sabes-Generaldirektor freuen sich.
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Es dürfe nicht sein, dass in Südtirol andere Regeln gelten als im restlichen Italien. Mit dieser Überzeugung zog die Ärztegewerkschaft ANAOO 2019 gegen die Facharztausbildung nach österreichischem Modell an den Südtiroler Krankenhäusern vor Gericht. Das Ausbildungsmodell für Jungärzte war nach jahrelangem Ringen zwischen Italien und Österreich Anfang 2019 wieder eingeführt worden und sollte vor allem als Rezept gegen den chronischen Ärztemangel in Südtirol wirken: Medizinstudenten, die in Österreich studieren, können die Facharztausbildung in Südtirol machen und werden dadurch animiert, auch nach der Ausbildung im Südtiroler Gesundheitswesen tätig zu bleiben.

Das Modell: Die Ausbildung findet an den dafür autorisierten Südtiroler Krankenhäusern statt, die Facharztprüfung wird am Ende der Ausbildung an der österreichischen Ärztekammer in Wien abgelegt, die auch den Facharzttitel ausstellt. Der Titel wird anschließend im italienischen Gesundheitsministerium anerkannt.

Dagegen intervenierte die Ärztegewerkschaft ANAOO beim Arbeitsgericht und beantragte, dass die Arbeitsverträge von zwei Jungärzten annulliert werden, die nach dem beanstandeten Facharztausbildungsmodell in der Urologie-Abteilung des Krankenhauses Bozen angestellt waren. Der zuständige Primar Armin Pycha kommentierte damals: “Es wäre mehr als peinlich, wenn der so lang ausgehandelte Kompromiss von wenigen versenkt werden könnte.”

Diese Peinlichkeit bleibt dem Land Südtirol erspart. Bereits im Oktober 2019 hat das Arbeitsgericht der ANAOO das Klageinteresse abgesprochen. Dagegen legte die Gewerkschaft Rekurs beim Oberlandesgericht ein. Die Richter dort haben die Jungärzteausbildung und das erstinstanzliche Urteil vor Kurzem bestätigt. Zur Freude und Erleichterung von Gesundheitslandesrat Thomas Widmann und Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer. “Wir bemühen uns seit Jahren, einheimische Medizinstudenten wieder nach Hause zu holen”, beteuert Widmann. “Seit die Facharztausbildung nach österreichischem Modell wieder möglich geworden ist, sind wir für die Auszubildenden attraktiver geworden. Diese Möglichkeit nicht mehr in Anspruch nehmen zu können, wäre für das Land Südtirol und den Sanitätsbetrieb ein herber Rückschlag gewesen.” Aus dem Betrieb heißt es, dass das Gerichtsurteil wird auch die beiden Jungärzte freuen werde, die – exemplarisch für ihre Berufskolleginnen und -kollegen – angeklagt wurden. Einer der beiden hat seine Ausbildung inzwischen abgeschlossen, für den anderen bedeutet das Urteil, endlich Klarheit zu haben.

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Defg Abc Do., 11.03.2021 - 08:58

Zuerst im Hamburg nach rumänischen (schlechten) Curriculum studieren und dann die Facharztausbildung in Kleinstkrankenhäusern in Südtirol absolvieren. Von diesen Fachärzten sollte man sich nicht behandeln lassen

Do., 11.03.2021 - 08:58 Permalink