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Die Tricks der Betrüger

Bei der Buchung einer Ferienunterkunft schlagen Betrüger immer dreister zu. Die Post- und Kommunikationspolizei und Airbnb steuern mit einer gemeinsamen Kampagne dagegen.
Airbnb
Foto: Pixabay
Der Sommer ist Ferienzeit und immer mehr Menschen buchen ihren Urlaub online. Vor allem die Airbnb-Anbieter freuen sich ungebrochener Popularität.
Laut offizieller Daten sind die Airbnb-Buchungen von 33 Prozent im Sommer 2019 auf 53 Prozent für 2021 gestiegen.
Mit der Popularität der Online-Ferienwohnung steigt aber auch das Risiko, Opfer von Betrügern zu werden. „Meisten sind das Betrugsmaschen, die sich an Erstbenutzer richten, die sich an der „do-it-yourself“-Urlaubsbuchung versuchen, erklärt die Bozner Postpolizei in einer Presseaussendung.
Jetzt wurde eine gemeinsame Kampagne gestartet, um gegen die Straftaten vorzugehen.
 

Steigende  Betrugsfälle

 
Nach Angaben des Multikanal-Observatoriums der technischen Hochschule in Mailand und Nielsen haben im vergangenen Jahr, 30 Millionen Italiener mindestens einen Online-Einkauf getätigt. Der Reisesektor ist laut der Studie der Bereich, der digital am meisten genutzt wird: Fast 7 von 10 Nutzern, also 65 %, kaufen einen Urlaub ausschließlich online oder abwechselnd online und offline. Im Jahr 2020, mit dem Ausbruch der Pandemie, stiegen die Meldungen über Computerstraftaten beim Commissariatodips.it der Post- und Kommunikationspolizei um 142% im Vergleich zum Vorjahr an.
 
Um den Verbrauchern das Leben zu erleichtern, wurde die Pocket Guide „In vacanza come a casa“ ins Leben gerufen (Im Urlaub wie daheim): Buchen und in absoluter Sicherheit abreisen, herausgegeben von Altroconsumo, Postpolizei mit Airbnb, um vor allem Anfängern zu helfen, sich bei der Online-Buchung eines Ferienhauses zurechtzufinden.
 
 
Trotz mehr als 5,6 Millionen verfügbarer Einträge sind Betrugsversuche äußerst selten und ein Support-Team steht den Gästen rund um die Uhr zur Verfügung. Der Beweis ist, dass die häufigsten Betrügereien auf anderen Webseiten stattfinden und der Name Airbnb verwendet wird, um das potenzielle Opfer zu locken, da es sich um eine Marke handelt, die beruhigt“, erklärt Giacomo Trovato, Country Manager von Airbnb Italia. "Es ist wichtig, dass sowohl die Kontakte zwischen dem Gastgeber und dem Gast als auch die Zahlungen immer innerhalb unserer Webseite oder Anwendung erfolgen, wie in unseren Nutzungsbedingungen angegeben. Tatsächlich behält Airbnb den Betrag zum Zeitpunkt der Buchung ein und zahlt ihn erst 24 Stunden nach dem erfolgten Check-in an den Vermieter aus“.
 

Die Profile

 
Gleichzeitig hat man eine Art Vademecum herausgegeben, in dem die Maschen und vor allem die verschiedenen Profile festgehalten werde, mit denen die Onlinebetrüger operieren.
 
1. Beruflicher Auslandsaufenthalt. Dieser falsche Besitzer ist gerade ins Ausland gezogen und kann das Haus nicht zeigen oder Sie persönlich begrüßen, obwohl er es sehr gerne an Sie vermieten möchte. Um alle Zweifel auszuräumen, wird er erklären, dass es sich um Arbeitsgründe handelt. Die Fernverhandlung ist der Auftakt für eine internationale Banküberweisungsanfrage. Er wird sofort anfangen, Sie nach Dokumenten zu fragen (nützlich, um seine nächste falsche Identität aufzubauen) und nicht weniger als 2-3 Vertragsentwürfe “à la carte„ zu teilen, in einem verdächtigen Eifer, der in der Notwendigkeit gipfelt, das Geschäft innerhalb von 24 Stunden abzuschließen.  Alles gefolgt von einer gefälschten Airbnb-Buchungsseite, einer gefälschten Airbnb-Rechnung und einem echten Verschwinden nach Erhalt einer großen Anzahlung.
 
 
2. Der Computertechniker. Der Gastgeber hat wirklich eine Anzeige auf Airbnb erstellt, aber sobald Sie über die App nach Informationen fragen, bietet er Ihnen aus Bequemlichkeitsgründen an, das Gespräch per E-Mail fortzusetzen. Kurz die Zeit, Sie ein paar Dinge zu Ihrer Ankunft zu fragen, und er wird Ihnen eine weitere E-Mail senden, die Sie darüber informiert, dass die Anzeige aufgrund eines Problems mit der Kalenderaktualisierung derzeit nicht in der Suche sichtbar ist (die Anzeige wurde in Wirklichkeit entfernt) und Ihnen dann der Einfachheit halber der direkte Link zur Verfügung gestellt wird; offensichtlich zu einer geklonten-Webseite, die der von Airbnb für ein unerfahrenes Auge sehr ähnlich ist.
 
3. Der Kumpeltyp. Auch hier hat der Gastgeber (seit kurzer, zu kurzer Zeit) eine Anzeige ohne Bewertungen auf Airbnb erstellt. Die Seite überzeugt Sie und Sie buchen. Der Betrüger ist freundlich, sehr nett und glücklich, dass Sie sich für sein Haus entschieden haben und bietet Ihnen sogar einen schönen Rabatt an. Wie kann er es sich leisten? Er zwinkert Ihnen zu, schlägt vor, die Buchung bei Airbnb zu stornieren und privat zu verhandeln, um so die jeweilige Portalprovision zu sparen. Ist die Banküberweisung eingegangen, wird die freundschaftliche Komplizenschaft in einem betäubenden Schweigen münden: Der Kumpel ist verschwunden und schon auf der Jagd nach einem weiteren Opfer.
 

Nie Banküberweisung

 
 
Angehängt sind dann die Tipps der Postpolizei, um böse Überraschungen zu vermeiden:
 
1. Zahlen Sie niemals direkt per Banküberweisung. Wenn Sie aufgefordert werden, eine Anzahlung zu leisten, vertrauen Sie ihr nicht: Es verstößt gegen die Nutzungsbedingungen von Airbnb. Bezahlen Sie ausschließlich über die Webseite, die in keinem Fall eine Banküberweisung als Zahlungsmittel vorsieht. Airbnb hält in der Regel den gesamten Betrag von Ihrer Kreditkarte ein und leitet ihn an den Gastgeber erst 24 Stunden nach dem Check-in weiter, damit Sie Zeit haben, das Haus zu betreten und zu überprüfen, ob alles wie beworben ist.
 
2. Kommunizieren Sie nicht außerhalb der Webseite. Seien Sie vorsichtig bei denen, die Airbnb verlassen wollen, um privat dem Versprechen eines Rabatts zuzustimmen: Dies ist der Auftakt für eine Überweisungsanfrage. Darüber hinaus sind Sie nicht mehr durch die Garantien der Plattform geschützt. Indem Sie im Anwendungs-Chat bleiben, können Sie dem Kundenservice jederzeit verdächtiges Verhalten melden.
 
3. Achten Sie auf Links, die per E-Mail oder von anderen Webseiten geteilt werden. Seien Sie vorsichtig bei jedem, der Sie über eine Second-Hand-Kleinanzeigenseite oder ein allgemeines Immobilienportal kontaktiert und sagt, dass sie sich auf Airbnb verlassen. Es besteht die Gefahr, dass sie einen Link zu einer gefälschten Webseite teilen.
 
 
4. Wie man Airbnb von Klonen erkennt. Alle Airbnb-Seiten haben eine Adresse, die mit www.airbnb.it oder .com beginnt, und eine Zahl nach dem Wort „rooms“, wie im Beispiel: www.airbnb.it/rooms/30728582. Kompliziertere Adressen oder Adressen mit anderer Struktur sollten Sie misstrauisch machen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie in einer Suchmaschine nach dem Namen der Anzeige (z.B ."Helle Terrasse Mailand") und "Airbnb" als Keywords suchen; nur rechtmässige Seiten sollten angezeigt werden.
 
5. Lesen Sie die Annonce sorgfältig durch. Ein sorgfältiges Inserat ist normalerweise ein Hinweis auf einen ordentlichen Gastgeber und ein ebenso ordentliches Zuhause. Stattdessen sollte sie alarmieren: Ein zu konkurrenzfähiger Preis für die Woche vom 15. August, besonders vage Beschreibungen, das völlige Fehlen von Bewertungen oder ein vor wenigen Tagen erstelltes Benutzerprofil.
 
6. Airbnb ist keine Immobilienagentur. Seien Sie vorsichtig bei denen, die Ihnen sagen, dass sie "Airbnb den Auftrag gegeben haben", Ihnen das Haus zu zeigen. Tatsächlich ist die Webseite nur ein Vermittlungsportal, das von Gastgeber und Gast gleich weit entfernt ist. Es gibt keine „Airbnb-Mitarbeiter mit Schlüsseln“, als wären sie Immobilienmakler.
 
7. Hüten Sie sich vor „Köder“-Unterkünften. Wenn Sie nach Ihrer Ankunft am Zielort um eine Änderung der Unterkunft gebeten werden, die offensichtlich nicht der gebuchten entspricht, und als Vorwand ein plötzliches Problem in der ursprünglichen Wohnung, das sie vorübergehend unbrauchbar machte, als Entschuldigung verwendet, ist es am besten, alles zu dokumentieren und sich sofort an die Plattform zu wenden, um eine vollständige Rückerstattung zu erhalten.
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Profil für Benutzer Gianguido Piani
Gianguido Piani Mo., 28.06.2021 - 14:05

Zitat: "1. Zahlen Sie niemals direkt per Banküberweisung. Wenn Sie aufgefordert werden, eine Anzahlung zu leisten, vertrauen Sie ihr nicht: Es verstößt gegen die Nutzungsbedingungen von Airbnb."
Stimmt, aber: Anders als China, Japan oder Russland hat Europa kein eigenes Kreditkartensystem. MasterCard und Visa sind US-amerikanisch. Will man von Bozen ein Zimmer über airbnb in Florenz buchen gehen ein Paar Prozent des Betrags in die USA, nur für die Transaktion. Die Banküberweisung ist das einzige E-Zahlungsmittel, das völlig in EU-Händen liegt, aber (oder vielleicht, deswegen) werden fast immer andere Zahlsysteme bevorzugt.
Eine einfache Alternative ist auf airbnb verzichten, Zimmer auf andere Weise suchen, direkt mit dem Besitzer bzw Verwalter sprechen (eine Festnetzverbindung lässt sich nicht von heute auf morgen abbestellen), eine Banküberweisung tätigen mit ggf Zuzahlung mit Bankkarte und POS vor Ort. Es funktioniert auch im EU-Ausland. Viele Ferienwohnungen und so gut wie alle Hotels haben eigene Webseiten mit Adresse, Festnetznummer, Email usw. Falsche Angebote lassen sich ziemlich einfach erkennen.

Mo., 28.06.2021 - 14:05 Permalink