Umwelt | Störfall Müllverbrennungsanlage

Der Schluckauf-Verbrennungsofen von Bozen

Es vergeht kaum eine Woche, da ist der Müllverbrennungsofen wieder im Tilt. Am Dienstag, 18. Februar kam es erneut zu einer erzwungenen Abschaltung, lässt die Landesumweltagentur wissen.

Die Erklärung, die die Landesumweltagentur heute, Mittwoch 19. Februar aussandte, war knapp und technisch. Auf telefonische Anfrage beim Amt für Abfallwirtschaft war kurzfristig niemand zu erreichen. So erfahren wir aus der Pressemitteilung, dass der Betreiber ATI die Müllverwertungsanlage am Dienstag abschalten musste, nachdem es bereits am Montagabend Probleme bei der Entladung der Brennkammer gegeben hatte. Der daraus resultierende Temperaturrückgang in der Nachbrennkammer hatte zur Folge, dass die Werte für den Gesamtkohlenstoffgehalt der Abgase zwischen 18.30 und 19.00 Uhr sowie zwischen 22.30 und 23.00 Uhr über den vorgesehen Grenzwerten lagen.

Nachdem die Probleme mit der Müllzufuhr behoben worden waren, wurde versucht, die Anlage wieder in Normalbetrieb zu nehmen. "Dabei kam es zu Problemen mit dem neuen Steuerprogramm zur Wiederinbetriebnahme, das in der Folge den Abschaltprozess eingeleitet hat", heißt es von Seiten der Landesumweltagentur. Die Sachverständigen waren am Dienstag nachmittag vor Ort, um bei einem eingehenden Lokalaugenschein die Situation zu überprüfen und die Probleme zu erheben, die zum erneuten Störfall geführt haben. "Erst wenn die Ursache geklärt ist, wird der Ofen wieder in Betrieb gehen", so die Umweltagentur.

 
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Christoph Moar Mi., 19.02.2014 - 12:28

Wenn organische Materialien mit Chlor verbrannt werden – in der Natur etwa bei Waldbränden oder Vulkanausbrüchen - bilden sich auch Dioxine. Nötig ist eine Temperatur von 300 bis 600 Grad Celsius – das sogenannte Dioxinfenster. Das ist auch ein Grund, warum - meines Wissens - bei MVAs dieses Temperaturfenster möglichst schnell übersprungen werden muss, sprich beim Hochfahren das Ding zügig über den kritischen Bereich erhitzt, und beim Herunterfahren möglichst schnell unter dem kritischen Bereich abgekühlt werden muss.
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Generell sollten MVAs nicht allzu häufig hoch- und runtergefahren werden: entsprechende Wartungsfenster sind zum Beispiel im Idealfall nur ein paarmal im Jahr einzuplanen.
Bleibt zu hoffen, dass die Probleme, die zu dieser ständigen Ein/Ausschalterei führen, bald in den Griff zu kriegen sind und ein stabiler - und vor allem sicherer - Betrieb innerhalb der Normwerte gewährleistet wird.

Mi., 19.02.2014 - 12:28 Permalink
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Kurt Spornberger Mi., 19.02.2014 - 12:48

Der Gesamtkohlenstoff alleine als Grenzwert deutet nicht auf eine höhere Gesundheitsbelastung hin (solange nicht in Kombination mit einer Inversionslage, die die Immissionen konzentrieren würde) und eine kurzzeitige Überschreitung sollte kein großes Problem darstellen. Nichts in der Beschreibung des Zwischenfalls würde auf einen gravierenden Konstruktionsfehler hinweisen und es ist zu erwarten, dass die Probleme in den Griff bekommen werden können. Wie du andeutest wäre es aber interessant zu wissen, wie hoch kurzfristig die Dioxinwerte waren. Ich bin aber zuversichtlich, dass sie diese Kinderkrankheiten der Anlage in den Griff bekommen werden, im Gegensatz zur alten Anlage, die suboptimal konstruiert war.

Mi., 19.02.2014 - 12:48 Permalink
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Nino Fink Fr., 21.02.2014 - 11:06

Nach einer unruhigen nacht - aber ich träumte nicht vom müllverbrennungsofen - beim frühstück um 7,3o uhr hörte ich zwei herren über die müllverbrennung sprechen. Von anfänglichen 70 millionen kosten war da die rede, die dann über 100 wurden, von schulden, die noch zu bezahlen sind. Saboteure sind da vielleicht am werk, aber auch die müllverursacher, d. h. wir konsumenten, sind nicht unschuldig, denn einer der herren sprach auch von heizkörpern, die schon im restmüll gefunden wurden, von baumstämmen (!) und eisenstangen, welche der verbrennung hart zusetzen. Und der bauschutt, der in der verbrennung landet!.. und außerdem ist der müll zu nass, das feuer nicht heiß genug, das computerprogramm zu neu ... und wenn mal alles läuft dann tauchen die saboteure auf! Die armen techniker (und hinter ihnen der eine und andere politiker)... einfach überfordert. Aber sonst ist der ofen ja ein juwel, und architektonisch ein leckerbissen - man sollte halt in der nähe nicht zu tief einatmen beim bestaunen dieses kulturguts. Ich habe inzwischen in meiner tasse beim frühstück weitergerührt; draußen auf dem balkon, liegt der saharastaub, heizungen rauchen über den dächern, die lastwagen donnern - es ist gerade nicht wieder stau - über die autobahn und durch Bozen. Warnende stimmen aus der sanität zu steigenden atemwegserkrankungen werden seit jahren regelmäßig ignoriert. Wer seinen müll nicht ordungsgemäß trennt, riskiert eine strafe von über 100€!!

Fr., 21.02.2014 - 11:06 Permalink