Politik | Landesdienst

Schulers Chauffeur

Arnold Schuler hat seinen Mitarbeiter, den JG-Chef René Tumler, kurzerhand zu seinem Fahrer gemacht. Ohne Wettbewerb und an allen Ranglisten vorbei.
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Foto: Salto.bz
René Tumler ist ein politisch interessierter junger Mann. Der 25-jährige Naturnser hat in seinem politischen Leben schon eine ganze Reihe (partei)politischer Ämter bekleidet. In seinem Curriculum steht zu lesen: Vorsitzender des deutschsprachigen Landesjugendbeirates, Mitglied der Landesjugendleitung der Jungen Generation in der SVP, Stellvertretender Bezirksjugendreferent Burggrafenamt der Jungen Generation in der SVP, Stellvertretender Vorsitzender der Jungen Generation in der SVP Naturns, Mitglied des Ortsausschusses Naturns und Vorsitzender des Jugendparlaments Naturns.
Seit über zwei Jahren ist Tumler Landesvorsitzender der Jungen Generation (JG) in der SVP. In dieser Funktion trifft der Vinschger Jungpolitiker schon mal mit dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz zusammen. Oder er gibt der Tageszeitung ein Sommergespräch, in dem er ankündigt, in diesem Herbst als JG-Chef abtreten zu wollen.
Tumlers Abgang dürfte am kommenden Samstag erfolgen, wenn sich die SVP in Bozen zur Landesversammlung trifft. Der Abgang als JG-Chefs erfolgt kurz nach einer einschneidenden beruflichen Veränderung.
 

Tumlers Job

René Tumler hat nach dem Besuch der Handelsoberschule, in Innsbruck und Salzburg Politikwissenschaften und Kommunikationswissenschaften studiert. 2014 folgte dann ein rasanter Einstieg in den Landesdienst. Der neue Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler nimmt René Tumler als Mitarbeiter in seinem Ressort auf. Tumler ist Mitglied des Stabs des Landesrates.
Landesräte haben die Möglichkeit Mitarbeiter in ihrem Ressort auch von außen zu berufen. René Tumler ist einer dieser Berufenen. Er braucht weder einen Wettbewerb zu bestehen, noch sonst irgendeinen Eignungstest abzulegen. Tumler ist nicht Beamter, sondern Angesteller des Ressorts bis zum Ende der Legislatur. Mit Abgang des Landesrates endet auch sein Job.
Was der junge Volksparteiler im Ressort genau tut,  bleibt lange ein Geheimnis des Glaubens. Er untersteht direkt dem Landesrat bzw. Schulers Ressortdirektor Klaus Unterweger. Offiziell ist er für die sozialen Medien zuständig. Auf Neudeutsch heißt das „Media Support“.
In Wirklichkeit ist er von Anfang an eine Art Faktotum für den Landesrat. So ist Tumler vor allem als Schulers Fotograf unterwegs. Der Mitarbeiter macht bei fast allen öffentlichen Auftritten des Landesrates die Fotos, die dann den offiziellen Aussendungen des Landespresseamtes beigelegt werden. René Tumler ist sozusagen der PR-Mann von Arnold Schuler.
Im Landwirtschaftsassessorat stoßen die Anstellung und diese Rollen von Beginn an auf interne Kritik. Das Ganze riecht einfach allzu sehr nach einer parteipolitischen Versorgung.
 

Der Wechsel
 

Besondere Leistungen scheint René Tumler in seinem Bereich in den vergangenen zwei Jahren nicht erbracht zu haben. Vor wenigen Wochen dann der Paukenschlag: Tumler bekommt einen neuen Landesjob. Ab sofort ist der noch amtierende JG-Chef der offizielle Fahrer von Landesrat Arnold Schuler.
Was wie ein Witz klingt, ist in Wirklichkeit aber ein realer Auswuchs einer neuen Verwaltungskultur. „Das Ganze zeigt, wie unverfroren die neue Landesregierung mit den Regeln in der öffentlichen Verwaltung umgeht“, ärgert sich ein altgedienter Amtsdirektor.
Arnold Schuler ist damit der erste Landesrat, der sich einen Fahrer direkt aussucht. Er könnte ein gefährlicher Präzedenzfall werden.
Denn auch René Tumlers Jobwechsel erfolgt ohne Wettbewerb und unter einer klaren Nicht-Einhaltung existierender Ranglisten. Offiziell bleibt er Mitarbeiter des Ressorts, wird jetzt nur als Fahrer eingesetzt. Um das möglich zu machen, musste der JG-Chef sich dienstrechtlich freiwillig zwei Gehaltsebenen abstufen lassen. 
 

Unmut im Fahrerlager
 

Die Polit-Aktion sorgt aber vor allem bei den Fahrern des Landes für verständlichen Unmut.
Die Landesregierung hat eine eigene Abteilung mit insgesamt 10 Fahrern. Jeder Landesrat hat einen zugewiesenen Fahrer. Arnold Schuler wurde bisher von Hubert Zwick herumkutschiert. Zwick, der viele Jahre lang der Fahrer von Luis Durnwalder war, ist auch der Koordinator des Fahrdienstes des Landes. Er wird im Frühjahr 2017 in Pension gehen. Weil Hubert Zwick aber noch Urlaub und Überstunden abrechnen muss, hatte der historische Durnwalder-Chauffeur vorvergangene Woche seinen letzten Arbeitstag.
 
Demnach hätte Arnold Schuler ein neuer Fahrer zugeteilt werden sollen. Weil es im Fahrerlager des Landes sogenannte „Springer“ gibt, die keinen fixen Landrat haben, sondern dort eingesetzt werden, wo Not am Mann ist, hat sich mancher Springer berechtigte Hoffnungen gemacht, endlich einen fixen Landesrat zu bekommen.
Doch man hat die Rechnung ohne René Tumler gemacht. Er wurde durch die Änderung seines Arbeitsvertrages zum neuen Fahrer Schulers abkommandiert.
Dass ein 25-jähriger Jungspund ohne Berufserfahrung seine älteren Kollegen sozusagen aus der Boxengasse einfach überholt, hat bisher keiner für möglich gehalten.
Wenn das Schule macht, dann können wir mit unserer Personalplanung gleich einpacken“, heißt es aus dem Landesdienst.
 

Neue Rolle
 

Dass der Wechsel des JG-Chefs zum Fahrer eines Dienstfahrzeuges eines Landesrates durchaus kritisch gesehen wird, weiß man sowohl im Schuler-Assessorat, wie auch in der Landesregierung. Deshalb hat man der ganzen Sache von vornherein eine offizielle Leseart gegeben.
„Dass ein 25-jähriger Jungspund ohne Berufserfahrung seine älteren Kollegen sozusagen aus der Boxengasse einfach überholt, hat bisher keiner für möglich gehalten.“
Die offizielle Argumentation: René Tumler wird nicht nur als Fahrer tätig sein, sondern nebenbei auch weiterhin als Fotograf und PR-Mensch für Arnold Schuler arbeiten. Als Fahrer sei er sowieso überall dabei und er könne, anstatt zu warten, dann eben ein paar Fotos schießen oder einen kurzen Pressetext verfassen. In dieser Konstellation könne man nicht nur effizienter, sondern auch noch kostengünstiger arbeiten.
In Wirklichkeit ist der Vorgang, den man jetzt als Einsparungsmodell verkaufen will, ein gefährlicher Paradigmenwechsel. Bisher war die wichtigste Qualifikation für einen Chauffeur des Landes der Führerschein.
Plötzlich aber scheint eines wichtiger: das richtige Parteikartl.
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Bernhard Oberrauch Mi., 02.11.2016 - 07:49

ich finde es durchaus sinnvoll, wenn der Medien-Berater zugleich Chauffeur für den Landesrat ist und umgekehrt, schliesslich sitzen die beiden doch viele Zeit gemeinsam im Auto und haben viel Zeit, gemeinsam zu reden. Das ist nicht nur finanzielle, sondern auch inhaltliche Effizienz.
Für die anderen Fahrer lässt sich sicher auch eine sinnvolle Tätigkeit finden- wo ein (politischer) Wille, da ein Weg.

Mi., 02.11.2016 - 07:49 Permalink
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Martin Daniel Mi., 02.11.2016 - 09:19

Da pflichte ich Ihnen durchaus bei, Herr Oberrauch, würde das aber umdrehen: Ein ausgebildeter Fahrer wird doch wohl auch Fotos schießen können. Die Ranglisten, die bestimmte rechtsstaatliche Prinzipien garantieren (z.B. Zugang zum öffentlichen Dienst unabhängig von der Parteizugehörigkeit), gibt es schließlich fürs Fahren und nicht fürs Fotolein machen!

Mi., 02.11.2016 - 09:19 Permalink
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Andreas gugger Mi., 02.11.2016 - 10:11

Endlich werden Synergien genutzt. Die Landesräte verbringen viel Zeit in ihren Transportmitteln, die Fahrer können die Veranstaltungen besuchen usw. Einen besseren social media service kann man eigentlich nicht leisten. Sehr gute Idee. Wer hat heute denn noch einen ausschliesslichen Fahrer.

Mi., 02.11.2016 - 10:11 Permalink
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Hans P. Mi., 02.11.2016 - 14:34

Die Frage sollte nicht heißen wer der Fahrer ist sondern ob ein "Landesrat" eines 500000 Einwohnerlandes überhaupt einen Fahrer braucht?! Anscheinend müssen ja alle sparen?! Hier könnte damit angefangen werden... z.B. Die Fahrerstellen nach der Pensionierung der Fahrer nicht neu besetzen.

Mi., 02.11.2016 - 14:34 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Do., 03.11.2016 - 12:11

Antwort auf von pérvasion

Also bitte, so ein Schwachsinn. Die Zeiten wo ein Landesrat sich rum kutschieren lassen kann sind einfach vorbei. Es fällt ihm und seinen Kollegen kein Stein von der Krone wenn er selbst fährt, von mir aus kann er sich ein Auto mit den anderen Landesräten teilen oder Kilometergeld kassieren wie jeder andere öffentlicher Bediensteter auch.

Do., 03.11.2016 - 12:11 Permalink