Gesellschaft | Schule

Obermaiser Odyssee zu Ende

Einst verworfen, wird es nun doch das Ex-Maiense. Nach über 10 Jahren kann die ramponierte Mittelschule Obermais umziehen. Doch es heißt noch ein Jahr durchhalten.
Maiense
Foto: Stadtgemeinde Meran

“Wenn es Licht am Ende des Tunnels gibt, können wir die Zähne auch noch für ein Jahr zusammenbeißen.” Und es gibt Licht, für Florian Schroffenegger und die gesamte Schulgemeinschaft der Mittelschule Obermais. Schimmel, Platznot und dringender Sanierungsbedarf des Schulgebäudes haben Eltern, Schüler, Lehrer und den Direktor immer wieder auf die Barrikaden steigen lassen. Gebt uns endlich ein neues, geeignetes Gebäude, so die Forderung an die Meraner Stadtverwaltung Anfang 2016 – nach “zehn Jahren vergeblichen Wartens”. Jetzt scheint es tatsächlich gelungen zu sein, denn auch der zuständige Stadtrat Stefan Frötscher spricht von einem “positiven Ende einer langen Geschichte”.  

Im Mai 2016 schien schon sicher, dass die Mittelschule Obermais ab Herbst 2017 im ehemaligen Mädchenwohnheim “Maiense” einziehen kann. Einige Monate später dann die Hiobsbotschaft: Der damalige Eigentümer, die Sandplatz GmbH stelle finanzielle Forderungen, die für die Gemeinde nicht zu stemmen seien, gestand Bürgermeister Paul Rösch im November. Über zwei Millionen Euro für Umbauarbeiten und Miete könne man aus rechtlicher Sicht nicht ausgeben. “Wenn wir nach zehn Jahren ausziehen, ist das Geld für die Gemeinde verloren”, so der Erklärungsversuch von Schulstadtrat Frötscher damals.
Eltern, Lehrer und Schulpersonal forderten mit Nachdruck eine “klare Entscheidung” von der Stadtverwaltung. Diese dürfte nun getroffen sein. “Die Maiense wird’s!”, meldete sich Rösch Mitte dieser Woche auf Facebook. In der offiziellen Pressemitteilung heißt es: “Der Meraner Stadtverwaltung ist es gelungen, eine passende Lösung für die langfristige Unterbringung der Obermaiser MittelschülerInnen zu finden: im Ex-Maiense.”

 

Eintauschen statt einmieten

Dass es nun doch das Gebäude in der Priamistraße wird, ist auch einem Eigentumswechsel zu verdanken, der inzwischen vollzogen wurde. Das Maiense befindet sich heute nämlich im Besitz des Deutschen Orden. Und der neue Eigentümer hat sich bereit erklärt, das ehemalige Wohnheim abzutreten. Im Gegenzug soll der Deutsche Orden eine andere Liegenschaft von der Gemeinde erhalten. “Ja, ein Tauschgeschäft ist eine sehr realistische Variante”, bestätigt Frötscher. Auch wenn man sich möglicherweise finanziell einigen könnte.
Im Rahmen von Verhandlungen will der SVP-Stadtrat mit den Verantwortlichen des Deutschen Orden nun die Details des Immobilien(tausch)geschäftes klären. Im Gespräch ist ein Areal der Stadtgärtnerei an der Franz-Innerhofer-Straße, in der Nähe des Hotel Palace. Der Wert des Areals beläuft sich auf 3,2 Millionen Euro. Das Ex-Maiense-Gebäude wird mit 2,7 Millionen Euro bewertet, was bedeutet, dass die Gemeinde Meran vom Deutschen Orden eine halbe Million Euro erhalten würde. Auch soll der Orden die Umbauarbeiten übernehmen – laut Frötscher sei das für Private einfacher und unbürokratischer. “Würden wir das als Gemeinde in die Hand nehmen, würde das Prozedere 24 bis 26 Monate dauern”, erklärt der Stadtrat. So lange will die Stadtverwaltung und kann die Schulgemeinschaft nicht warten.

Daher wurde im Rahmen des Tauschabkommens festgehalten, dass der Deutsche Orden das Gebäude im kommenden Frühsommer 2018 schlüsselfertig an die Gemeinde übergibt. In den Gemeindekassen würde würde die Übernahme des Maiense laut Frötscher mit “maximal 1,8 Millionen Euro” zu Buche schlagen. Geplant ist, den Schulbetrieb im Schuljahr 2018/19 im neuen Gebäude aufzunehmen.

 

Endgültig gelöst

Beim Elternrat der Mittelschule Obermais kommt die Nachricht gut an, wie der stellvertretende Vorsitzende Florian Schroffenegger auf Nachfrage von salto.bz bestätigt. Das Wunschobjekt der Eltern wäre eigentlich das ehemalige Unfallkrankenhaus “Lorenz Böhler” gewesen. Doch seit Längerem steht fest, dass das Böhler-Gebäude, das sich in Besitz des Landes befindet, frühestens Anfang der 2020er-Jahre frei wird. “Wissend, dass das Böhler erst langfristig etwas wird, haben wir seit längerer Zeit gemeinsam mit der Gemeinde darauf hingearbeitet, eine Lösung zu finden, die kurzfristiger umgesetzt werden kann”, so Schroffenegger.

Was sagt der Elternvertreter dazu, dass die Schüler der Mittelschule Obermais nun ein weiteres Jahr in ihre alte, von Schimmel befallene und aus allen Nähten platzende Schule müssen? “Den Kompromiss, dass das neue Schulgebäude erst ab 2018 verfügbar ist, gehen wir gerne ein, weil wir wissen, dass eine wirkliche Lösung angestrebt wird.” Das war es, was man in Obermais stets gefordert hatte. Obwohl Schroffenegger “noch nicht feiern” will, ist er zuversichtlich, dass der Deal mit dem Deutschen Orden rasch unter Dach und Fach gebracht wird. Stefan Frötscher klärt auf: Bereits kommende Woche rechnet er damit, die Verhandlungen mit dem Deutschen abzuschließen. Am Dienstag soll Vermögensstadtrat Nerio Zaccaria die Lösung im Stadtrat präsentieren. Dann wäre das “oberste Ziel, den Obermaiser SchülerInnen und ihren Familien im Herbst 2018 einen endgültigen und anständigen Schulsitz bereit zu stellen”, so Frötscher, erfüllt. “Dafür bedanke ich mich bei Schuldirektor Andrea Bordiga und dem Präsidenten es Elternrats, Hans Karl Pichler, den Elternvertretern und der gesamten Schule.”