Società | Biolandwirtschaft

Und jetzt: Nathalie Bellutti

Gerade derzeit ist Nathalie Bellutti arg gefragt in den familiären Weinbergen des Rynnhofes im Unterland. Die Zeit der Weinlese ist die hohe Zeit für die Winzer im Land.
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Foto: Bioland Südtirol

 

Nathalie Bellutti, was ist ein Traschgala und was hat das mit Ihrer Herkunft zu tun?

Das Traschgala ist ein typisch Unterlandler Dialektausdruck und steht für die Seitenachsel der Traube mit einigen Beeren. Da die Weinwirtschaft am Rynnhof eine zentrale Rolle spielt, haben wir unsere Ferienwohnungen nach diesen typischen Mundartbezeichnungen benannt.

 

Sie sind Weinbäuerin am Rynnhof in Tramin, was genau ist dort Ihre Aufgabe?

Der Rynnhof ist ein Weinhof und eine kleine Eigenbaukellerei im Dorfzentrum von Tramin mit einer langen Geschichte. Bereits 1438 wird das historische Anwesen „an der Rynnen“ in den Weinbergen von Tramin urkundlich erwähnt. Der Name geht wohl auf einen Wasserlauf zurück, der zu jener Zeit daran vorüberführte. Dass der Weinbau in Tramin eine mindestens ebenso lange Geschichte hat, muss nicht extra erwähnt werden. Meine Familie hat den Hof zuerst obstwirtschaftlich bearbeitet und dann auch wieder den Wein eingeführt.  Dem Verband Bioland sind wir 2011 beigetreten; in diesem Jahr haben wir auch die Eigenbaukellerei gegründet. Meine Aufgabe ist es, in unseren Weinbergen vor allem für einen guten Boden zu sorgen, eine fruchtbare Basis für die Rebe und Traube bereitzustellen, um unseren Kunden einen handwerklich ehrlich erzeugten Wein zu verkaufen. Wir bauen klassische Sorten wie Lagrein, Vernatsch, Weißburgunder und Gewürztraminer an, und wir verkaufen diese dann auch in unserem Hofladen.

 

 

Der Weinverkauf ist mit der Pandemie stark eingebrochen, betrifft das jetzt alle Weinhersteller, also genossenschaftlich organisierte und die freien Weinbauern gleichermaßen?

Covid19 betrifft uns alle. Wir sind ein kleiner Betrieb, der vom Anbau der Trauben bis hin zum Verkauf des Weines alles eigenständig organisiert. Dies ermöglicht uns durch kleine Kreisläufe mit maximaler Flexibilität der Situation gerecht zu werden.

 

War es für Sie immer klar, dass Sie den Weinhof weiterführen?

Die Landwirtschaft hat mich seit jeher interessiert, aber ich wollte doch meinen eigenen Neigungen nachgehen und die führten mich zuerst an die Theorie und die Forschung heran. Ich habe nach meinem Besuch der Oberschule für Landwirtschaft in Auer ein Studium der Agrarwissenschaften an der BOKU in Wien absolviert. Danach habe ich vier Jahre lang in der Forschung gearbeitet, unter anderem für meine Masterarbeit am Entomologischen Institut an der ETH Zürich. Anschließend habe ich das Projekt zur Kirschessigfliege an der Laimburg für drei Jahre begleitet. 2015 habe ich mich dazu entschlossen, am Hof mitzuarbeiten und meinen Vater auf dem neuen Weg mit Bioland und der Weinwirtschaft zu unterstützen. Nun übernehme ich mit der Unterstützung meines Vaters und meines Lebenspartners den Hof.

 

Seit einem halben Jahr sind Sie in den Geschäftsführenden Vorstand des Bioland Verbands Südtirol gewählt; was hat Sie dazu bewogen, sich der Wahl zu stellen?

Ich kann mich mit dem Bioland Verband sehr gut identifizieren und schätze den Einfluss des Verbandes. Vor allem gefällt mir die vielfältige Vernetzung von Bioland, sei es mit den Biobetrieben selbst, als auch mit den übrigen Akteuren der Landwirtschaft. Das gibt mir die Möglichkeit mich mit den verschiedensten Bereichen der (Bio)-Landwirtschaft auseinanderzusetzen und mich auszutauschen. Ich sehe, in welchen Bereichen es noch etwas knifflig zugeht, die man auch als Herausforderungen sehen kann, und was bereits gut läuft, denn die Biobranche hat durchaus tolle und innovative Geschäftsmodelle entwickelt. 

 

Welche Stärken können Sie in dieses Gremium einbringen, und mit wem arbeiten Sie zusammen?

Der Geschäftsführende Vorstand ist gebildet aus vier Köpfen unterschiedlicher Realitäten; da ist einmal Obmann Toni Riegler, der diese Funktion bereits in der zweiten Amtszeit ausführt, es gibt Walter Steger vom Künighof im Ahrntal, der die Belange zur Viehwirtschaft einbringt, und den Bioland Südtirol Geschäftsführer Reinhard Verdorfer, der beratend dabei ist. Diese oft sehr unterschiedlichen Sichtweisen bringen uns im Team zu kreativen Lösungen. Gerne bringe ich mich als Agronomin und Winzerin in diese Vielfalt ein, auch weil uns ein breiteres Gremium, der Bioland-Landesvorstand, den Rücken stärkt. Dieses Modell funktioniert seit der letzten Mitgliederversammlung, als wir unseren Verband hier in Südtirol neu geordnet haben.

 

Wie kommen Sie zurecht in der immer noch stark männlich geprägten Bauernschaft?

Der Beruf des Landwirtes wird vielfach von Männern ausgeübt. Das ist in der Bioszene nicht anders. Zu den allermeisten dieser Bauern gehört jedoch auch eine Bäuerin, und oft werden die Höfe und Betriebe von Frauen geführt. Die Wahrnehmung liegt im Auge des Betrachters. Ich persönlich habe noch nie ein Problem gesehen, als Frau in einer männlich geprägten Bauernschaft zurechtzukommen.

 

Welches sind Ihre Visionen für die Landwirtschaft in Südtirol, oder anders gefragt, was ist konkret möglich in den nächsten 10 Jahren?

Ich hoffe, dass sich der biologische Grundgedanke, sei es in der Landwirtschaft, als auch in allen anderen Lebensbereichen der Südtiroler weiter festigt. Ich wünsche mir ein konstruktives Miteinander unserer Wirtschaftszweige zugunsten unserer Heimat.

Vielen Dank und Alles Gute!