Società | Appell

“Fehler nicht wiederholen”

Um 17 Uhr berichtet LH Kompatscher über die neuen Maßnahmen. Landesethikkomitee und Dachverband für Soziales und Gesundheit appellieren an alle.
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Foto: United Nations COVID-19 Response

Um 10.30 Uhr ist die Landesregierung zusammengetreten, um über weitere Schritte zu beraten, um die Verbreitung der zweiten Corona-Infektionswelle in den Griff zu bekommen. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat angekündigt, die staatlichen Entscheidungen abwarten zu wollen, bevor für Südtirol weitere Einschränkungen beschlossen werden. Dazu hat am Vormittag eine Aussprache in der Staat-Regionen-Konferenz stattgefunden. Um 12 Uhr wird Ministerpräsident Giuseppe Conte der Abgeordnetenkammer berichten, um 18 Uhr dem Senat.

Die Medienkonferenz des Landeshauptmannes ist für 17 Uhr angekündigt und kann auf Youtube und über Facebook verfolgt werden.

Angesichts der steigenden Anzahl an Infizierten, die einer medizinischen Betreuung bedürfen, wurden die Dienste in den Krankenhäusern weiter zurückgefahren – um bis zu mehr als 50 Prozent, wie Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer bestätigt. Aufschiebbare chirurgische Operationen werden verschoben, alle dringenden Eingriffe sollen aber weiter gewährleistet bleiben.

Indes richten das Landesethikkomitee und der Dachverband für Soziales und Gesundheit einen Appell an die Entscheidungsträger in Politik und Sanitätsbetrieb – und die Südtiroler Bevölkerung. Sie rufen dazu auf, “aus den Erfahrungen im Umgang mit der Covid-19-Pandemie zu lernen und nicht die Fehler vom Frühjahr zu wiederholen. Dazu gehöre, die Selbstbestimmung älterer oder pflegebedürftiger Menschen möglichst nicht einzuschränken. Ebenso dürfe die medizinische Betreuung von Covid-19-Patienten nicht dazu führen, dass andere Patientengruppen nachrangig behandelt werden. Außerdem sei es “ein notwendiger Akt des Respekts und der Solidarität, sich gewissenhaft an die Grundregeln der Schutzmaßnahmen zu halten, auch damit besonders gefährdete Menschen vor Schaden verschont bleiben”.

 

Der Appell im Wortlaut

 

“Aus ethischer Perspektive ist es wichtig, aus den Fehlern im Umgang mit der Covid-19-Pandemie zu lernen. Kinder und Jugendliche sowie Menschen in Wohnheimen und Pflegeeinrichtungen haben unter den rigiden Maßnahmen besonders gelitten. Auch im Kontext einer Pandemie dürfen bestimmte Gruppen wie z. B. ältere oder pflegebedürftige Menschen nicht einfach bevormundet werden. Die Anerkennung von Selbstbestimmung im Rahmen des Möglichen auch dieser Menschen ist eine Errungenschaft, die wir nicht langfristig über Bord werfen dürfen. Entsprechend dem medizinethischen Prinzip der Gerechtigkeit darf die Betreuung von Covid-19-Patienten auch nicht dazu führen, dass andere Patientengruppen nachrangig behandelt werden.

Die Krise der ersten Welle konnten wir gemeinsam bewältigen. Jetzt sind wir wieder alle gefordert. Jeder und jede von uns hilft dabei, dass unsere Gesellschaft und besonders gefährdete Menschen vor größerem Schaden verschont bleiben.

Sich gewissenhaft an die Grundregeln der Schutzmaßnahmen halten ist ein notwendiger Akt des Respekts und der Solidarität. Vom Einzelnen werden lediglich einfache, aber sehr wirksame Anstrengungen gefordert: Mund-Nasen-Schutz tragen, Hände häufig desinfizieren, Gesicht, Nase und Mund nicht berühren, physisch Abstand zu Menschen halten und Menschenansammlungen nach Möglichkeit vermeiden, geschlossene Räume immer wieder gut durchlüften.

Die Folgen der Pandemie tragen nicht nur die Patienten und Patientinnen und die genannten besonders gefährdeten Personengruppen, sondern letztlich die gesamte Gesellschaft. Jeder und jede ist potentiell betroffen von den negativen Auswirkungen. Deshalb ist es auch ein Gebot der Stunde, dass jeder und jede die Verantwortung für das Gemeinwohl wahrnimmt.”