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Meraner Bus weckt Ministerium

Über 2.600 Passagiere haben den fahrerlosen Kleinbus in Meran ausprobiert. Die Testwoche ist auch in Rom nicht unbemerkt geblieben – und könnte politische Folgen haben.
E-Shuttle Meran
Foto: Facebook/i-Mobility Garage

Der autonom fahrende elektrobetriebene Kleinbus, den Meran vergangene Woche getestet hat, hat die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes elektrisiert. Vom 25. November bis 1. Dezember konnten Interessierte und Neugierige eine Fahrt mit dem Bus ohne Fahrer machen. Mit bis zu zwölf Passagieren an Bord legte der Shuttlebus die Teststrecke in zehn Minuten und bis zu 25 km/h zurück.

Die Bilanz? Über 2.600 Menschen haben in der Testwoche die Gelegenheit genutzt, sich fahrerlos – aber stets von Technikern begleitet – durch die Passerstadt befördern zu lassen. Bei 375 Fahrten hat der Bus 75 Kilometer zurückgelegt. “2.624 Nutzer und Null Zwischenfälle”, bestätigt die Meraner Stadträtin für Mobilität, Madeleine Rohrer. Ihr Fazit: “Was bei den Menschen angekommen ist, ist dass Öffentlicher Verkehr modern, leise und innovativ sein kann. Es ist chic, Bus zu fahren.

Doch nicht nur das Interesse der Meraner an dem bunten, fahrerlosen Shuttlebus war groß. Auch auf nationaler Ebene hat es breites Medienecho gegeben. So haben etwa die großen italienischen Tageszeitungen La Repubblica, Corriere della Sera, Il Sole 24 Ore, La Gazzetta dello Sport sowie zahlreiche TV-Sender, Presseagenturen, Web- und Videoportale in den vergangenen Tagen über die in der Kurstadt getestete Mobilitätslösung berichtet. Und auch politisch könnte die Meraner Erfahrung auf nationaler Ebene nicht ohne Folgen bleiben.

 

Während in Frankreich oder der Schweiz bereits selbstfahrende Öffis auf der Straße verkehren, fehlt in Italien noch das entsprechende Ministerialdekret für die Zulassung. “In Meran wurde ein Straßenstrich per Verordnung für die Testphase gesperrt”, erklärt Roberto Maldacea, der für den Hersteller des autonomen E-Shuttles Navya Italia, das Experiment in Meran betreut hat. Er verrät, dass es in den vergangenen Tagen “sehr ermutigende Signale aus dem Transportministerium” gegeben habe, das Dekret endlich zu erlassen. “Der Test in Meran, der der erste italienweit im Bereich öffentliche Verkehrsmittel war, hat die Sache auf ministerieller Ebene salonfähig gemacht.”

“Wir sind mehr als bereit”, betont Maldacea. Navya ist ein französisches Unternehmen, das weltweit in 20 Ländern aktiv ist und Mobilitätslösungen für die öffentliche Hand bereit stellt. “Vergangenes Jahr haben wir 1,5 Millionen autonom gefahrener Kilometer zurückgelegt und dabei 475.000 Passagiere transportiert.”

 

Von Meran ist der aus Verona stammende Manager und Universitätsprofessor für nachhaltige Mobilität begeistert: “Meran ist die erste der 90 Gemeindeverwaltungen, mit denen ich zu tun gehabt habe, die innovative Verkehrslösungen aus dem politisch-technischen Hinterzimmer holt und ihre Bürger vorab ausprobieren lässt.” Eine Passagierin ist ihm besonders gut in Erinnerung geblieben: “Eine 96-jährige Dame hat mir ihr Handy in die Hand gedrückt und mich um ein Foto mit dem Bus gebeten. Dann hat sie mich mit Fragen gelöchert.”

Stadträtin Rohrer sieht sich nach der Testwoche – die wurde übrigens auf Facebook dokumentiert – dem richtigen Weg: “Die Elektrifizierung des Fuhrparks des öffentlichen Nahverkehrs ist ein wichtiger Baustein unserer Mobilitätspolitik und so auch im Verkehrsplan vorgesehen Wir haben erst kürzlich einen anderen, innovativen E-Bus getestet – und werden in den nächsten Monaten gemeinsam mit SASA noch weitere Fahrzeuge testen.”