Politica | Flughafen

Turbulenzen im Bund

Der Südtiroler Bauernbund steht in Sachen Flughafen-Referendum vor einer Zerreißprobe. Im März soll der Landesbauernrat entscheiden, ob und wie sich der SBB positioniert.

Leo Tiefenthaler will nicht Öl ins Feuer gießen. „Es ist keine leichte Entscheidung, aber Zerreißprobe ist es für uns sicher keine“, sagt der Obmann des Südtiroler Bauernbundes (SBB). Tiefenthaler und die mächtigste Standesorganisation in Südtirol stehen seit Wochen mitten in einer kontroversen Diskussion. Die zentrale Frage dabei: Wie soll sich der Bauernbund beim Referendum über den Bozner Flughafen und die Ausbaupläne positionieren. „Es gibt bei unseren Mitglieder viele Für und viele Wider“, fasst Tiefenthaler die Stimmung zusammen.
Der Bauernbund steht vor einem ernsthaften Dilemma. Auf der einen Seite stehen mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landwirtschafts-Landesrat Arnold Schuler zwei vehemente Befürworter für den Flughafen-Ausbau. „Wir können doch nicht die politische Spitze brüskieren und gegen den Ausbau auftreten“, heißt es im SBB.
Auf der anderen Seite machen die Bauern und vor allem die SBB-Funktionäre in Bozen, Überetsch und Unterland gegen die Flughafenpläne mobil. „Hat uns die Partei auch bei der Sanitätsreform einen Lotsen zugeteilt?“ ärgert sich ein Überetscher SBB-Funktionär über die Flughafenkampagne der SVP.
Wie angespannt die Lage ist, zeigt sich auch an einem Detail. Vor wenigen Wochen wurde das „Forum Flughafen“ vorgestellt. Die Internet-Plattform wird vom Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) und Unternehmerverband Südtirol (UVS) geführt und auch finanziert. Die Promotoren ärgern sich jetzt aber, dass nicht auch der Bauernbund mit an Bord ist. „Wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen zuerst eine Grundsatzentscheidung fällen“, verteidigt sich Leo Tiefenthaler.
Doch genau diese Grundsatzentscheidung wird alles andere als leicht werden. Das weiß man im Bauernbund seit Monaten. Bereits im Jänner hat man im Landesbauernrat einen Vorgeschmack bekommen, wie hart die Auseinandersetzung wird.
Eingeladen waren auf der Sitzung mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Schuler zwei mächtige Befürworter. Als offene Gegner des Ausbaues traten der SBB-Ortsobmänner Helmut Alessandri (Bozen), Peter Pardatscher (Eppan) und der Delegierte des Leiferer Ortsbauernrates Othmar Clementi auf.
Bereits auf dieser Sitzung wurde klar, dass die Fronten quer durch den Bauernbund verlaufen. Während die SBB-Orstgruppen der vom Fluglärm betroffenen Gemeinden eine klare Positionierung des Bauernbundes gegen den Ausbau fordern, ist die Gegnerschaft im Pustertal, im Burggrafenamt und im Vinschgau weit geringer.

Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler: „ Wir wollen die Basis von unten entscheiden lassen.“

Auf der Jänner-Sitzung des Landesbauernrates wurde auch klar, dass sich die Flughafendiskussion im Bauernbund zusätzlich auf eine andere, politische Ebene verlagert. So erklärte ein prominentes Mitglied voller Überzeugung: „Wenn wir gegen den Flughafen auftreten, dann machen wir genau das Spiel jener Umweltschützer und Grünen, die uns die Straße auf Antersasc oder die Spritzmittel verbieten wollen.“
Der Spitze des Bauernbundes ist die Sprengkraft dieser Grundsatz-Entscheidung durchaus bewusst. Deshalb versucht man den Ball möglichst lange flach zu halten. Traditionell findet im Februar eine Klausurtagung des Landesbauernrates statt. Sie geht an diesem Samstag in Terlan über die Bühne. Das Thema Flughafen steht bewusst nicht auf der Tagesordnung. „Wetten, dass wir trotzdem darüber reden werden“, prophezeit ein Mitglied des Gremiums.

„Wenn wir gegen den Flughafen auftreten, dann machen wir genau das Spiel jener Umweltschützer und Grünen, die uns die Straße auf Antersasc oder die Spritzmittel verbieten wollen.“

Die Losung der SBB-Spitze ist inzwischen, Zeit zu gewinnen. „Wir wollen die Basis von unten entscheiden lassen und nicht von oben etwas vorgeben“, sagt Obmann Leo Tiefenthaler. So sollen die SBB-Bezirke in den nächsten Wochen die Frage ausdiskutieren. In der zweiten Märzhälfte wird dann im Landesbauernrat die endgültige Entscheidung fallen.
Ob man eine Empfehlung für oder gegen den Flughafen-Masterplan abgibt, oder ob sich der Bauernbund – wie absehbar – neutral verhält? Leo Tiefenthaler will verständlicherweise keine Prognose wagen. Nur soviel sagt der Obmann: „Sicher ist, dass wir unsere Mitglieder auffordern werden, mitzustimmen“.

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Sigmund Kripp Ven, 02/05/2016 - 07:43

Ich denke, die Bauernbundspitze wird sich sicher FÜR den Flughafen aussprechen. Ich wüsste keine große Entscheidung im Land, wo der SBB gegen die Landesregierung gestimmt hätte. Die SBB Spitze wird immer mit der Macht gehen. Anders die Mitglieder: schon an der SBB-internen Umfrage erkennt man, dass die einzelnen SBB-Mitglieder der Führungsspitze weit voraus sind: Bioanbau wird von 2/3 der Mitglieder befürwortet, während in der Spitze immer noch solche Aussagen wie jene im obigen Artikel fallen! Umweltbewusstsein wird immer noch mit linkskommunistischem Grünsein verbunden und ist daher ABZULEHNEN!

Ven, 02/05/2016 - 07:43 Collegamento permanente
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Sepp.Bacher Ven, 02/05/2016 - 08:32

Es zeigt sich immer mehr, dass es in der derzeitigen Landesregierung noch mehr als in der Durnwalder-Ära nur mehr die Meinung des LH gibt. "Altroche" neuer Stil?! Noch schlimmer finde ich, dass die Leute gleich wie vorher den Buckel machen: „Wir können doch nicht die politische Spitze brüskieren und gegen den Ausbau auftreten“ - das sind vielleicht Argumente?!
Mein Vorschlag an Christoph Franceschini: bitte interviewe die Landesrätin für Gesundheit bezüglich Gesundheitsbelastung ( siehe http://www.flughafen-braunschweig.info/Aktuell/130927_Krebsrisiko_durch…) und den Landesrat für Umweltschutz Theiner bezüglich Luft- und Lärmbelastung, bevor sie nur mehr vorgekaute Sätze von sich geben! Danke!
http://www.salto.bz/de/article/20012016/abheben-zum-sturzflug

Ven, 02/05/2016 - 08:32 Collegamento permanente
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Mensch Ärgerdi… Ven, 02/05/2016 - 10:42

Wenn es den Landwirten fern ab von den betroffenen Gebieten "Wurst ist ob es einen Flugplatzausbau gibt oder nicht, dann wäre es doch nahelegend sie stellen sich solidarisch hinter den Kollegen im Überetsch-Unterland, oder?
Anscheinend will hier wirklich nur die Spitze den guten Arno nicht vergraulen, aber mal ehrlich: wer ist hier auf wem angewiesen? Die SVP auf die Bauern, oder die Bauern auf die SVP?

Ven, 02/05/2016 - 10:42 Collegamento permanente