Politica | Unterwerfung?

Sofortiger "Frieden" nicht möglich!

Warum "Frieden" nicht so einfach möglich ist, wie es sich viele wünschen.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Frieden schaffen ohne Waffen! Verhandlungen beginnen! Waffenstillstand! Sofortige Waffenruhe und Verhandlungen! Jede auch nur kleinste Chance nutzen, um das Blutvergießen in der Ukraine zu beenden!

So liest man bei durchaus engagierten und friedliebenden Menschen auf ihren Accounts.

Wenn es nur so einfach wäre!

Schon vor dem 24.2.2022 sind unsere Politiker nach Moskau gepilgert und haben am grotesk langen Tisch versucht, Putin umzustimmen; denn jedem klar denkenden Menschen musste damals schon bewusst sein, dass ein Zusammenzug von mehr als 100.000 Militärs an der ukrainischen Grenze kein normales Manöver mehr sein konnte! Das war ganz klar die Vorbereitung einer Invasion. Ich wundere mich bis heute, wie viele Spitzenpolitiker im Westen das nicht verstehen konnten oder wollten! Ich denke an die Besuche von Macron, Scholz, Johnson, und wieder und immer wieder Macron. Aber es war vergeblich!

Am 24.2.2022 hat Putin der Welt gezeigt, dass er in keinster Weise an Frieden interessiert ist, sondern die Ukraine vernichten will! Aus Rache, aus niedrigen Beweggründen, aus pseudohistorischen Gründen, aus was weiß ich für absurden Gedankengängen!

Und jetzt, nach über einem Jahr brutalstem Krieg, der ausschließlich auf Putins Konto geht, möchten wir im verschont gebliebenen Westeuropa, dass dieser Krieg einfach aufhört. Wir halten es nicht mehr aus, dass dieser Krieg andauert, in unserem seit 1945 mehr oder weniger friedlichen Europa! Und wir verfallen einem Selbstbetrug: Wenn nur jetzt ein Waffensillstand käme, dann wäre der Krieg vorbei und man könnte Verhandlungen beginnen. Endlich hätten wir diesen unangenehmen Zustand beendet, der auch unser Selbstverständnis von Leben und Politik unerträglich stört.

Aber wir machen die Rechnung ohne die überfallene Ukraine: Jeder Waffenstillstand, jede Fixierung des momentanen Frontverlaufes würde implizit die Position Russlands festigen. Bis hierher haben sie es geschafft, und dort werden sie auch bleiben. Estlands Ministerpräsidentin hat es treffend gesagt: Es gibt solchen und solchen Frieden! Westeuropa hatte nach 1945 einen recht guten Frieden, es ging allen gut, Demokratie konnte sich entwickeln. In den von der Sowjetunion regierten und besetzten Ländern Osteuropas herrschte zwar auch ein Frieden, es war ja kein Krieg mehr! Aber der Terror ging weiter! Und das bis 1989! Und das wäre die Folge eines von friedliebenden (und durch Glück der späten Geburt selbst nie kriegerisch überfallenen Westeuropäern) so herbeigesehnten Waffenstillstandes und nachfolgenden "Friedens": Russland würde weiterhin die annektierten Gebiete besetzen und terrorisieren! Denn die Rache des Siegers ist fürchterlich, wenn er ein Diktator ist!

Daher benötigt die Ukraine beides: Sowohl den Versuch – und sei er noch so klein – zu Verhandlungen (jede/r kann sich einbringen!); aber auch massive und schnelle Waffenlieferungen, die mit ihrer technischen Überlegenheit der Ukraine eine Chance auf Rückeroberung ihrer ursprünglichen Grenzen ermöglichen.

Andernfalls sind wir aufgrund falsch verstandenem Friedliebens mitverantwortlich für das entsetzlichste Schlachten in Europa seit dem 2. Weltkrieg. Wenn die Lösung des Problems die Unterwerfung der Ukraine sein soll, dann gute Nacht Baltikum, gute Nacht Kaukasus, gute Nacht Ostmitteleuropa!

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Klemens Riegler Dom, 03/05/2023 - 12:00

Diesen Zeilen muss man in dieser Form wohl oder übel zustimmen. Zumindest kommt am Ende jeder Diskussion genau das hier heraus. Leider!
Der einzige andere Ausweg scheint wohl die interne "Verräumung" von Putin selbst zu sein. Und zwar aus einem einfachen Grund: damit es Russland wieder besser geht und es im globalen Verständnis wieder Ansehen genießt ... und die Oligarchen wieder ihre Spielchen spielen dürfen.

Dom, 03/05/2023 - 12:00 Collegamento permanente