Politica | Mobilität

Land kürzt Fahrpläne

Um Ausfälle öffentlicher Busse wegen Fahrermangel zu vermeiden, sollen provisorische Fahrpläne gelten. Die Gewerkschaften fordern dringend bessere Arbeitsbedingungen.
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Foto: IDM / Manuela Tessaro
Aufgrund des Fahrermangels im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) überarbeitet das Land zurzeit die Fahrpläne, um Ausfälle der öffentlichen Busse zu vermeiden. „Ab 10. Juli sollen die Fahrgäste, zwar auf etwas weniger, dafür aber verlässliche Abfahrten und Ankünfte zählen können. Die Mitarbeitenden leisten alles, um auch in den nächsten Wochen unter den aktuell schwierigen Umständen bestmögliche Mobilität zu bieten“, erklärte Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider kürzlich.
 

Bremsklotz für Verkehrswende

 
Der Landessekretär der Fachgewerkschaft für Transport FIT / SGBCISL, Günther Pallhuber, fordert in einer Aussendung bessere Arbeitsbedingungen in der Branche ein: „Eine deutliche Verbesserung des Angebots von Bus und Bahn wird man definitiv nur mit deutlich besseren Arbeitsbedingungen erreichen. Es findet sich fast niemand mehr, der zu diesen Belastungen und dieser Bezahlung diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen will.“
Eine 6-Tage-Woche, Wochenend- und Feiertagsdienste sowie Dienstspannen von bis zu 15 Stunden bei einem Anfangslohn von 1.300 Euro würden diesen Job unattraktiv machen. Hinzu kämen die Kosten des Führerscheins und die Aggressionen der Fahrgäste, denen viele Fahrer:innen täglich ausgesetzt seien.
 
 
 
Personal, das vielfach aus anderen Regionen Italiens oder aus dem Ausland angeworben wird, kehre laut Pallhuber angesichts der hohen Lebenshaltungskosten in Südtirol bald wieder in seine Heimat zurück. „Es liegt nun an der Landesregierung, ehestens in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ein territoriales Abkommen in Bezug auf Arbeitszeiten und Entlohnung auszuarbeiten, um diesem Problem entgegenzuwirken und diesen einst attraktiven Beruf wieder aufzuwerten. Denn ohne diese grundlegenden Reformen wird der Mangel an Fahrpersonal zum Bremsklotz der geplanten Verkehrswende“, so Günther Pallhuber des FIT / SGBCISL.
Auch der Obmann der Gewerkschaft für Transport und Verkehr (GTV) im ASGB, Walter Haas, mahnt in einem offenen Brief an Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider Handeln ein: „Wir, Angestellten im ÖPNV, warten schon sehr lange auf eine ökonomische und organisatorische Anerkennung.“ Der Vorschlag für einen territorialen Zusatzvertrag an die Landesregierung im Jahr 2018 sei nicht angenommen worden.
 
 
„Bitte setzt alles daran, so schnell wie möglich einen Verhandlungstisch auf die Beine zu stellen, wo über dieses Problem gesprochen wird und wo es um ein Rahmenabkommen geht, welches für alle beteiligten Betriebe im ÖPNV geht. Es kann auch nicht sein, dass sich die Betriebe gegenseitig die Fahrer:innen ‚abluchsen‘, nur weil der eine ein paar Cent mehr bezahlt“, so Haas.
 

Reduzierung der Fahrpläne

 
„Bis zum 10. Juli müssen die Fahrgäste noch mit einigen Anpassungen rechnen“, sagte der Direktor des Mobilitätsressorts Martin Vallazza. „Um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, ersuchen wir daher alle Fahrgäste, die Online-Fahrpläne auf südtirolmobil zu nutzen. Diese sind stets auf dem aktuellen Stand.“
 
 
Die Fahrpläne werden nun aktualisiert. Ab 10. Juli werden laut Vallazza alle PDF-Tabellen neu erstellt und auch an den Aushängen bei den Bushaltestellen einsehbar sein. Derzeit laufen verschiedene Initiativen, um Busfahrer:innen zu rekrutieren. „Dies wird sich allerdings erst im Laufe des Sommers stabilisierend auf die Situation auswirken können“, sagte Vallazza.
„Gemeinsam mit den Konzessionären sind wir dabei, die Arbeitsbedingungen für die Fahrer:innen weiter zu verbessern und Benefits für sie vorzusehen – erste Maßnahmen wurden schon gesetzt. So gibt es seit dem 1. Juli Essengutscheine zu sechs Euro für die Fahrer:innen der In-House-Gesellschaft für Personennahverkehr SASA“, sagte Alfreider. Weiters sollen die Fahrer:innen unter anderem Vorteile bei der Ausbildung, Führerscheinprüfung und Unterstützung fürs Wohnen bekommen, so der Landesrat.
 
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M A Ven, 07/08/2022 - 10:27

Die 6-Euro-Gutscheine fürs Essen finde einen Witz ich im Verhältnis zu den Beträgen, welche unsere Landespolitiker dafür als Spesenvergütung bekommen!
Wie hoch ist nochmal dieser Betrag?

Ven, 07/08/2022 - 10:27 Collegamento permanente
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Martin Aufderklamm Ven, 07/08/2022 - 10:45

In risposta a di M A

bis zu 4600€
"Mitglieder der Regierung und des Präsidiums eine Zulage von bis zu 4.600 Euro pro Monat – und das netto – steuerfrei, eben weil diese Zulage als Spesenrückerstattung definiert ist, obwohl sie de facto ein Element der Aufwandsentschädigung ist."
Quelle: https://www.consiglio-bz.org/de/285.asp?aktuelles_action=4&aktuelles_ar…

Ven, 07/08/2022 - 10:45 Collegamento permanente
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Elisabeth Hammer Ven, 07/08/2022 - 14:40

Die schlechte Bezahlung systemrelevanter Berufe und v.a. die oftmals fehlende Wertschätzung sind schlicht und einfach politisch falsch. Statt mehrere Millionen fuer ein Nachhaltigkeitsfestival zu zahlen, sollten diejenigen, die den konkreten Dienst tagtäglich versehen, ordentlich gezahlt werden. Mir als Oeffi-Nutzerin ohne eigenes Auto gehen weitere Fahrplanausduennungen massiv gegen den Strich. Ein Verzicht auf das Auto kann eigentlich nur funktionieren, wenn es gut getaktete und v.a. ausreichende Verbindungen gibt.

Ven, 07/08/2022 - 14:40 Collegamento permanente