Politica | Polemik

"Ich wundere mich sehr"

Unverständnis von Lanas Bürgermeister Harald Stauder an der grünen Kritik zu einer Hitler-Karikatur im Rahmen der Lananer Freiluft-Galerie.

Was macht eine unwitzige Hitler-Karikatur in einer öffentlichen Kampagne in Lana?, fragt die Grüne Co-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Brigitte Foppa in einer aktuellen Landtagsanfrage. Stein ihres Anstoßes: Ein Plakat, auf dem unter einem Cartoon mit Adolf Hitler die Logos der Gemeinde Lana und der SEL zu sehen sind. Noch vor einer offiziellen Antwort darauf rücken jedoch die Energiegesellschaft und die Burggräfler Gemeinde die Aktion ins rechte Licht. „Ich wundere mich schon sehr“, sagt Lanas Bürgermeister Harald Stauder. „Von den Grünen bin ich eigentlich einen anderen Stil gewohnt.“ Immerhin handelt es sich bei dem Plakat um eine Werbung für die letzte Ausstellung der Freiluftgalerie Lana, in deren Rahmen in der Fußgängerzone am Gries 18 Werke des bekannten deutschen Karikaturisten Tetsche gezeigt wurden. Der vielfach ausgezeichnete Künstler arbeitete für große deutsche Medien wie Die Zeit oder den Stern, für den er die Kult-Seite „Neues aus Kalau“ erfand. „Hitler? Dem hätte man schon viel früher den Führer-Schein abnehmen und ihn zum Idioten-Test schicken sollen!“, kommentiert Tetsche selbst seine Hitler-Karrikatur in einem Interview. Auch Lanas Bürgermeister thematisierte die Frage in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung.

„Dementsprechend sollte die zentrale Frage an jeden satirischen Beitrag, egal in welchem Medium, sein: "Wer ist der Feind oder was ist ein schlechter Zustand, auf den die Satire aufmerksam machen will?" Satire muss immer ein Ideal haben: Sie muss die Menschen wachrütteln und sie zum kritischen Denken über ein Thema anregen. Stellt man sich die Frage, ob Satire scherzhaft mit dem Dritten Reich umgehen darf, dann zeigt Charlie Chaplin mit "Der große Diktator" oder Timur Vermes mit seinem Roman „Er ist wieder da“, dass es geht, wenn der Feind stimmt: Es geht darum, Hitler lächerlich zu machen und zu entmystifizieren - ohne aber respektlos mit dem Leid der Opfer umzugehen. Satire muss wehtun, darf anecken, aber nicht durch sinnfreie Beleidigungen, sondern durch harte, treffende Kritik. Satire darf das Schreckliche zeigen - um es zu bekämpfen, um die Menschen auch über 70 Jahre danach nicht vergessen zu lassen…“

Doch offensichtlich ist dies zwar in Deutschland, aber nicht in Südtirol möglich, bemerkt Harald Stauder selbst kritisch. „Ich hätte mir eigentlich erwartet, angerufen zu werden, bevor jemand eine Landtagsanfrage stellt“, sagt der Lananer Bürgermeister. „Solch politisches Kleingeld zu kassieren, ist sonst eher Stil der anderen politischen Seite.“

Auch von Seiten der SEL kann man mit der Grünen Kritik wenig anfangen. Die Freiluftgalerie Lana sei eines von 100 Projekten, das die Landesenergiegesellschaft sponsere, sagt Sprecher Stefan Stabler.  „Als Jahressponsor der Freiluftgalerie haben wir keinerlei Einfluss auf Inhalte der Ausstellung“. Auch Stabler gibt jedoch zu bedenken, dass es sich beim Protagonisten der letzten Ausstellung um einen der bekanntesten deutschen Karikaturisten handelt.

Was bei Charlie Hebdo Gültigkeit hat, sollte wohl auch den Lananern zugestanden werden. Doch offensichtlich steigen in unserer schnelllebigen Zeit auch die Grünen manchmal zu sehr aufs Gaspedal.

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klemens hacht Lun, 03/09/2015 - 12:54

die cartoons sind zeichnerisch und inhaltlich wirklich von befremdlich mässiger qualität, das wird durch diesen öffentlichen kontext noch deutlicher. es kann auch sein, dass es an der auswahl der werke lag. ich kann mir schon vorstellen, dass dieser hitler-cartoon manch deutschen tourist peinlich berührt. es sind schon an sich diese "überkopfplakatständer" ein ästhetisches unding, zumal die fussgängerzone so schon keine einheitlich ruhige architektonische, angenehme gestaltung vorgibt. es wäre zumindest ein schritt nach vorne, wenn man diese plakatständer wirklich mal als ernsthaft kuratierten platz für kunst im öffentlichen raum ausweist; das bisher gesehene ist sehr mager und unterstreicht die etwas unbeholfene art der gemeinde, wie man der fussgängerzone leben einhauchen könnte.

Lun, 03/09/2015 - 12:54 Collegamento permanente
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Hartmuth Staffler Lun, 03/09/2015 - 14:17

Warum soll man sich nicht über Adolf Hitler lustig machen dürfen? Nur aus Angst, dass sich der eine oder andere deutsche Tourist daran stoßen könnte? Die Nazis, die ihren Führer nicht der Lächerlichkeit preisgegeben sehen wollen, können ruhig zu Hause bleiben.

Lun, 03/09/2015 - 14:17 Collegamento permanente
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Mensch Ärgerdi… Lun, 03/09/2015 - 16:47

Hallo John,
nur so nebenbei angemerkt, dass ist ein perfektes Beispiel dafür wie beim Thema "Nazi" linksorientierte Politik einen riesen Wirbel um etwas relativ irrelevantes macht. Glaubst du nicht?

Lun, 03/09/2015 - 16:47 Collegamento permanente
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Mensch Ärgerdi… Lun, 03/09/2015 - 19:03

In meinem Kommentar ging es nicht nur um Ängste schüren sondern viel mehr um das Arbeiten mit Feindbildern. Den Landtag für so etwas einzuschalten halte (nicht nur) ich für überzogen, überhaupt wenn man sich nicht mal die Mühe macht erst mal die Gemeinde zu kontaktieren um sich ein Bild der Situation zu machen.

Lun, 03/09/2015 - 19:03 Collegamento permanente
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pérvasion Mar, 03/10/2015 - 14:43

1. Ich halte das Cartoon für einen ziemlich humorlosen Schwachsinn. 2. Das ändert nichts daran, dass es offenbar satirisch gemeint war und sicher nicht als Verherrlichung des NS-Regimes verstanden werden kann. 3. Dass die Grünen darauf hereingefallen sind — kann passieren. 4. Dass sie weiterhin an einer Landtagsanfrage festhalten, finde ich befremdlich und mit der Meinungsfreiheit nicht wirklich vereinbar. 5. Der faschistische Obelisk in Lana, seine Beibehaltung und Neuaufstellung an geeigneterem Ort halte ich für bedenklich. 6. Die politischen Umstände bzw. die Tatsache, dass sich die Grünen an einem Cartoon, jedoch nicht an einem faschistischen Monument stoßen, halte ich für Realsatire. 7. Stermann und Grissemann sind großartig. Any questions?

Mar, 03/10/2015 - 14:43 Collegamento permanente