Economia | Nahversorgung

Den Stammtisch erhalten

Sie sind wichtig fürs Dorfleben. Doch viele Gasthäuser sehen sich mit Schwierigkeiten konfrontiert. Helmut Tauber will etwas gegen das “Gasthaussterben” tun.
Gasthaus
Foto: Othmar Seehauser

“Wenn traditionsreiche Gasthäuser im ländlichen und städtischen Raum verloren gehen, dürfen wir nicht tatenlos zusehen. Schließlich sind die Tiroler Wirtshäuser ein fixer Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens.”

Vor einer Woche präsentierte Tirols Landeshauptmann Günther Platter mit diesen Worten ein Maßnahmenpaket, mit dem die Landesregierung dem “Wirtshaussterben” entgegenwirken will. Zwischen 2012 und 2018 ist die Anzahl der Gasthäuser im Bundesland Tirol von 321 auf 299 gesunken. “Die Tiroler Wirtshäuser sind als Teil der Tiroler Identität zu erhalten”, ist Platter überzeugt.

Die Initiative der Nachbarn im Norden ist hierzulande nicht unbemerkt geblieben. Der SVP-Landtagsabgeordnete Helmut Tauber fordert nun in einem Beschlussantrag: “Dorfgasthäuser erhalten und beleben”.

“Auch Südtirol ist vom ‘Gasthaussterben’ betroffen und muss sich vermehrt von den traditionellen und viel geliebten Dorfgasthäusern und Dorfbars verabschieden”, stellt Tauber fest. Als ehemaliger HGV-Vizepräsident und amtierender HGV-Bezirksobmann weiß er um die Schwierigkeiten, denen die Gastwirte häufig gegenüber stehen: “Dorfgasthäuser und Dorfbars sind mit großen Rentabilitätsproblemen konfrontiert. Teils müssen sie sich mit neuen Konkurrenten auseinandersetzen, mit modernen Bistros, Kebab-Buden, Pizzarien und asiatischen Imbissständen, die mittlerweile auch in Südtirol wie Pilze aus dem Boden wachsen. Zudem fehlt es den Wirtinnen und Wirten oft an Personal oder an geeigneten Nachfolger/innen. Die Bürokratie ist aufwendig, die Arbeitskosten sind hoch und die Arbeitszeiten wenig attraktiv. Für viele ist ein Weitermachen zu mühsam und schlichtweg nicht mehr tragbar.”

Dorfgasthäuser und Dorfbars spielen eine zentrale Rolle für die Dörfer und Fraktionen in unserem Land. Sie sind der soziale Mittelpunkt, das Zentrum des dörflichen Miteinanders. Hier wird getratscht, gelacht, diskutiert, organisiert, politisiert. Hier trifft man sich am Stammtisch zum Kartenspiel, zum Frühschoppen nach dem Kirchgang oder beim Familienessen am Sonntag, Kaffeeplausch oder Vereinssitzung.
(aus dem Beschlussantrag von Helmut Tauber)

Mit jedem Gasthaus, das schließe, gehe ein Stück Tradition verloren und das Dorf verliere seinen gesellschaftlichen Mittelpunkt, meint Tauber. In diesem Sinne bedürfe es, “ähnlich wie für den Handel, Sondermaßnahmen zu Gunsten der gastgewerblichen Nahversorgung zu treffen”.

Konkret fordert der SVP-Abgeodnete mit seinem Beschlussantrag die Landesregierung auf, “in Zusammenarbeit mit Interessenvertretern eine zielgerichtete Sonderbestimmung auszuarbeiten und einzuführen, die eine Unterstützung für kleine Dorfgasthäuser und Dorfbars vorsieht”.