Economia | Energie

Der Energieriese knausert

Bozen und Meran bangen um ihr Geld: Die neueste Dividendenpolitik der Alperia dividiert Unternehmensführung und Teilhaber auseinander.

Welche Dividende schaut für die Gemeinden Bozen und Meran nach der Fusion der Etschwerke mit der Landesenergiegesellschaft SEL heraus? Rund um diese Frage muss es bei den Verhandlungen zur Energiehochzeit Missverständnisse oder Flunkereien gegeben haben. Denn während im Bozner und im Meraner Haushalt 2016 bereits Millionenbeträge aus der Alperia-Ausschüttung vorgesehen sind, dividiert die Dividendenfrage Teilhaber und Unternehmensführung noch gehörig auseinander. Kolportiert wird, dass die Alperia den beiden Gemeinden, die ihre Etschwerke zur Schaffung des Energieriesen beigesteuert haben, bei einem Treffen Ende vergangener Woche statt der zehn in Aussicht gestellten nur mehr 2,5 Millionen Euro angeboten hat. Offiziell bestätigen wollte die Beträge heute (10. Mai) niemand.

„Da wurde das Bärenfell verkauft, bevor der Bär erlegt wurde“, lautete auf RAI Südtirol der Kommentar von Konrad Palla, früherer SVP-Gemeinderat in Bozen. Mit anderen Worten: Alperia habe Versprechungen gemacht, die nun nicht gehalten werden können. Angeblich hat die beabsichtigte Dividendenkürzung mit einer Steuernachzahlung in Höhe von rund 35 Millionen Euro zu tun, die Alperia von der SEL geerbt hat. Die Alperia-Pressestelle bestätigt, dass die Nachzahlung geleistet werden muss, bestreitet jedoch, dass diese in der Alperia-Bilanz zu Buche schlägt. Hinter vorgehaltener Hand hört man, dass Alperia ganz allgemein Rücklagen bilden will und deshalb bei den Dividenden knausert. Nun wird an einem Kompromiss gebastelt. Die Rede ist von fünf Millionen Euro, aber auch diese Zahl wird offiziell nicht bestätigt.

Am Verhandlungstisch saßen letzte Woche nicht nur die Alperia-Spitze rund um Johann Wohlfahrter, die Bozner Stadtverwaltung, momentan vertreten durch Vize-Kommissär Hermann Berger, und der Meraner Bürgermeister Paul Rösch, sondern auch Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Richard Theiner. Offenbar bestand also auch für die Landesverwaltung Klärungsbedarf. Insider sprechen von einem generellen Kommunikationsproblem zwischen der privatwirtschaftlich geführten Alperia und ihren öffentlichen Teilhabern. Im Juni dieses Jahres wird Alperia der Teilhaberversammlung ihren Dividendenvorschlag unterbreiten. Bis dahin muss mit Bozen und Meran eine Einigung gefunden werden.