Economia | Landesverwaltung

Die Unbekannte

Die Meraner Anwältin Roberta Sommavilla sitzt als Vertreterin des Landes im Verwaltungsrat der landeseigenen Infranet AG. Doch niemand weiß, wie sie das wurde.
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Foto: infranet
Waltraud Deeg ist als Landesrätin für das Breitband zuständig. In ihrer Kompetenz fällt auch die Gründung und Führung der „Infranet AG“. 
2016 eskaliert der Streit zwischen dem Land und der Athesia um die „Brennercom AG“. Am Ende einigt man sich. Teil der Einigung ist die Übergabe des gesamten Glasfasernetzes der Brennercom an eine neue Landesgesellschaft: Die Infranet AG.
Das Unternehmen ist der öffentliche Betreiber von Telekommunikationsinfrastrukturen mit dem Auftrag zur Planung, Bereitstellung und Wartung von unternehmenseigenen und öffentlichen Zugangs- und Transportnetzen (Glasfaser und Kupfer). Die Infranet AG gehört zu 83 Prozent dem Land Südtirol. Weitere Teilhaber sind die Stadtwerke Brixen, die Brennerautobahn AG und die Selfin GmbH.
Am 31. Dezember 2016 wird der Verwaltungsrat der Infranet AG ernannt. Das Land entsendet dabei zwei Vertreter in den fünfköpfigen Verwaltungsrat. Den ehemaligen Wirtschaftsringpräsidenten Philipp Moser und Roberta Sommavilla. Die Meraner Anwältin sitzt auch heute noch im Infranet-Verwaltungsrat.
 

Die Affäre

 
Salto.bz hat seit Juni 2018 in mehreren Artikeln die Affäre um eine Auftragsvergabe in der Landesenergiegesellschaft „Alperia“ nachgezeichnet. Die Bozner Staatsanwaltschaft hat inzwischen Vorermittlungen dazu eingeleitet.
Der Kern der Geschichte: Eine Marlinger Pensionistin gründet ein Unternehmen, das keine acht Wochen später von der Alperia-Tochter Alperia Greenpower einen Auftrag für Betonarbeiten am Kraftwerk Kardaun im Wert von 320.000 Euro erhält. Die Rentnerin wohnt aber in einer Sozialwohnung des Wohnbau-Institutes und zahlt dort wegen ihres geringen Einkommens die Sozialmiete.
 
Die eigentlichen Macher hinter dem Unternehmen, der „B.M. Condotte“, sind der Belluneser Unternehmer Michele Burigo und dessen Lebensgefährtin Roberta Sommavilla. Das Paar hat in den vergangenen Jahren mehrere Unternehmen gemeinsam gegründet. So hat auch die B.M. Condotte ihren Rechtssitz in Sommavillas Büro in Meran.
Was dabei besonders interessant ist: Die Infranet AG wird in den nächsten Jahren in Sachen Glasfaser das Land umgraben. Als die BM Condotte am 12. Juni 2017 in der Bozner Handelskammer ihren Tätigkeitsbeginn meldet, gibt das Unternehmen als vorwiegende Tätigkeit an: „Costruzione opere pubbliche per energia e telecomunicazioni“.
Telekommunikation ist auch Glasfaserkabel.
 

Meine Name ist Hase

 
Als salto.bz den Artikel recherchiert hat, stellte sich die Frage, wer Roberta Sommavilla als Vertreterin des Landes vorgeschlagen und in den Infranet-Verwaltungsrat entsandt hat. Eine Frage, die bisher von niemandem beantwortet werden konnte.
Kenne ich nicht. Wer ist das?“, antwortet die zuständige Landesrätin Waltraud Deeg auf eine direkte Salto-Nachfrage vor drei Monaten. Aber auch sonst konnte und wollte niemand aus der hohen Landesverwaltung konkret Auskunft geben, wie die Meraner Anwältin das Amt in der Landesgesellschaft erhalten hat. Plötzlich wollte die Frau niemand kennen.
 
Jetzt scheint es in dieser Gangart weiterzugehen.
Der Abgeordnete der Bürgerunion, Andreas Pöder, hat in der aktuellen Fragestunde des Landtages im Juli eine einfache Anfrage gestellt:
 
„Auf wessen Betreiben hin wurde RA Dr.in Roberta Sommavilla zur Verwaltungsrätin der landeseigenen Infranet AG ernannt?“.
 

Lokale Fachleute

 
Am 11. September hat Landeshauptmann Arno Kompatscher auf diese Frage schriftlich geantwortet. Die Antwort ist ein Kunststück einer Nebelkerze.
Arno Kompatscher schreibt:
 
„In Anbetracht der Tatsache, dass die Umsetzung der Strategie der Breitbandentwicklung ein breites Fachwissen nicht nur technischer sondern auch rechtlicher Natur erfordert, hat die Landesregierung lokale Fachleute gesucht, welche der Gesellschaft einen Beitrag sowohl technischer, ingenieurtechnischer Expertise als auch einschlägiger Befähigungen und Erfahrungen im Bereich Vertragswesen verfügen, geben können, wobei das Gleichgewicht der Sprachgruppen, der Geschlechter und das Wissen in beiden Sprachen zu berücksichtigen sind, und anschließend am 27.09.2016 den Verwaltungsrat der Infranet AG ernannt.
 
 
Abgesehen davon, dass das Verwaltungsratsmitglied Robert Sommavilla nicht nur die Präsenz der italienischen Sprachgruppe‚ das Gleichgewicht des weiblichen Geschlechts garantiert und die Kenntnis der beiden Sprachen (Zweisprachigkeitsnachweis A) garantiert, weist das Curriculum Vitae einschlägige Erfahrungen im Vertragswesen auf.
Es sei darauf hingewiesen, dass der Bereich der elektronischen Kommunikationsnetze, -dienste und -märkte, sei es auf nationaler als auch innergemeinschaftlicher Ebene, ständigen Neuerungen unterliegt und die Gesellschaft auch als kompetenter und akzeptierter Mittler zwischen den Körperschaften und den Telekommunikationsbetreibern fungiert, und darum notgedrungener Weise mit Rechtsinstrumenten und -maßnahmen wie Vereinbarungen und Verträgen arbeitet.“
 
Die „einschlägiger Befähigungen und Erfahrungen im Bereich Vertragswesen“ dürfte sich Roberta Sommavilla als Mitarbeiterin einer renommierten Meraner Notarin geholt haben.
Wer die wife Unternehmerin als Verwaltungsrätin vorgeschlagen hat, bleibt damit weiterhin ein Geheimnis des Glaubens.