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„Die Zeit der Gewalt ist vorbei“

Der Eppaner Schützenhauptmann Reinhard Gaiser über das Aufhängen einer übergroßen katalanischen Fahne im Rahmen der Sepp-Kerschbaumer-Gedenkfeier in St. Pauls.
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Foto: Privat
Salto.bz: Herr Gaiser, reicht der Kommandobereich der Eppaner Schützen jetzt bis nach Barcelona?
 
Reinhard Gaiser: (lacht) Nein. Die Eppaner Schützen und vor allem der Südtiroler Schützenbund setzen sich eigentlich schon seit Jahren für die Katalanen und ihre Probleme ein. Mehrmals hat eine Delegation Katalonien besucht und wir waren auch bei mehren Protestmärschen in Barcelona dabei. Genauso war eine katalanische Delegation beim Unabhängigkeitstag in Bruneck und Meran dabei. Das Ganze ist eine gegenteilige Solidaritätsbekundung.

 
Sie haben ein übergroße katalanische Fahne unterhalb von Schloss Warth aufgehängt. Ohne Hinweis, ohne Text. Warum?
 
Diese Fahne wurde nicht zum ersten Mal in Südtirol aufgehängt. Auch die Terlaner Schützenkompanie hat sie bereits benutzt. Wir haben die Fahne im Zusammenhang mit der Sepp Kerschbaumer-Gedenkfeier am Friedhof in St. Pauls aufgehängt. Sie hing ein paar Tage davor und danach. Um ein Zeichen zu setzen. Und die Gemeinsamkeit aufzuzeigen: Die Katalanen verlangen die Unabhängigkeit und die Südtiroler auch. Auf der Kerschbaumer-Feier wurde genau das auch unterstrichen.
 
 
Sepp Kerschbaumer war der Gründer des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS), der in den sechziger Jahren Attentate in Südtirol durchführte. Man könnte in der Aktion auch einen Aufruf zur Gewalt in Katalonien sehen?
 
Nein, die Zeiten der Gewalt sind gottseidank lang schon vorbei. Heute gibt es ganz andere friedliche Möglichkeiten um Minderheitenkonflikte zu lösen oder zur Unabhängigkeit zu gelangen. Reinhard Olt, der die Gedenkrede in St. Pauls hielt, hat unterstrichen, dass es 1960 100 unabhängige Staaten gab, heute aber sind es 195 selbstständige Staaten. Das heißt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht.
 
Wie war die Resonanz auf diese Aktion?
 
Die Meisten haben nicht verstanden, wer da dahinter steckt. Das hat die Leute natürlich neugierig gemacht. Viele haben gefragt, was tut diese Fahne da in den Pergeln unter Schloß Warth? Wenn man dann die Leute aufgeklärt hat, war die Zustimmung groß. Ich habe die Aktion als Foto auch auf Facebook gestellt und erklärt, was dahinter steht. Das Interesse war sehr groß.
Die Schützen werden sich nicht nur außerhalb des Landes, sondern auch in Südtirol politisch einmischen.
Werden sich die Schützen und der Südtiroler Schützenbund in Zukunft vermehrt in aktuelle politische Diskussionen auch außerhalb Südtirols einmischen?
 
Wenn es um Minderheiten geht ganz sicher. Bei den Katalanen und Schotten sind wir von Anfang an dabei. Ich glaube, die Schützen werden sich nicht nur außerhalb des Landes, sondern auch in Südtirol politisch einmischen. Vor allem wenn es um unsere Werte geht und eine mögliche Unterwanderung dieser Werte. Der Schützenbund hat bereits eine Reihe von Podiumsdiskussionen im ganzen Land veranstaltet. Im Februar werden wir in Eppan eine Podiumsdiskussion zum Thema Flüchtlinge machen. Und es gibt eine ganze Reihe von Themen, wo wir uns einmischen werden.