Sport | FC Südtirol

„Fußball ist ein Spiel“

Der neue Trainer Lamberto Zauli über seinen Wechsel in die Provinz, den FC Südtirol und seine Überzeugung, dass es keinen besseren Ort für ein Serie-B-Debüt gibt.
Zauli, Lamberto
Foto: upi
Salto.bz: Mister Zauli, sie wechseln vom Olymp Juventus Turin in die tiefste Fußballprovinz. Warum haben Sie sich für den FC Südtirol entschieden?
 
Lamberto Zauli: Juventus Turin war für mich eine wunderbare Zeit. Ich habe beeindruckende Menschen und Profis kennengelernt, die mir in meiner persönlichen Entwicklung unheimlich gutgetan haben. Ich habe dort viele junge Spieler trainieren können, die unglaubliche Talente sind und die noch eine große Zukunft vor sich haben. Jetzt habe ich diese Chance bekommen, in einer Meisterschaft mitzuspielen, die mehr als nur interessant ist: die Serie B der kommenden Saison. Vor allem aber mit diesem Verein.
 
Ihr erster Eindruck?
 
Ich kannte den FC Südtirol bisher nur als Gegner. Aber es ist ein Verein mit ausgezeichneten Strukturen, einem Stadion und einem Trainingszentrum, von dem viele in Italien nur träumen können. Es ist ein Verein, der seit Jahren gezeigt hat, dass hier eine seriöses und durchdachtes Projekt dahintersteht. Dieser Aufstieg in die Serie B ist nicht ein Zufallstreffer, sondern die Ernte einer jahrelangen, konzentrieren Arbeit. Deshalb bin ich der Meinung, dass es für mich keinen besseren Ort gibt, um in der Serie B zu debütieren.
 
Trainer reden eigentlich vom Trainieren, sie aber sagen "spielen". Ist der Fußball für Sie als Ex-Profi immer noch ein Spiel?
 
Absolut. Es ist ein Spiel. Auf dem Fußballfeld muss ein Spieler spielen. Er muss das Maximum seiner Möglichkeiten abrufen. Das ist die wichtigste Rolle eines Trainers: Meine Aufgabe ist es, das Maximum an Leistung und Spielwitz aus diesen Jungs herauszuholen. Ich war selbst lange Spieler. Deshalb weiß ich, dass jeder Spieler das Bedürfnis hat, auf dem Spielfeld all das zu zeigen, was er kann. Ich muss für die Spieler jene Schulter sein, an die sich anlehnen können, um das umzusetzen.
 
 
Ein Trainer arbeitet mit einer Mannschaft, um am Sonntag Spiele zu gewinnen. Ihre Hauptaufgabe in der kommenden Saison wird aber sein, Spiele nicht zu verlieren. Ist das nicht eine paradoxe Situation für ein Debüt?
 
Nein, wir werden immer auf Sieg spielen. Wir werden versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Nur so können wir den Abstieg vermeiden. Natürlich wird es nicht leicht werden. Aber alle Mannschaften haben denselben Ausgangspunkt: möglichst viele Spiele zu gewinnen. Entscheidend wird die Qualität der Mannschaften sein. Dabei ist aber auch klar, dass es in dieser Meisterschaft viele renommierte und bekannte Vereine gibt, die den Aufstieg in die Serie A anpeilen. Deshalb wird es eine sehr schwierige Meisterschaft werden. Gerade diese Ausgangsposition ist für mich, der ich das erste Mal in der Serie B bin, aber auch für den Verein, der erstmals aufgestiegen ist, eine besondere Herausforderung, die uns auf jeden Fall anspornen wird. Wir haben große Lust, zu zeigen, was wir können.
Meine Aufgabe ist es, das Maximum an Leistung und Spielwitz aus diesen Jungs herauszuholen.
Man redet bereits von eine Serie A2. Ist das Niveau in der Serie B in den vergangenen Jahren gestiegen?
 
Auf jeden Fall. Das Niveau ist deutlich nach oben gegangen. Es gibt einige Vereine, die viele Jahre in der Serie A gespielt haben. Nur ganz wenige Mannschaften in der aktuellen Serie B waren nie in der ersten italienischen Liga. Die Meisterschaft besteht aus 20 Mannschaften, die allesamt Hochkaräter sind. Es ist damit ein unheimlicher Druck da. Was aber auch schön ist. Wir werden in wichtigen Stadien spielen, in denen auch die Geschichte des italienischen Fußballs geschrieben wurde. Ich glaube, der FC Südtirol verdient es, in diesem Ambiente zu spielen. Gleichzeitig sind wir uns alle der Verantwortung bewusst, dass wir unser Möglichstes geben müssen, damit dieses Abenteuer weitergeht.
 
 
Südtirol ist ein zweisprachiges Land und auch im Fußball ein Besonderheit. Immer wieder flammt die Polemik um den deutschen Namen des Vereins auf. Keine Angst, hier in die Mühlen der ethnischen Zündler zu geraten?
 
Ich bin erst seit ein paar Tagen in Südtirol. Ich werde aber versuchen zu lernen. Gerade das ist meiner Meinung nach eine der schönsten Seiten des Fußballs. Dass man immer wieder Neues lernen kann. Ich habe fast in allen Regionen Italiens gespielt oder trainiert. Ich werde deshalb auch die Südtiroler Kultur kennenlernen und mit Freuden auch leben. Ich werde versuchen, das Land und die Leute zu verstehen. Wir sind für die Fans des FC Südtirol da, unabhängig von Sprachgruppe oder Hautfarbe.
Wir werden in wichtigen Stadien spielen, in denen auch die Geschichte des italienischen Fußballs geschrieben wurde. Ich glaube, der FC Südtirol verdient es, in diesem Ambiente zu spielen.
Sie haben einen 1-Jahres-Vertrag mit dem FC Südtirol unterzeichnet. Wollen Sie nicht mehr in die Serie C zurück?
 
(lacht) Nein, nein. Nicht deshalb. Der FC Südtirol wird sicher auch im nächsten Jahr in der Serie B spielen. Ich liebe es, mich und meine Arbeit auf die Probe zu stellen. Es ist für mich meine erste Erfahrung in der Serie B. Ob der Vertrag jetzt ein oder zwei Jahre geht, ist dabei für mich nicht entscheidend. Das Wichtigste ist für mich, dass ich es schaffe, die Wertschätzung in dieser neuen Umgebung zu erhalten und die Erwartungen zu erfüllen. In allererster Linie vonseiten der Vereinsführung, die mich ausgewählt hat und mir diese Verantwortung übertragen hat, und natürlich auch jene der Fans. Das sind meine Ziele.
Der FC Südtirol wird sicher auch im nächsten Jahr in der Serie B spielen.
Sie sind überzeugt, dass der FC Südtirol auch in der Saison 2023/24 in der Serie B spielen wird?
 
Wir werden alles geben, damit die Mannschaft in der Serie B bleibt. Der Verein hat in den vergangenen Jahren riesige Anstrengungen unternommen, um in diese Liga zu kommen. Es liegt jetzt in meiner Verantwortung, dass wir den Klassenerhalt schaffen und wir in der Serie B bleiben.