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Chenots Ausstieg

Die Salto-Meldung wurde bestätigt. Henri Chenot hat das Hotel Palace verlassen. Sein Unternehmen mischt im ersten Halbjahr 2020 gleich bei drei Hoteleröffnungen mit.
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Foto: palace
Nicht nur in Meran hat die Exklusivmeldung von Salto.bz hohe Wellen geschlagen. Die Nachricht, dass Henri Chenot und seine Ehefrau Dominique Grenier das Nobelhotel „Palace“ kurz vor Weihnachten verlassen haben und nicht mehr zurückkommen werden, hat Südtirolweit für Interesse und Aufsehen gesorgt.
Henri Chenot selbst hat gegenüber dem „Alto Adige“ die Nachricht bestätigt. „Henri Chenot, raggiunto al telefono, ieri confermava la sua trasferta verso la Svizzera con destinazione Francia. Senza fornire ulteriori indicazioni“, schreibt die italienische Tageszeitung in ihrer Mittwochausgabe. Wenn man weiß, dass einer der „Alto Adige“-Eigentümer ausgerechnet Pietro Tosolini ist, dem auch das Meraner „Palace“ gehört, dann kann man diese Meldung als klare Bestätigung werten.
Es wird immer deutlicher, dass der Konflkt zwischen Tosolini und der Familie Chenot mehr als nur ein Streit am Arbeitsplatz ist. Im Zentrum steht dabei das „Chenot Palace Weggis“ in Weggis am Vierwaldstättersee in der Schweiz. Das neue Nobelhotel, das vor zwei Jahren von der finanzstarken türkischen Doğuş-Gruppe erworben wurde, wird am 1. Mai eröffnet.
Das aber wird nicht die einzige Neueröffnung sein, bei der die Chenot-Gruppe im ersten Halbjahr 2020 mitwirkt.
 
 
Es genügt ein Blick auf die Homepage der Chenot-Gruppe. Dort werden gleich drei Neueröffnungen angekündigt. Bereits im März 2020 eröffnet das „Espace Vitalitè Chenot“ an der Desaru Coast in Malaysia. Das Nobelressort gehört zu „One & Only“-Gruppe, die im Juni 2020 dann das „Espace Chenot“ in Portonovi in Montenegro eröffnet.
Diese drei neuen Standorte sind Teil eines internationalen Konzeptes. Denn die Chenot-Gruppe vermarktet seit Jahren die „Methode Chenot“ weltweit. Dieses Engagement ist auch vertraglich mit Palace-Eigner Pietro Tosolini abgesichert.
So bietet der Meraner Gesundheitspapst seine Kuren und Produkte im Nobelhotel „L´Albereta“ in Erbusco bei Brescia, im „Lagonissi“ in Athen, im „Elounda Beach Hotel“ auf Kreta, im „Selman“ in Marrakesh  oder  im „Barvikha Hotel“ in Moskau an. Die Chenot-Gruppe zeichnet in allen diesen Anlagen aber nur für den Wellness- und Gesundheitsbereich verantwortlich. Neben dem „Chenot Palace“ in Meran gibt es seit 2017 zudem das „Chenot Palace“ in Gabal in Azerbaijan.
Der Vertrag zwischen Henri Chenot und Pietro Tosolini sieht vor, dass der Gesundheitspapst im "Palace" in Meran anwesend sein muss und in Italien kein anderes Hotel eröffnen darf. Außerhalb Italiens hingegen ist die Marke frei.
Mit dem „Chenot Palace Weggis“ wurde diese Vereinbarung deshalb nicht gebrochen. Doch das Hotel ist keine 400 Kilometer von Meran entfernt und steht in direkter Konkurrenz zum „Palace“.
Das dürfte Palace-Eigner Pietro Tosolini nicht goutiert haben. Weil Chenots Ehefrau Dominique Grenier zudem offen in Meran Werbung für das neue Hotel in Weggis gemacht haben soll, ist es vor Weihnachten zu einem  offenen Streit gekommen. Die Folge: Tosolini kündigte die Zusammenarbeit mit Genier auf. 
Der Vertrag mit Henri Chenot läuft unberührt davon aber noch weiter. Chenot ist aber mit seiner Frau unmittelbar danach aus Meran abgereist. Alle die den französischen Diäzauberer kennen, gehen davon aus, dass er kaum allein weiterhin im Palace bleiben wird. Offiziell hat er sich derzeit krankschreiben lassen.
 
 
Weil es Henri Chenot war und ist, der aus dem Meraner „Palace“ einen Treffpunkt der Reichen gemacht hat, in dem ein Gast am Tag 1.200 Euro zahlt, macht sich nicht nur die Meraner Tourismuswirtschaft Sorgen um die Zukunft. Auch innerhalb der Belegschaft herrscht große Unruhe.
Spätestens am 8. Februar wird man aber mehr wissen. An diesem Tag wird das Palace wieder aufsperren.
Dann wird sich zeigen, ob Pietro Tosolini einen Nachfolger für den Gesundheitspapst suchen muss oder nicht. Derzeit sieht aber alles danach aus, dass die Ära Chenot in Meran bereits zu Ende ist.

Update: Dieser Artikel wurde am 16.01.20 um 13.15 Uhr aktualisiert.