Politica | Fasching

Deegs unsinniger Donnerstag

Landesrätin Waltraud Deeg versteht keinen Spaß. Sie verlangt von der Pustertaler Zeitung die Entfernung eines Faschingsscherzes und droht mit Klage. Eine SVP-Farce.
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Foto: SALTO
Es ist Feuer am Dach der Pusterer SVP.
Aber dieses Mal sind nicht jene „Kräfte und Personen“ am Werk, „deren einziges Ziel offensichtlich darin besteht, der SVP zu schaden.“ (O-Ton SVP-Obmann Philipp Achammer auf der SVP-Landesversammlung am 5. September 2022), sondern der Streit unterm Edelweiss ist selbstgemacht.
In der Hauptrolle dabei: eine stellvertretende Landeshauptfrau, die anscheinend im wahrsten Sinne des Wortes keinen Spaß versteht, die Entfernung eines Faschingsscherzes fordert und auch am Tag danach noch mit Klage droht.
Die Geschichte ist nicht nur ein Paradebeispiel dafür, wie blank die Nerven bei manchen innerhalb der SVP sieben Monate vor den Landtagswahlen liegen, sondern sie zeigt auch, dass hohe SVP-Politikerinnen immer noch glauben, dass Zeitungen und Medien nach ihrer Pfeife tanzen müssen.
 

Die Mondlandung

 
Ausgegraben hat die Geschichte Silke Hinterwaldner, Redakteurin der Neuen Südtiroler Tageszeitung.  Die Fakten sind schnell wiedergeben.
Seit Jahren veröffentlicht die Pustertaler Zeitung (PZ) zusammen mit Radio Holiday am unsinnigen Donnerstag auf ihrer Facebook-Seite witzige und satirische Meldungen. So auch in diesem Jahr. Zum Handkuss kommen dabei der ehemalige Schützenkommandant Jürgen Wirth Anderlan als neuer Wanderführer, der Prettauer Bürgermeister Robert Alexander Steger als Schafhirte auf der Lahneralm oder die Team-K-Landtagsabgeordnete Maria Elisabeth Rieder als Kandidatin in der neuen RTL-Serie „Bachelorette“ (siehe auch untenstehenden Kasten).
Zudem wird auch ein mächtiges Trio aus der Pusterer SVP auf die Schippe genommen.
 
 
Es ist ein Faschingsscherz mit unerwarteten Folgen.
 

Humorlose Landesrätin

 
Kurz nachdem diese Meldung am Donnerstag online geht, schreibt Waltraud Deeg höchstpersönlich einen Kommentar darunter.
Die Landesrätin für Soziales, Familie, Senioren und Wohnbau:
 
„Fasching gut und recht und grundsätzlich sind meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ich für guten Humor immer zu haben. Wenn aber eine so verpackte Faschingskarikatur dazu verwendet wird, um die Arbeit der Verwaltung und meiner Person bewusst so darzustellen, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck vermittelt wird, die Wohnbauabteilung, deren Mitarbeiter oder meine Person hätten in der Angelegenheit Cians der Gemeinde Wengen nicht korrekt gehandelt, hört der Spaß für uns eindeutig auf. Daher bitte ich euch bei aller Wertschätzung für eure Arbeit das zu unterlassen. Beste Grüße, Waltraud Deeg.“
 
Abteilung? Mitarbeiter? Verwaltung? Steht davon etwas im PZ-Scherz?
Aber eine Politikerin, die sich schützend vor ihrer Mitarbeiter stellt, die erst gar nicht angegriffen wurden, kommt immer gut an.
Waltraud Deeg belässt es anscheinend aber nicht bei den „Besten Grüßen“.
 
 
 
Wenig später wird die Landeshauptmannstellvertreterin bei PZ-Chefredakteur Reinhard Weger vorstellig. Das Anliegen der hohen SVP-Politikerin: Der scherzhafte Post sei zu entfernen, ansonsten müsse man mit Konsequenzen rechnen.
Wenig später wird der Post auf der Facebook-Seite der PZ entfernt.
 

Anzeige gegen Parteifreunde?

 
Wie ernst es Waltraud Deeg meint, zeigt sich, als die Tageszeitung an diesem Freitag bei der Landesrätin nachfragt. „Das hat nichts mit Humor zu tun. Hier ist Schluss mit lustig. Das werden wir so niemals stehen lassen“, sagt Deeg. Die SVP-Politikerin bestätigt, dass sie derzeit eine mögliche Anzeige überprüfe. Und die stellvertretende SVP-Obfrau argumentiert so:
 
„Gerade im vergangenen Jahr haben wir sehr viel zu Lasten der Südtiroler Volkspartei erleben müssen. In jeglicher Hinsicht sind Grenzen überschritten worden, Fasching hin oder her. Das muss aufhören.“
 
Eine Klagedrohung, um die SVP also vor Spott zu schützen? Die edle Handlung einer unerschrockenen Ritterin unterm Edelweiss?
Es ist eine Lesart, die einen entscheidenden Schwachpunkt hat.
Eine Klagedrohung, um die SVP also vor Spott zu schützen? Die edle Handlung ein unerschrockenen Ritterin unterm Edelweiss?
Der Autor der inkriminierten Scherzmeldung ist der PZ-Redakteur Alexander Dariz. Dariz aber sitzt für die SVP als Vizebürgermeister in der Gemeinde Gais.  Zudem ist PZ-Chefredakteur Reinhard Weger Stadtrat für die SVP in Bruneck.
Damit wird das Ganze aber zum peinlichen Heimspiel in der Pusterer SVP. Ausgelöst von einer hohen Politikerin, die meint einen „großen Schritt für die Menschheit machen zu müssen“.
Vielleicht führt dieser Fall aber auch zur ersten Anwendung des neuen Ehrenkodex in der SVP. Dort heißt es unter Paragraph 2, "Grundsätze":
 
„Das Handeln der Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger der Südtiroler Volkspartei ist zudem von Kollegialität und Zusammenhalt geprägt.“
 
Zum Glück ist gerade Fasching.
 
 
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△rtim post Sab, 02/18/2023 - 15:34

Freiheiten gehören bei uns vor allem beschränkt, wenn man sie schon nicht ganz verbieten kann. Ein Unsinn nicht nur am Unsinnigen. Früher waren es einzelne, wie ein Herr Z*, zu deren Methode es gehörte, Unliebsame zu klagen. Mittlerweile scheint das regelrecht ein allgemeines Phänomen, vor allem in der SVP, zu werden. Eine wirksame Strategie offenbar. Vom LH abwärts. Hauptsache: Alle dürfen sich als Opfer geben.
Hellau!

Sab, 02/18/2023 - 15:34 Collegamento permanente
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Hartmuth Staffler Sab, 02/18/2023 - 17:24

Leider ist die Meldung von den drei Pustertaler Mondfahrer*innen nur eine Faschingsente. Ich hatte bei Anblick der drei feschen Astronaut*innen schon gehofft, sie würden tatsächlich auf den Mond geschossen. Dem Kollegen Franceschini gratuliere ich zu seiner neuen, verantwortungsvollen Aufgabe im Haus ATHESIA.

Sab, 02/18/2023 - 17:24 Collegamento permanente
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Georg Markart Sab, 02/18/2023 - 18:25

Wäre direkt neugerig ob Frau Deeg auch dann reklamiert hätte,wenn Herr Weger geschrieben hätte,nach der Rückkehr vom Mond hat Frau Deeg festgestellt,daß sie von den SVP Wählern zur Landeshauptfrau gewählt wurde.

Sab, 02/18/2023 - 18:25 Collegamento permanente