Economia | Reorganisation

Engele & Bengele

Mit 1. Jänner werden die drei neuen DME operativ. Doch vor allem im Osten des Landes weht ihnen eine steife Brise entgegen - an der auch ein Eng(e)l beteiligt ist.
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Foto: Screenshot

Es gibt Titel, die direkt aus dem Drehbuch für die Reorganisation der Südtiroler Tourismusorganisationen stammen könnten: „Marketinggesellschaft Meran wird IDM Südtirol“, hieß es auf der gestrigen Abschluss-Pressekonferenz der Marketinggesellschaft Meran (MGM). Elf Jahre lang hatte der Tourismusverband Destinationsmarketing für die Kurstadt und das Burggrafenamt betrieben. Nun übergibt er seine Aufgaben - wie auch sein Vinschger Pendant Vinschgau Marketing - an die neue Destinationsmanagementeinheit (DME) West.

Ein Schritt, der vor allem die Realisierung von Synergien zwischen den beiden bisherigen Verbänden und der IDM ermöglicht, unterstrich Kurt Sagmeister als zukünftiger Destinationsmanager der DME West.  Ein Beispiel? „In der Werbung erreichen wir so kritische Budgetgrößen, können größere Formate und Kampagnen realisieren“, so Sagmeister. Auch die fortschreitende Digitalisierung und die Mobilität, für die überregional innovative Verkehrskonzepte zu erarbeiten seien, sollen ab 2018 zentrale Themen in der DME West sein. „Der Gast von morgen interessiert sich nicht für die Grenzen der Tourismusvereine, sondern definiert seinen Erlebnisraum gemäß seiner Ansprüche“, sagt der künftige Destinationsmanager. 

Ein wenig schwieriger dürfte die Umsetzung dieser Philosophie für seinen Kollegen im Osten des Landes werden. Also Thomas Plank, der für das gesamte Projekt der Reorganisation der Tourismusorganisationen verantwortlich war und nun mit Jänner nach dem Absprung des ursprünglich dafür vorgesehenen Artur Costabiei die Agenden der DME Ost mit den Sitzen Bruneck und St. Christina übernehmen wird. Die ladinischen und Pusterer Tourismushochburgen waren von Beginn an die härtesten Gegner der Reorganisation. Und selbst wenn kurz vor Umsetzung der Reform nicht mehr groß öffentlich aufbegehrt wird, hat man mittlerweile Fakten gesetzt, die so gar nicht aus dem Drehbuch der IDM zu stammen scheinen. Während die Meraner also am Mittwoch ihre Marketinggesellschaft zu Grabe trugen, wurde im Gadertal eine Taufe gefeiert – die Gründung der Marketinggesellschaft Alta Badia Brand.

"Wir versuchen offen zu bleiben"

Die öffentlich-rechtlichen Tourismusverbände mögen Geschichte sein - die privaten feiern in der östlichen Landeshälfte gerade Hochjunktur. Nachdem Speckkönig Franz Senfer und seine Sextner Dolomiten AG bereits im Vorjahr für das Hochpustertal die neue Destinationsmarke „Drei Zinnen – Dolomites“  vorgestellt hatten, folgten die Grödner im September mit Val Gardena – Dolomites“ – und nun das Gadertal mit Alta Badia Brand. Eine Gesellschaft samt Marke, unter der nicht nur die drei Tourismusvereine Corvara-Colfosco, Badia und 
La Val, sondern auch lokale Matadore wie die Seilbahngesellschaft oder die Promotoren des Skiweltcups noch besser zusammenarbeiten wollen. Als Promotoren treten deshalb neben dem bisherigen Tourismusverbandspräsident Oscar Alfreider auch Hotelier Michil Costa von der Maratona dles Dolomites, Andreas Varallo von der Seilbahngesellschaft oder Marcello Varallo vom Skiweltcupkomitee auf. Und: Wie auch bei Drei Zinnen und Val Gardena trägt die neue Marke die Handschrift von Brand Trust, also des Nürnberger Marketingstrategieberaters, bei dem der frühere SMG-Chef Christoph Engl nach seinem Marathon für Südtirols Dachmarke neue Herausforderungen sucht.

Eine doppelte Watsche für die IDM, denen nicht nur die Wirtschaftstreibenden vor Ort, sondern auch ihr ehemaliger Manager einen Strich durch die eigenen Pläne machen. Zumindest Oscar Alfreider räumt in Interviews offen ein, dass die Alta Badia Brand in gewisser Weise eine Nachfolgeorganisation des Tourismusverbandes sei und ihre  Aufgaben sogar weiter gehen. Man könnte auch sagen, sich teilweise mit denen der DME Ost überschneiden. Das sieht man im Gadertal aber offenbar anders. „Wenn jetzt die Verbände aufgelöst werden, dann kann das nicht funktionieren“, sagt der Noch-Tourismusverbands Präsident gegenüber der Südtiroler Tageszeitung. Auch die IDM brauche einen Ansprechpartner vor Ort, deshalb gehe man von einer guten Zusammenarbeit aus. „Wir versuchen offen zu bleiben“, so Oscar Alfreider. Es wird ein spannender Auftakt 2018 für die neuen Destinationsmanager des Landes. Allen voran für jene der DME Ost.