Ambiente | Rabland

Schlechter Stil

Die Wirtschaftsbetriebe entlang der Vinschger Staatsstraße über die Entscheidung zur Ortsumfahrung, die Gründe der Gemeindeverwaltung und die Gegner.
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Foto: salto
Die Endscheidung um die Umfahrungsstraße Rabland wurde in den vergangenen Wochen kontrovers diskutiert. Nachdem salto.bz in mehreren Artikeln maßgeblich bis dahin unbekannte Hintergründe enthüllt hat, ersuchte eine Gruppe von Rablander Wirtschaftstreibenden auch ihrer Beweggründe darstellen zu können.
Diesem Ansinnen kommt die Redaktion gerne nach. Hier die Aussendung der „Wirtschaftsbetriebe entlang der SS38/Rabland“:
 

Ortsumfahrung Rabland: Kein Einknicken vor Lobbys, sondern durchdachte Entscheidung!

 
Die Gemeinde Partschins hat es mit den Polemiken rund um die Ortsumfahrung von Rabland landesweit zu trauriger Bekanntheit gebracht. Dabei wurde in zahlreichen Medienberichten der Eindruck vermittelt, als hätte die Gemeinde bei ihrer Entscheidung für die sogenannte Variante D nicht das Wohl des Dorfes, sondern einzig und allein das Wohl der „Wirtschaftslobby“ im Auge gehabt.
Das Gegenteil ist der Fall! Und es ist Zeit, von der emotionalen auf die sachliche Ebene zurückzukehren.
Dass das verkehrsgeplagte Rabland eine Ortsumfahrung braucht, darüber sind sich alle einig. Allerdings wird seit Jahren über die Trassenführung gestritten. Als sich der Gemeinderat Ende April mit 12 zu 6 Stimmen für die Variante D und gegen die Variante V aussprach, begann eine wahre Medienkampagne gegen Bürgermeister Albert Gögele, gegen die Gemeindepolitik und gegen die Hoteliers, deren Häuser direkt am Trassenverlauf der Variante V stehen.
Dabei wurden zahlreiche Unwahrheiten verbreitet, zum Beispiel, dass die Variante V bereits im Bauleitplan eingetragen war (was nicht stimmt!). Es wurde sogar konstruiert, dass ein Hotelier durch die Entscheidung für die Variante D ein Millionengeschäft macht, da ein von ihm erworbenes Grundstück zur Tourismuszone werden kann anstatt von der Variante V untertunnelt zu werden (wahr ist, dass der Hotelier einen Kaufvorvertrag für das Grundstück abgeschlossen hat, lange bevor überhaupt von der Variante V die Rede war).
 
Aber ohne auf alle haarsträubenden Unwahrheiten, die gestreut wurden, eingehen zu wollen: Dem Bürgermeister und den Gemeinderäten, die mit Zweidrittelmehrheit eine Entscheidung treffen, pauschal vorzuwerfen, gewissermaßen gemeinsame Sache mit den Hoteliers zu machen, ist ziemlich abenteuerlich.
Vielmehr hat sich die Gemeindepolitik die Entscheidung alles andere als leicht gemacht und sich für jene Lösung ausgesprochen, die – objektiv betrachtet – nach Abwägen aller finanziellen, geologischen und wirtschaftlichen Aspekte die sinnvollste ist, wissend, dass es die perfekte Lösung nicht gibt und jede Lösung Vor- und Nachteile hat.
„Der Gemeinderat hat eine demokratische Entscheidung getroffen, und dem Bürgermeister daraufhin Klüngelei mit einer Lobby vorzuwerfen, ist schlechter Stil, abgesehen davon, dass es auch persönlich verletzend ist.“
Der wirtschaftliche Aspekt war folglich nicht – wie dargestellt – der einzig ausschlaggebende, sehr wohl aber wurde er zwangsläufig mitberücksichtigt. Es ist eben auch ein gewichtiges Argument, wenn fünf Hotels, die mehr als 40.000 Gästenächtigungen oder rund 15 Prozent der Partschinser Gesamtnächtigungen generieren sowie rund 60 Mitarbeiter beschäftigen, in der mehrjährigen Bauzeit empfindliche Einbußen erleiden und möglicherweise sogar um ihre Existenz fürchten müssen. Die ursprünglich ins Auge gefasste Durchführung der Bauarbeiten nur während der touristisch schwächeren Wintermonate entpuppte sich als nicht durchführbar.
Aber noch einmal: Der wirtschaftliche Aspekt war einer von mehreren Aspekten.
Dass die Entscheidung des Gemeinderates ein Sieg der mächtigen Tourismustreibenden gegen die Landwirtschaft und gegen einfache Bürger ist, wie dies dargestellt wurde, stimmt nicht: Landwirtschaftlicher Grund wäre in jedem Fall betroffen gewesen.
Der Gemeinderat hat eine demokratische Entscheidung getroffen, und dem Bürgermeister daraufhin Klüngelei mit einer Lobby vorzuwerfen, ist schlechter Stil, abgesehen davon, dass es auch persönlich verletzend ist. Der Bürgermeister hat Verständnis für die Sorgen jedes einzelnen Bürgers, hat am Ende aber die Aufgabe, die gesamte Gemeinde im Blick zu behalten.