Economia | Online-Plattform

Keine halbe Sache

Wer auf halbehalbe.it einkauft, spendet die Hälfte des Kaufpreises für gemeinnützige Zwecke. Kann das in Zeiten des Turbo-Konsums funktionieren?
Thomas Kager und Matthias Keitsch
Foto: Felix Obermair

Wie genau sie auf den Namen gekommen sind, daran können sich Thomas Kager und Matthias Keitsch nicht genau erinnern: “Irgendwann war er einfach da.” Lange haben die beiden – und nicht nur sie – an “halbehalbe.it” getüftelt. Jetzt, kurz vor dem offiziellen Start der Online-Plattform, sagt Matthias Keitsch: “Ich bin gespannt, ob unser Projekt verstanden wird.”

Das Prinzip

Eigentlich ist es mehr als nur eine Online-Plattform, die Keitsch als Koordinator und Kager als Ideengeber ins Leben gerufen haben. Beide sind für Ex Libris tätig. Die als Genossenschaft organisierte Kommunikationsagentur ist beim Raetia-Verlag in Bozen angesiedelt. Und dort entstand auch die Idee zu halbehalbe.it. Das Prinzip dahinter ist einfach: Bei jedem Online-Einkauf geht die Hälfte des Kaufpreises an den Verkäufer, die andere Hälfte wird für einen gemeinnützigen Zweck gespendet. Zwei Dutzend Südtiroler Unternehmen und Non-Profit-Organisationen (NPOs) haben Kager und Keitsch bisher mit ins Boot geholt und von ihrer Idee überzeugen können.

Doch bis sie starten konnten – offiziell los geht es morgen Mittwoch, 25. Oktober – waren gar einige Hürden zu nehmen. “Die Grundidee ist, dass wir das Wirtschaftliche mit dem Gedanken, Gutes zu tun verbinden wollen.” Aber genau das rief bei einigen NPOs Skepsis hervor. “Für viele ist die Verquickung mit der Wirtschaft neu”, zeigt Kager Verständnis. Außerdem sind viele NPOs lose strukturiert und bevor eine Entscheidung getroffen wird, müssen Präsidenten und Vorstände gefragt werden. “Es war nicht einfach”, erinnert sich Matthias Keitsch. “Bei den Unternehmen hingegen läuft die Entscheidungsfindung schneller, da hieß es gleich Ja oder Nein”, fährt Thomas Kager fort. “Und wir hatten das Glück, auf viele empathische Unternehmer zu treffen, die die Spenden überhaupt erst möglich machen.”

“Du willst Gutes tun und umgibst dich gerne mit schönen Dingen? Du möchtest dich selbst und deine Freunde und Familie beschenken, hast aber den sinnfreien Konsum satt?” Mit diesen Fragen werden die Besucher auf halbehalbe.it willkommen geheißen. Wer sie mit Ja beantworten kann, dem wird der Ratschlag mitgegeben: “Dann mach doch halbe-halbe!”
‘Facciamo metà-metà’ ist auch im Italienischen ein geläufiger Ausdruck”, sagen Keitsch und Kager ein klein bisschen stolz. Dabei waren sie anfangs gar nicht sicher, ob sie das Versprechen, das sie mit diesem Namen geben, auch einhalten können.

Die Regeln

Unternehmen – allesamt heimische klein- und mittelständische Betriebe – bieten einen Teil ihres Sortiments auf halbehalbe.it zum Verkauf. “Sie entscheiden selbst, was sie anbieten, Neuheiten, Restposten oder Produkte aus dem Vorjahr – wichtig ist, dass die ursprüngliche Wertigkeit erhalten bleiben muss”, erklärt Keitsch. Dass es auf halbehalbe.it keine künstlich nach oben frisierten Preise geben darf, dass zum Beispiel ein Produkt, das ursprünglich 100 Euro gekostet hat, plötzlich um 150 Euro angeboten wird, ist auch im Vertrag festgehalten, der mit den Unternehmen abgeschlossen wird.
Ist der Kunde fündig geworden und bestellt ein Produkt, entscheidet er oder sie, an welche NPO die Hälfte des Kaufpreises gespendet werden soll. Alle Organisationen, die bisher dabei sind, haben das “Sicher-Spenden-Siegel”. und die Spenden sind für den Käufer steuerlich absetzbar. Geht es nach Kager und Keitsch, holen die Kunden ihren Einkauf bestenfalls direkt beim Unternehmen ab. Andernfalls wird er versandt – die Kosten dafür sind nicht im Preis inbegriffen und gehen zur vollen Gänze an den Verkäufer.

Ramschware wird man auf halbehalbe.it vergebens suchen. “Unsere Zielgruppe sind bewusste Kunden, nicht Schnäppchenjäger”, nickt Kager. Jetzt, zu Beginn, richtet man sich ausdrücklich an “Personen und andere Unternehmen, die womöglich auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk sind und mit dem Einkauf auf halbehalbe.it ein Zeichen setzen wollen”.

Die Erwartungen

Qualitätsprodukte von heimischen Unternehmen, verkauft an bewusste Kunden, die damit an Südtiroler gemeinnützige Organisationen und Vereine spenden – für Keitsch und Kager schließt sich mit ihrer Idee “ein Kreis”. Und es scheint, als hätten sie die sprichwörtliche Quadratur desselben hingekriegt: “Es gab viele knifflige Fragen zu lösen, insbesondere steuerrechtlicher Natur und was die Zahlungsmodalität betrifft”, gesteht Kager. “Wir haben verschiedene Anwälte, Steuer- und Wirtschaftsprüfer hinzugezogen und ein Modell nach dem anderen verworfen. Aber wir haben immer daran geglaubt, dass es klappt.” Die Grundsteine für den Erfolg sind gelegt, nun wartet man gespannt, wie das Projekt, für das es Beiträge sowohl vom Amt für Innovation als auch vom Raiffeisenverband gegeben hat, anläuft. “Hoffentlich vor Weihnachten”, schmunzelt Thomas Kager.
Abgesehen davon sehen er und Matthias Keitsch “viel Luft nach oben”, was die Anzahl der beteiligten Unternehmen angeht – “Hotels sind zum Beispiel ganz schwer für die Sache zu gewinnen”, verrät Keitsch – und was die NPOs betrifft. Für die beiden Initiatoren steht fest: “Die Anreize, auf halbehalbe.it mitzumachen, sind für alle da.”

Bild
Profile picture for user gorgias
gorgias Gio, 10/26/2017 - 07:52

Aus den AGB:
Bei Bestellung tätigt der wohltätige Käufer eine unwiderrufliche Spende an die von ihm individuell ausgewählte Non-Profit-Organisation (in Folge NPO); 50 % des Kaufpreises fließen an das verkaufende Unternehmen, 9 % erhält HALBEHALBE für den Service- und Verwaltungsaufwand und der resultierende Restbetrag des Kaufpreises von 41 % gilt als unwiderruflicher Spendenbeitrag im Namen des Käufers

Das bedeutet wenn ich etwas für 100 Euro kaufe dann behält sich die Seite 9 € und nur 41 Euro gehen Effektiv als Spende. Da überweise ich lieber selbst das Geld und kaufe mir die Dinge irgendwo anders als auf einer Spende von 50 Euro eine 18% Bearbeitungsgebühr von 9 Euro zu zahlen.

Ich finde halbe halbe ist ein Etikettenschwindel da aus der Hälfte für die NPO Geld abgezogen wird für die Verwaltung.

Und eventuell muss man für den Versand noch mal extra Zahlen:
Die für Waren, Gutscheine und Dienstleistungen angegebenen Preise enthalten die gesetzlich gültige Mehrwertsteuer. Eventuelle Versandkosten sind nicht im Preis inbegriffen, falls das jeweilige Unternehmen nichts anderes ausweist. Das Unternehmen hat freie Hand bei der Berechnung von etwaigen Versandkosten.

Gio, 10/26/2017 - 07:52 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user Michael Kerschbaumer
Michael Kerschbaumer Gio, 10/26/2017 - 11:49

In risposta a di gorgias

Ach Giorgina, wieder mal schlecht geschlafen oder wie?! wie gesagt es gibt da Pillen und so Zeug dafür..

"Da überweise ich lieber selbst das Geld und kaufe mir die Dinge irgendwo anders als auf einer Spende von 50 Euro eine 18% Bearbeitungsgebühr von 9 Euro zu zahlen."

Keiner zwingt Sie dazu. Kaufen Sie sich ihre Dinge für richtige Männer wie Sie es sind wo immer Sie wollen.

"Und eventuell muss man für den Versand noch mal extra Zahlen:"

Oh, nein so etwas habe ich noch nie gehört, dass man für den Online-Versand eventuell SOGAR noch etwas bezahlen muss. Na, das ist ja unerhört!!

"Ich finde halbe halbe ist ein Etikettenschwindel da aus der Hälfte für die NPO Geld abgezogen wird für die Verwaltung."

in 'Über uns' wird alles genau erklärt, wo Sie jetzt einen Etikettenschwindel sehen, bleibt mir schleierhaft.

Nochmals nur für Sie, weil Sie ja anscheinend Schwierigkeiten beim Lesen und verstehen haben:

"Wer hat was davon?
Ganz transparent erklärt profitieren bei jedem Kaufgeschäft, das über halbehalbe.it abgewickelt wird, insgesamt vier Parteien: der Käufer oder die Käuferin, die Non-Profit-Organisation (NPO), das Unternehmen (Händler), und halbehalbe.it selbst.

Deswegen „halbehalbe“
Das Unternehmen (der Händler) erhält bei jedem Verkauf über halbehalbe.it 50 % des Kaufpreises. Das entspricht genau der Hälfte des „Kuchens“.
In diesen 50 % ist aber die Mehrwertsteuer noch enthalten. Im Normalfall beträgt diese 22 %. Im Verhältnis zu den gesamten 100 % beträgt diese Steuer also 9 % und dem Unternehmen bleiben somit 41 %.
Wer’s nicht glaubt, der kann einfach nachrechnen: 50 : 1,22 = 41 %
Die zweite Hälfte unseres „Kuchens“ wird wiederum aufgeteilt. Die vom Käufer ausgewählte Non-Profit-Organisation bekommt 41 % der Kaufsumme. Dieser Betrag ist als Spende steuerfrei.
Die Onlineplattform halbehalbe.it bekommt für ihre Vermittlertätigkeit eine Provision von 9 % zugesprochen, mit denen das Betreiben des Portals finanziert wird. Diese Einnahmen werden zudem zusätzlich noch versteuert."

Gio, 10/26/2017 - 11:49 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user gorgias
gorgias Gio, 10/26/2017 - 14:02

In risposta a di Michael Kerschbaumer

>Das Prinzip dahinter ist einfach: Bei jedem Online-Einkauf geht die Hälfte des Kaufpreises an den Verkäufer, die andere Hälfte wird für einen gemeinnützigen Zweck gespendet. <

Das ist nicht der Fall, es werden eben nur 41% des Kaufpreises an die NPO gespendet.

Ihre Überlegungen mit der Mehrwertsteuer machen keinen Sinn und decken sich nur zufällig in den Zahlen annähernd mit dem Verwaltungsaufwand.

Ich beanstande die zusätzlichen Versandspesen, weil man bei dieser Aktion vordergründig das Versprechen erhält mit einen Einkauf, dass die Hälfte eine NPO erhält. Kommen noch Transportspesen dazu erhält die NPO auch noch weniger als die 41% des Geldes das insgesamt für den Kauf ausgegeben wurde. Von wegen Halbe-Halbe.

Ich habe dir Bezeichnung Halbe-Halbe als Etikenschwindel bezeichnet. Das ist unabhängig von dem was man in den AGB nachlesen kann.

Gio, 10/26/2017 - 14:02 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Gio, 10/26/2017 - 12:16

Der gute gorgias vergreift sich wie üblich wieder mal im Ton.
Netter formuliert könnte man sagen, dass wenn bei Spenden ein Dritter Provision dafür kassiert das ganze irgendwie einen faden Beigeschmack haben kann (wohlgemerkt "kann" wird hier von meiner Seite nicht zufällig benutzt). Solange das ganze offen und transparent mitgeteilt wird, braucht man keinen für so ein Geschäftsmodell anzuprangern.

Gio, 10/26/2017 - 12:16 Collegamento permanente