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Lebenskarusell

Zum Abschluss des heurigen Karl Plattner-Gedenkjahres wird am 25. Oktober eine letzte große Schau seiner Arbeiten in Bruneck eröffnet. Eine biografische Reise in Bildern.
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Foto: Lebenskarusell

100 Jahre Karl Plattner! Nach den Ausstellungen in Mals und Kastelbell im Frühjahr sind derzeit zwei Ausstellungen zu seinem Werk in Bozen zu sehen. Während die Alessandro Casciaro art gallery einen vertieften Überblick mit allen bedeutenden Themen und druckgraphischen Werken präsentiert, konzentriert sich die Ausstellung des Südtiroler Künstlerbundes in der Galerie Prisma auf ausgewählte grafische Beispiele, um die Auseinandersetzung des Künstlers und weitere auch zeitgenössische Druckverfahren und Druckbeispiele zu zeigen. Unter dem Titel hoch-tief-flach - von Karl Plattner bis heute werden Plattner-Arbeiten mit zusätzlichen Arbeiten von Paul Flora, Mirijam Heiler, Cindy Leitner, Petra Polli und Markus Vallazza ergänzt.


Auch der Museumsverein Bruneck lädt demnächst in Karl Plattners existenzielle Bilderwelt einzutauchen. In der von Eva Gratl und Carl Kraus kuratierten Schau Lebenskarussell wird den verschiedenen Facetten von Plattners Weltbild nachgespürt, festgemacht an den großen Themenkreisen zwischen Lebenskarussell, Leben und Tod, Einsamkeit, Kommunikationslosigkeit und Verzweiflung.

 

Als letztes von zehn Kindern wird Karl Plattner am 13. Februar 1919 in Mals im Vinschgau geboren. Mit vier Jahren verliert er den Vater und wächst unter der Obhut seiner Mutter auf. Plattners Wunsch zu malen äußert sich schon als Kind, wo er für die ganze Klasse malte. Nachdem es sein Vorhaben war, sich mit „Malen“ künftig seinen Lebensunterhalt zu verdienen, kommt er sofort nach Beendigung der Pflichtschule beim Anstreicher des Dorfes in die Lehre wo er das Metier gut lernt, dass er es wagen konnte in einen größeren Malbetrieb nach Brixen überzuwechseln. In Brixen beginnt er in seiner Freizeit zu malen. Durch die Bekanntschaft mit Anton Sebastian Fasal im Jahr 1938, einem Professor der Akademie in Wien, beginnt die Lehrzeit an der Akademie, die durch den Krieg bis 1945 unterbrochen wurde.


1945 ist Plattner frei und beschließt die verlorene Zeit aufzuholen und zu studieren. Er inskribiert sich zuerst in Florenz als außerordentlicher Hörer der Akademie, dann, ermutigt von seinem Professor, an der Akademie von Brera in Mailand. Getrieben von seinem Aufholwillen zieht es ihn 1949 nach Paris. Dort frequentiert er die Freie Akademie de La Grande Chaumerie und die Privatschule von André Lhote. 1949 und 1950 studiert und arbeitet Plattner in Mailand und Florenz. In diesen Jahren wird er in Südtirol mit den ersten Fresken beauftragt. 1950 übersiedelt er nach Frankreich, wo er seine zukünftige Frau Marie Josephe Texier, kennenlernt. Er verwirklicht die Kartone für die Fresken der Gefallenendenkmäler in Mals und Naturns, die er 1950-51 ausführt.

Meine Malerei entsteht wie ein Alphabet. Wie sich aus Buchstaben ein Wort bilden kann, so ergibt sich aus einem Farbfleck eine Form. Es ist eine organische Verbindung von Elementen, die zum Vorschein kommen, während die Arbeit im Werden ist. Beim Ausführen eines Werkes entdecke ich das Objekt oder das Subjekt, das sich herausbildet…
(Karl Plattner)

Seinen Wunsch, Europa zu verlassen, erfüllt sich Plattner mit seiner Frau in den Jahren 1952-54 und 1956-58, wo er in Brasilien lebt. Inzwischen gewinnt er einen Wettbewerb der Südtiroler Landesregierung und wird mit der Darstellung „schöpferischer, wirtschaftlicher und künstlerischer Tätigkeiten, oder Motiven aus der Südtiroler Landschaft“ an der Frontwand des Sitzungssaales des Südtiroler Landestags beauftragt. Von seiner endgültigen Rückkehr aus Brasilien stellt Plattner seine Werke in zwei Ausstellungen in Sao Paulo aus und malt ein Wandbild für die Zeitung „Folha da Manha“.

 

Die Bekanntschaft mit Clemens Holzmeister (1959), ist der Beginn einer beruflichen Beziehung und langen Freundschaft. Plattner verwirklicht im Auftrag Holzmeisters eine Tafel für das Festspielhaus in Salzburg. Es folgt wenig später die Pietà für das Kirchl in Alsack; das Gemälde, von der Bevölkerung nur sehr zögernd angenommen. Eine weitere Übersiedlung folgt. Diesmal nach Tourettes sur Loup in Südfrankreich, wo ihn die Nachricht des Zusammenbruchs der Brasilianischen Bank erreicht, wo er sein Geld lag. Es folgt die Übersiedlung nach Mailand, wo er in der Galerie Il Milione ausstellt.


Die Fresken in der Kapelle der Europabrücke folgen 1963-1964. Der Kunstkritiker Raffaele De Grada befand sie „als den reichsten erzählenden Zyklus über die Geschichte Europas“. 1965 malt er für die VersicherungsgesellschaftAustria AG das sechsteilige Triptychon „Das Lebensrad“. Plattner und seine Frau ziehen nach 15 Jahren Aufenthalt in Mailand nach Paris. Plattner erkrankt hier und arbeitet in einem Gefühl der Isolation. Erst nach vier Jahren, 1981, entschließt er sich zu einer Ausstellung in der Galerie Hervé Odermatt. Die nächste Bleibe ist Cipières an der Cote d’Azur, unterbrochen von Aufenthalten in Paris, Mailand und Burgeis. Karl Plattner stirbt, siebenundsechzigjährig, auf tragischer Art am 8. Dezember 1986.

 

Die Ausstellung Lebenskarusell in Bruneck wird am Freitag, den 25. Oktober, um 19 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis 26. Januar 2020.