Ambiente | Landesgebäude

Der Protest der Architekten

Die Architektenkammer protestiert gegen die Entscheidung der Landesregierung bei der energetischen Sanierung von Landesgebäuden einen neuen Weg einzuschlagen.
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Foto: aa
Mit großer Sorge entnehmen wir den Tageszeitungen, dass die Südtiroler Landesregierung beschlossen hat, die energetische Sanierung einer Reihe wichtiger öffentlicher Gebäude mit einer einzigen europäischen Ausschreibung über einen Betrag von 56 Millionen Euro an einen einzigen Wirtschaftsteilnehmer aus dem europäischen Raum zu vergeben“, schreibt Johann Vonmetz in einer Presseaussendung. Im Namen des Vorstandes der Südtiroler Architektenkammer protestiert der Vorsitzende gegen eine ehrgeizigen und innovativen Plan der Landesregierung. 
Alle Fachleute wissen, wie wichtig eine von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Planung und Bauleitung ist, um eine entsprechend hohe Qualität der Eingriffe zu erreichen“, heißt es in der Aussendung. Und weiter: „Aus diesem Grund ist die Wahl eines Ansprechpartners mit rein wirtschaftlichen Interessen, denen sämtliche planerischen und technischen Aspekte unterworfen sind, unserer Meinung nach unbedingt zu vermeiden." 
 

Die Gebäudesanierung + 

 
Vorvergangene Woche hat man im Palais Widmann ein ehrgeiziges Programm zur energetischen Sanierung von Landesgebäude vorgestellt, mit dem man auch auf entsprechende Fördergelder der EU zurückgreifen kann.
Die Eckpunkte: 27 Gebäude in Landesbesitz sollen in Kürze weniger Energie verbrauchen. Für die damit verbundenen Maßnahmen würden Investitionen von rund 56 Millionen Euros anfallen. Deshalb sollen nun Unternehmen die Arbeiten an Dächern, Fassaden, Fenstern, Beleuchtungs- und Heizungssystemen für das Land übernehmen. Dafür ermöglicht ihnen das Land Zugriff auf Gelder aus dem von der Europäischen Kommission eingerichteten Fonds eeef (European Energy Efficiency Fund) und die Unterstützung aus dem Program „Horizon 2020 ELENA“. Zudem erhalten die Unternehmen umfassende Beratung, um das Investitionsprogram vorzubereiten. 
 
 
Bautenlandesrat Massimo Bessone stellte das Vorhaben in Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft gemeinsam mit Generalsekretär Eros Magnago, dem Energy-Manager des Landes Daniel Bedin, der eeef-Vertreterin Lada Strelnikova, dem Direktor des Instituts für erneuerbare Energien der Europäischen Akademie (Eurac) Wolfram Sparber und dem Präsidenten der Agentur PensPlan Invest SGR Alexander Gallmetzer vor. Zudem unterzeichnete man auch einen entsprechenden Vertrag.
Wir haben hier eine Win-Win-Operation, denn wir sanieren die Landesgebäude praktisch kostenlos und wir brauchen außerdem durch die Sanierung künftig weniger Energie, was wiederum weniger Kosten für die Verwaltung sowie weniger Kohlenstoffdioxid (44 Tonnen könnten schätzungsweise eingespart werden) und weniger Umweltverschmutzung bedeutet“, erklärte der zuständige Landesrat Massimo Bessone am 13. Juli bei der Vertragsunterzeichnung. „Es ist ein strategisches Ziel der Landesabteilung Vermögen für die insgesamt 263 Immobilien in Landesbesitz mit insgesamt einer Million Quadratmeter Fläche gemeinsam mit dem Forschungszentrum Eurac Research und der KlimaHaus-Agentur einen Gesamtenergieeffizienzplan zu entwickeln", assistierte Daniel Bedin.
Wenn die Studien und Audits abgeschlossen sind, soll die Auswahl spezialisierter Wirtschaftsteilnehmer für den Bau und die Verwaltung der geschätzten Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro erfolgt. Dabei würde sich eeef und der PensPlan Invest, um geeignete Finanzierungsinstrumente und Gelder zu finden. Der Bieter, der den Zuschlag für die Energiesanierung bekommt, verpflichtet sich, die Arbeiten auszuführen und die Verwaltung der Gebäude für eine bestimmte Anzahl von Jahren, voraussichtlich etwa 20 Jahre, zu übernehmen. Der Auftragnehmer zieht seinen Gewinn aus den Energieeinsparungen – je besser also die Sanierung, desto mehr Einnahmen hat er. Das Land als Gebäudebesitzer zahlt die Energiekosten für die Verwaltung der Immobilien und hat eine garantierte jährliche Einsparung, die in der Ausschreibung festgelegt wird. Nach Ende des Projekts verwaltet das Land die energetisch sanierten Gebäude wieder selbst.
 

Augenmerk auf die Qualität

 
Die Architektenkammer kann diesem Programm wenig abgewinnen. Der Vorstand warnt jetzt in einer Aussendung, dass man damit den falschen Weg bestreite.
Es muss klargestellt werden, dass es sich bei der energetischen Sanierung um Eingriffe in bestehende architektonische Organismen handelt, die ihre spezifischen Merkmale, ihre Bedeutung im städtischen oder ländlichen Kontext sowie einen historischen und wichtigen Erinnerungswert für die Stadt haben. Viele dieser Gebäude oder Siedlungen, auch wenn sie nicht unter Denkmal- oder Ensembleschutz stehen, wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in den sechziger Jahren oder auch in jüngster Zeit erbaut und weisen eine hervorragende architektonische Qualität auf, die leider oft übersehen wird. 
 
 
Ihre bauliche Veränderung muss das Ergebnis einer bewussten Suche nach neuen architektonischen Formen oder der bewussten Entscheidung zur Erhaltung des überlieferten architektonischen Erscheinungsbildes sein, im Verhältnis zwischen den Gebäudeteilen, und nicht das Resultat eines simplen Einpackens mit einer Dämmschicht oder des Einbauens neuer hocheffizienter Bauteile und Anlagen. Aus diesem Grund fällt diese Art der Gebäudetransformation klar in den Bereich der Architektur, und folglich in den Kompetenzbereich von befähigten Freiberuflern, und die baulichen Maßnahmen zur Energieeinsparung müssen als Teil eines Ganzen gesehen werden.
Demnach sei die Vergabe en bloc an einen einzigen Wirtschaftsteilnehmer die falsche Maßnahme. „Umso mehr, wenn dies mit einer so großen Anzahl von Gebäuden multipliziert wird, die je nach Art, Typologie, Bauepoche, Baustil usw. völlig unterschiedlich sind“, heißt es in der Aussendung der Kammeraussendung abschließend.
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Hermann Trebo Mer, 07/24/2019 - 23:06

Den Architektinnen und ihrer Kammer wäre zu raten - sie sollten sich nächstens verstärkt den Bäuerinnen und denTouristikerinnen als Zusatzlobby anschliesen ! Denn so könnten sie voraussichtlich auch in politischen Kreisen wieder mehr Gehör und Unterstützung finden . Anstatt wie derzeit als Kammer in deren Vertretung ! und wo ein Großteil von qualifizierten und dort eingeschriebenen Architektinnen , nur mehr mit einem Hungerslohn über die Runden kommt !

Mer, 07/24/2019 - 23:06 Collegamento permanente